Girlfriends 04 - Kuess Weiter, Liebling!
am Wäsche-und Vorratsraum vorbeikam, drang das dumpfe Stampfen ätzender Hip-Hop-Musik aus der im Haus integrierten Beschallungsanlage schmerzlich an seine Ohren. Er betrat einen kleinen Raum, aus dem jeder Winkel des Hauses kontrolliert werden konnte, und würgte die Anlage ab. Jetzt, wo er inzwischen seit drei Jahren dauerhaft in dem Haus lebte, beherrschte er die meisten Apparaturen, Knöpfe und Schalter.
»Tiffany«, rief er, während er in die Küche lief und die Lebensmittel auf der honigfarbenen Marmortheke abstellte. Sekunden, nachdem er auf der Terrakotta-Treppe eilige Schritte vernahm, tauchte seine Tochter auf. Sie hatte sich ihr langes blondes Haar zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden und trug ein blaues T-Shirt und eine Flanellhose. Tiffanys Arme und Beine waren lang und schlaksig, und ihr Körper musste sich ihrem breiten Mund und ihren großen grünen Augen erst noch angleichen. Wenn es einmal so weit war, würde sie zweifellos genauso schön wie ihre Mutter sein.
Ein Mädchen mit dunkelbraunen Haaren und erstaunlich blauen Augen folgte ihr auf den Fersen.
»Hast du die Cola besorgt?«, fragte seine Tochter und fiel über die Tüte her.
Zach hielt eine Antwort für überflüssig, weil seine Tochter den Sechserpack schon aus der Tüte zerrte und damit zum Kühlschrank aus rostfreiem Stahl lief. »Süße, du musst mir deine Freundin vorstellen.«
»Ach ja.« Tiffany schnappte sich zwei Dosen Cola und schloss den Kühlschrank wieder. »Kendra, das ist mein Daddy.« Sie lief zu ihr und reichte ihr eine Cola. »Daddy, das ist Kendra. Sie ist neu an meiner Schule.«
»Freut mich, dich kennenzulernen, Kendra«, sagte er, während er den Küchenschrank öffnete und die Cornflakes-Schachtel wegstellte. »Woher kommst du?«
»Aus Fort Worth.«
»Bist du ein Cowboy-Fan?«
»Nein, Sir. Ich sehe mir keine Football-Spiele an.« Mit einem Knacken öffnete sie den Verschluss ihrer Cola und trank einen Schluck. »Mein Daddy hat mich immer zu meiner Großmama in South Carolina mitgenommen, und dann sind wir manchmal nach Darlington gefahren.«
»Ah, du bist ein NASCAR-Fan.«
Sie zuckte gleichgültig mit den Schultern und sah sich neugierig in der Küche um. »Das war ziemlich langweilig.«
»Kannst du glauben, dass sie Football nicht mag?«, fragte Tiffany fassungslos und schnappte sich die Chipstüte. »Ich hab noch nie jemanden kennengelernt, den das nicht interessiert.«
»Ich hab mal in der Fußball-Mannschaft meiner Schule gespielt.« Kendra richtete den Blick wieder auf Zach. »Das ist so ziemlich dasselbe.«
Tiffany schnappte entsetzt nach Luft, und Zach lachte. »Sag das hier in der Gegend nicht zu laut«, riet er ihr und wechselte das Thema, damit sie nicht noch mehr unverzeihliche Fauxpas beging. »Was führt dich nach Cedar Creek?«
»Meine Mama hat hier mal gewohnt. Mein Daddy und sie lassen sich scheiden, deshalb sind wir für eine Weile hergezogen.«
Mehr sagte Kendra nicht dazu, und Zach hakte nicht nach.
»Komm.« Tiffany öffnete die Chipstüte und lief an ihrer Freundin vorbei. »Wir sehen uns einen Film an.«
»Ich geh jetzt ins Bett, also seid bitte leise. Und versucht, zu einer vernünftigen Zeit schlafen zu gehen.« Zach sah die zwei nur noch von hinten, die schon die Treppe hinab in den Raum eilten, den seine Frau hochtrabend »den Kinosaal« genannt hatte, der aber eher ein riesiger Familienraum mit einem HDTV-Fernseher mit 180-Zentimeter-Bildschirm war.
Zach ließ das Licht in der Küche brennen, schaltete aber die anderen Lampen aus, während er durchs Haus lief. Im Wohnzimmer waren die Ledersofas, Sessel und Beistelltischchen aus Holz beiseitegeschoben worden. Anscheinend hatte Tiffany ihre Tanznummern geübt, was auch die laute Musik bei seiner Ankunft erklärte. Anders als ihre Mutter war Tiffany keine Cheerleaderin. Sie machte viel lieber bei der Schultanzmannschaft mit. Die Koordination und das Timing hatte sie von beiden Elternteilen geerbt, doch ihr erbittertes Konkurrenzdenken kam direkt von ihm. Zwar hatte man das auch Devon nachgesagt, doch sie war eher von ausgeprägtem Territorialverhalten getrieben gewesen.
Er durchquerte den Eingangsbereich und lief über den Flur ins Schlafzimmer. Das Haus verfügte über begehbare Kleiderschränke für beide Eheleute, aber Zach hatte sich nie viel aus Kleidern gemacht. Er besaß ein paar schöne Anzüge, bevorzugte aber Klamotten aus 100 Prozent Baumwolle, weshalb sein Schrank ziemlich leer war. Bis vor einem Jahr, als
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