Girlfriend in a Coma
ist schwer für mich. Es ist ganz schön hart. Es geht um euch alle.«
»Uns?« fragt Karen.
»Ja. Euch alle. Und nur weil ich jetzt in der Lage bin, mich klarer auszudrücken als zu der Zeit, als ich noch lebte, heißt das nicht, daß ich mich dabei wohler fühle. Ich bitte, um Nachsicht. Ich bin hier, um zu euch darüber zu sprechen, daß ihr euer Leben und euch selbst umkrempeln müßt. Daß ihr Entscheidungen treffen und euch ändern müßt.«
32
Super Macht
»Ihr habt euch alle gefragt, wieso am Ende der Welt nur ihr acht übriggeblieben seid. Der Grund ist, daß euch allen ein großes, aber auch verwirrendes Geschenk zuteil wurde.“
»Verwirrend? Umpf«, sagt Karen. »Geschenk?« Hamilton glaubt mir nicht. »Mh-hm. Euch wurde ein Blick darauf gewährt, wie euer Leben wäre, wenn es die Welt nicht mehr gäbe.« Schweigen. Jeder beißt sich auf die Lippe. »Das ist wie in diesem Weihnachtsfilm«, sagt Pam. »Dieser Film, der jedes Jahr im Dezember lief, wieder und wieder, und nach dem achtzehntenmal hatte man irgendwie- die Schnauze voll. Ihr wißt schon: wie die Welt ohne einen selbst gewesen wäre.«
»So ähnlich, Pam«, sagt ich, »nur umgekehrt. Ich habe euch die ganze Zeit, seit Karen aufgewacht ist, beobachtet, um herauszufinden, inwieweit ihr euch verändern würdet, wenn es keine Welt mehr gäbe.«
»Warum wir, Jared?« fragt Linus. »Ich meine, warum nicht ein syphilitischer Reishändler mittleren Alters aus Lahore, Indien, mit ... ahm ... ahm ... einer Sammlung von ausgestopften Eichhörnchen.« Er stockt. »Oder ein fünfjähriges nigerianisches Mädchen, das nur ... ahm ... ahm ... mittels einer grün angemalten Barbie, die es in einer Gasse hinter der finnischen Botschaft gefunden hat, mit seiner Umwelt kommuniziert. Ich meine, warum wir? «
»Warum ihr? Bei dem Typen, den Jimmy Stewart in Its a Wonderful Life spielt, wollte das doch auch niemand wissen.«
»Das war der Titel«, sagt Pam.
»Nehmt es einfach so hin«, empfehle ich.
Richard räuspert sich.
»Du hast uns ausspioniert?« wirft Megan mir vor. Diese modernen Kids - so was von paranoid.
»Nein. Nur beobachtet. Und Mitleid gehabt. Und mir Sorgen gemacht. Und einen zuviel gekriegt.“
»Was war so falsch an unserem Leben, daß wir das letzte Jahr durchstehen mußten?« fragt Linus. »Jimmy Stewart hatte zumindest eine Lebenskrise. Unser Leben lief eigentlich ziemlich glatt.«
»Ja?« frage ich. »Ich meine, tat es das wirklich?“
» He, Jared«, sagt Hamilton, »du hast ja schließlich auch nicht gerade nur alten Omas über die Straße geholfen, als du noch hier unten warst. Wer bist du denn, daß du hier den Aufpasser spielst und uns erzählst, wie unser Leben zu sein oder nicht zu sein hat?«
»Erstens, Hamster, bin ich ein Geist, und das verschafft mir eine zusätzliche Qualifikation. Es war mir zwar nicht vergönnt, noch ein paar Jahrzehnte länger auf der Erde zu bleiben, aber ich habe gesehen du lieber Gott, Hamilton was erwartest du denn von mir - Flügel und einen Heiligenschein?“
»Ers-«
Karen unterbricht: »Würdet ihr Testosteron-Nasen bitte mal die Klappe halten? Psst! «
Wendy sagt: »Jared, ich habe den Eindruck, daß wir letztes Jahr eigentlich irgend etwas anderes hier unten hätten tun sollen - und daß wir eine Art Prüfung nicht bestanden haben.«
»Ja«, fügt Richard hinzu. »Und was, wenn wir das Richtige getan hätten, Jared? Was hätten wir gewonnen - einen Flug nach Rom mit Sabena Airlines? Einen Jahresvorrat Miracoli? Vielleicht ist es dir noch nicht aufgefallen, aber die Erde ist inzwischen ein, einziger Trümmerhaufen. Es gibt nicht viel, was wir verändern könnten, selbst wenn wir wollten. Was - sollen wir etwa eine neue menschliche Rasse gründen? Eine neue Zivilisation? Eine neue Arche Noah bauen? Ein Vermächtnis schaffen? Wir wissen nicht mal, was wir in ein oder zwei Jahren noch essen können. Astronautennahrung? Einander?«
Wendy fügt hinzu: »Jared, hier ist jetzt alles verstrahlt. Und das Wetter ist kein Wetter mehr. Wir können nicht für fünf Jahre planen, wenn wir noch nicht mal in der Lage sind, für eine Woche zu planen.«
»Wendy, du trägst unser Kind unter deinem Herzen«, sagte ich ... ups. »Was für ein Leben soll er denn deiner Ansicht nach führen?«
Wendy erwidert: »Er? Du weißt schon das Geschlecht? Wenn du die Zukunft kennst, Jared, hättest du dir das vorher überlegen sollen.«
»Warte warte warte warte warte«, sagt Linus. »Ihr zwei habt's
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