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Girlfriend in a Coma

Girlfriend in a Coma

Titel: Girlfriend in a Coma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Coupland
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heraus auf den Balkon, wirft Pam und Linus wütende Blicke zu, schaut auf die Stadt und pöbelt weiter vor sich hin. »Laß uns abwaschen«, sagt Pam.
    Doch am Ende bleiben Pam und Linus länger als die anderen. Pflichtgefühl. Linus sagt: »Meine Eltern sind gerade zu Besuch bei Verwandten im Fräser Valley, mindestens eine Stunde entfernt. Pam, wirf mal einen Blick durch dieses Fernglas - auf den Straßen regt sich nichts.« Pam sieht hindurch. »Meine Eltern«, sagt sie und senkt das Fernglas behutsam. »Sie sind mit Richards Eltern unten in Bellingham - Winterschlußverkauf.“
    »Hamilton?“
    »Zu Hause. Wendy?«
    »Die schiebt eine Doppelschicht im Krankenhaus.« Sie drehen sich um, und ihre Blicke treffen sich: Angst. Gareths Leiche liegt immer noch auf dem Boden, als der Himmel sich verdunkelt. Ein paar Crewmitglieder, die in dem alptraumhaften Verkehr nicht weiterkommen und nicht wissen, wo sie sonst hinkönnen, kehren zum Haus zurück. Gemeinsam wickeln sie Gareth in eine Segeltuchplane und legen ihn in ein kühles Gartenhäuschen, wo er vor Tieren geschützt ist. Und ein paar Minuten später, als Linus und Pam in ihrem Wagen aus der Auffahrt biegen, fällt im gesamten Viertel der Strom aus, und sie fahren unter einem rußgrauen Himmel den Berg hinunter.

    Wendys »Tag« hatte bereits die Sechsundzwanzig Stunden Marke überschritten, als ihre erste Schläferin zu Beginn der Mittagspause tot im Krankenhaus eintraf - eine Hausfrau aus North Van, die ein Nachbar schlafend auf ihrer Eingangstreppe gefunden hatte, in der Hand die Leine ihres Collies, der winselnd daneben saß. Während Wendy noch diesen Leichnam untersuchte, wurden zwei weitere Schläfer zur Tür hereingebracht - ein achtjähriges Mädchen, das auf einer Schaukel eingeschlafen; war, und der Mann einer älte ren Frau, der auf der Fahrt zum Tierfutterladen auf dem Beifahrersitz ihres Wagens eingeschlafen war. Sie glaubte, er habe vielleicht einen Schlaganfall gehabt. Und dann zerriß das Band der Normalität. Im Laufe der nächsten paar Stunden nahmen Wendy und ihre Kollegen etwa hundert weitere Schläfer auf, die wegen der Überlastung der Rettungswagen zum größten Teil von Freunden oder Verwandten zum Krankenhaus gefahren wurden. Und für jede Leiche, die in die Klinik gebracht wurde, gab es dort draußen Hunderte, wenn nicht Tausende, die es nicht schafften.
    Später wurde im Radio bekanntgegeben, die Krankenhäuser seien nicht in der Lage, weitere Patienten aufzunehmen. Über diese neue Krankheit sei nichts bekannt, und eine Therapie gebe es auch nicht.
    Die Angst und Verwirrung unter den Ärzten und Pflegern ist unbeschreiblich, aber sie arbeiten weiter. Wendy erreicht die Vierunddreißigstundenmarke und schläft beinahe im Stehen ein, doch gleichzeitig hat sie das dringende Bedürfnis, nach Hause zu fahren - um nach Linus zu sehen - Linus -, und dann muß sie noch muß sie noch was? Die Telefone sind tot, auch die Handys.
    Jetzt passiert, was Karen vorausgeahnt hat. Außerdem hat es etwas mit Pams und Hamiltons Stereoträumen zu tun. Die Antwort ist nicht im Krankenhaus zu finden. Die Antwort wartet zu Hause in der Rabbit Lane.
    Als sie über die wie gefällte Baumstämme im Weg liegenden Toten steigt, ist sie fast so müde wie die Schläfer. Sie kann nachempfinden, daß sie sich, wenn sie müde werden, ohne jede Furcht hinlegen, wo immer das Bedürfnis sie überkommt. Wendy geht es ähnlich, aber sie weiß, daß sie im Moment nur Schlaf braucht, nicht den Tod. Linus hat sie gestern bei der Arbeit abgesetzt, denn ihr eigenes Auto war in der Werkstatt. Sie stellt fest, daß die einzige Fortbewegungsmöglichkeit, die ihr jetzt noch zur Verfügung steht, Laufen ist: Taxis gibt's nicht mehr; keinen Schimmer, wie man ein Auto klaut. Zu Fuß wird sie ein paar Stunden brauchen, aber trampen will sie nicht - selbst draußen auf der Lonsdale Avenue scheint sich jeglicher zivilisierter Anstand in Luft aufgelöst zu haben. In der Dunkelheit marschiert sie hinauf zum Trans-Canada-Highway, wo die Autos mit Geschwindigkeiten fahren, die sie für unvorstellbar gehalten hat. Sie sieht zwei Unfälle - entweder Schläfer oder Bleifüße - aber es sind keine Notarztwagen in Sicht. Niemand scheint das Tempo zu drosseln, nicht mal, um mal genüßlich zu gaffen - für Menschen ein äußerst ungewöhnliches Verhalten, findet Wendy. Während sie noch darüber nachsinnt, explodiert ohne jede Vorwarnung die Esso-Tankstelle bei der Westview-Autobahnbrücke wie ein

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