Girlfriend in a Coma
Skitter spielt an seinem Schnurrbart und grinst: »Ich mache einen kleinen Schaufensterbummel. Megan, Jenny. Kommt ihr mit?“
»Bring mich nach Haus«, sagt Megan. »Was - zu deinem Dad?“
»In die Rabbit Lane, du Schwachkopf.« Minuten später fahren sie hinaus auf die Hauptstraßen des Vororts, und dort regiert das Chaos. Ampeln werden ignoriert; Autos fahren über Rasenflächen; Wagen, in denen Schläfer sitzen, werden von robusteren Autos von der Straße geschoben. Der Besitzer, eines Tante-Emma-Ladens steht mit einer abgesägten Schrotflinte vor seiner Ladentür, eine Waffe, die Megan dank lebenslangen Fernsehkonsums wiedererkennt.
Jenny zappelt fluchend auf dem Beifahrersitz herum. Ihr fallen angesichts des Ausmaßes der Krise fast die Augen aus dem Kopf. Überall liegen Schläfer - in Autos, auf Gehsteigen, auf Parkplätzen. »Mann, das ist einfach zu und zu abartig. Skitter, ich will nach Hause.«
»Gleich. Erst will ich was einkaufen.«
»Alle sind auf dem Weg nach Hause«, sagt Megan sich, und sie fragt sich, was mit diesen Menschen geschehen wird, wenn sie erst einmal zu Hause sind. Werden sie auf den Tod warten? Werden sie einfach stillsitzen? Ihr wird klar, daß es keinerlei taktische Vorteile hat, zu Hause zu sein. Zu Hause kann man rein gar nichts tun. Und dennoch - wo soll man sonst hin?
Der Wagen hält an einem Shopper's Drug Mart in Lynn Valley, auf dessen Parkplatz es jetzt rumst und quietscht wie in einem Autoscooter. Alle haben ihre Wagenfenster geschlossen, und viele Fahrer brettern auf ihrer Flucht einfach quer über die Grünflächen. Der Strom ist ausgefallen. Skitter springt aus dem Auto, die Taschen seiner Daunenjacke voller Handfeuerwaffen. Megan und Jenny beobachten, wie ein Polizist Skitter am Haupteingang des Einkaufszentrum wieder fortschickt. Skitter tötet ihn auf der Stelle per Kopfschuß, und die beiden Mädchen kreischen und springen aus dem Wagen. Skitter ist durchgedreht.
Megan läuft zu dem Officer hinüber und nimmt seinen leckenden Kopf in den Schoß. Sie hört einen weiteren Knall aus dem Innern des Einkaufszentrum und sieht ein paar Versprengte rausrennen, die seltsame, gestohlen aussehende Gegenstände umklammern: riesige Zigarettenkartons und Kisten mit Küchengeräten. »Jenny!« Megan dreht sich um, aber Jenny ist auf einer Bank ganz in der Nähe eingeschlafen.
Ihr Mund steht offen, und eine vergessene Zeitung flattert unter ihrer Zunge.
Schon wieder durchschneidet ein Knall die Luft. Megan läuft zur Seite des Parkplatzes, die dem Auto gegenüberliegt, und versucht sich zu sammeln. Kurz darauf verläßt Skitter den Drug Mart mit Kartons voller verschreibungspflichtiger Tabletten. Er schaut sich um, vermutlich eher nach weiteren bewaffneten Gegnern als nach Megan, und als er den Wagen erreicht, schleudert er die Kartons auf den Rücksitz, und dann ... und dann ... nichts.
Megan geht hinüber, um besser sehen zu können; Skitter ist auf dem Fahrersitz eingeschlafen. Sie ist zu durcheinander, um Angst um ihr eigenes Leben zu haben. »O Gott - o Gott.« Die Mails scheinen menschenleer, und das Treiben auf dem Parkplatz hat sich so weit beruhigt, daß kaum noch ein Wagen dasteht. Die Autos auf der Straße darüber rasen, hupen, rempeln einander an und quietschen. Wie soll sie bloß nach Hause kommen? Der Himmel verdunkelt sich. Sie kann sich selbst atmen hören. Es macht sich bemerkbar, daß der kürzeste Tag des Jahres gerade erst eine Woche her ist. Beim Anblick des toten Skitter graust sie sich zu sehr, um seine Tasche nach seinen Autoschlüsseln zu durchsuchen. Sie schleicht sich ins Einkaufszentrum, das jetzt nur von der Notbeleuchtung erhellt wird. Aus einem Sportgeschäft nimmt sie sich ein Mountainbike und aus dem Drugstore ein paar Tylenol-2, zwei Neun-Volt-Taschenlampen und Blubblicious-Kaugummi. Ein verirrter Springerspaniel bellt hinter ihr, und sie zuckt zusammen. Draußen, wieder in Skitters Wagen, schnappt sie sich zwei Revolver und macht sich dann auf den Weg, um durch die Hölle auf der Autobahn nach Hause zu navigieren. Die zwei Meilen lange Fahrt von Lynn Valley bis Westview ist bei weitem wahnwitziger, als sie sich je hätte träumen lassen. Nichts bewegt sich, außer Motorrädern und ein paar Irren, die auf den Seitenstreifen, und über die Böschungen fahren und dabei alles übermangeln, was ihnen im Weg steht. Dreimal versuchen Männer, sie aufzuhalten, um ihr. das Fahrrad abzunehmen; dreimal schießt Megan ihnen in die Füße oder knapp
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