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Girlfriend in a Coma

Girlfriend in a Coma

Titel: Girlfriend in a Coma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Coupland
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Sirenen, die die Musik übertönen. Sie mustert in dem wäßrigen Mittagslicht ihre Arme: Sie ist stärker geworden. Sie ernährt sich gut. Sie macht Gymnastik. Sie nimmt keine Drogen mehr, und in Skitters Haus kommt sie sich albern vor - als ob sie in die siebte Klasse zurückversetzt worden wäre. Dumm von ihr, hier zu landen. Sie kann gedämpft hören, wie Skitter und Jenny es im Schlafzimmer treiben. Der erste Schluck Kaffee verbrennt ihr die Zunge, und sie vertreibt sich träge die Zeit damit, ein paar unaufgelöste Pulverklümpchen auf dem Kaffee zum Schmelzen zu bringen. Sie liest eine Zeitlang Biker-Magazine, und die Zeit schwindet dahin. Ihr wird übel, und sie läuft wieder hinaus zum Blumenbeet. Dort, nach einem trockenen Würgen, hebt sie den Kopf und sieht ein Paar Beine in einer karierten Hose, die hinter einer Ecke des Nachbarhauses hervorragen. Neugierig geht sie hinüber. Es ist ein älterer Mann - sechzig? Offenbar hat er einen Herzinfarkt gehabt. Sie klingelt an der Tür des Hauses, aber niemand macht auf, daher kehrt sie zu Skitter zurück, um einen Krankenwagen zu rufen. Das Telefon ist tot.
    Im Radio läuft ein Song - »Blue Monday« - ein rhythmischer Klagegesang aus den 80ern. Dann verstummt es. Megan geht hin, um einen anderen Sender einzustellen, aber alle Sender klingen fremd. Die Musik ist-verschwunden.; Jetzt sind nur noch Stimmen zu hören: Es herrscht Krisenzustand, aber Genaueres können die Behörden nicht sagen. Im wesentlichen geht es darum, daß überall in der Stadt Menschen sterben wie die Fliegen - eine Panik bringt den Stadtverkehr zum Erliegen und erzeugt ungeahnte Brutalität. Megan schaut aus dem Fenster: Kleine Vögel flattern in den Tannen herum; ein Hauch von Regen. Hier kann es unmöglich eine Krise geben. Ist das ein Witz? Der Radiosender hat beschlossen, keine Musik mehr zu spielen; andere Sender haben das gleiche getan. Überall fordern die Sprecher die Menschen auf, nicht in Panik zu geraten, keine Telefone zu benutzen und keinen Strom zu verbrauchen, es sei denn, ihre Lage ist kritisch. Megan findet diese Meldung wichtig genug, um Skitter und Jenny Bescheid zu sagen, und sie klopft an die Schlafzimmertür keine Reaktion. Sie klopft lauter, worauf Skitter brüllt: »Herrgott noch mal. Ich bin beschäftigt. Zieh bloß Leine!« Megan klopft erneut. Skitter reißt die Tür auf und sagt: »Was?« Jenny sitzt mit trotzigem Gesichtsausdruck im Hintergrund, zündet sich eine Zigarette an und präsentiert ihre Brüste.
    »Es herrscht Krisenzustand.«
    »Dafür hast du mich aus dem Bett geholt?«
    »Krisenzustand. Eine Seuche. Die Leute sterben. Wie im Film.«
    »Hau ab. Das ist ein beschissener Witz.« Skitter schließt die Tür ab, und Megan hämmert wieder dagegen; er kommt zurück und schickt sie erneut weg. In diesem Moment trotten Skitters Autobastlerfreunde Randy und Scott zur Haustür herein, beide ganz bleich. »Hey, Megan. Ist Skitter da drin?“
    » Pffb.«
    »Skitter«, schreit Randy, »die ganze Stadt ist im Arsch, Mann. Was sie in den Nachrichten sagen, stimmt wirklich.“
    »Randy; ich ...«Skitter. blickt in die drei Gesichter vor seiner Tür. Er schlingt sich ein Handtuch um die Hüften. »Okay. Stellt den Fernseher an.“
    »Skitter«, greint Jenny, »komm wieder her.“
    »Nicht jetzt, Lolita. Jetzt ist Action angesagt.« Megan sagt: »Was bist du bloß für ein Schwein, Skitter. Du glaubst auch nur, was ein Mann dir sagt.« Bald sitzen alle im Wohnzimmer vorm Fernseher. Die CNN-Bilder, die sie sehen, schlagen sie fest in ihren Bann: Helikopter-Aufnahmen von rauchenden Stadtzentren - Atlanta? Los Angeles? New York? In allen Großstädten ist Chaos ausgebrochen; alle großen Brücken und Tunnel sind hoffnungslos verstopft, die Straßen, auf denen sich durch Unfälle überall der Verkehr staut, sehen aus, als habe ein Kind den Inhalt seines Halloween-Sacks aufs Pflaster geschüttet. Ein Hubschrauber der Lokalnachrichten zeigt Bilder von Vancouvers unpassierbar gewordenen Autobahnen und Brücken. Fußgänger, die wie Evakuierte anmuten, kämpfen sich zu ihrem Zuhause weit draußen in den Vorstädten durch, wobei sie gelegentlich vorsichtig über Leichen hinwegsteigen müssen. Geplündert wird kaum - die Menschen haben zuviel Angst vor Verseuchung, um zu stehlen.
    Die fünf in Skitters Wohnzimmer starren aus dem Fenster auf das Grün des Hintergartens. Ist das ein schlechter Traum, den sie gemeinsam träumen? Randy und Scott machen sich auf den Weg nach Haus.

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