Girlfriends 04 - Kuess Weiter, Liebling!
Schulversicherung gibt es vermutlich nicht?«
»Keine, die alles abdeckt, aber das braucht Miz Tate ja nicht zu wissen.« Er schüttelte dem Arzt die Hand. »Danke, dass Sie sich um Don kümmern.«
Die schwarzen Sohlen von Zachs Puma-Schuhen hinterließen Schlieren auf dem Boden, als er die Notaufnahme verließ. Die automatischen Türen öffneten und schlossen sich, und er trat aus dem grellen Licht in die texanische Nacht, die von
Millionen von Sternen erhellt war, die sich eng gedrängt am endlosen schwarzen Himmel tummelten. Er zog den Reißverschluss seiner grünen Jacke zu, auf der in goldenen Lettern die Worte »Cedar Creek Cougars« prangten. Seit seiner Ankunft vor ein paar Stunden hatte sich der Parkplatz gelichtet, und nur wenige kreisförmige Lichtflecke erhellten den Asphalt. Er griff nach seinem Handy, das am Gürtel festgeklemmt war, und schaltete es ein, während er über den Parkplatz zu seinem silbernen Cadillac Escalade ging. Seine Entscheidung für einen Geländewagen hatte nichts mit dem Aufmotzen von Cadillacs zu tun, sondern mit der Geräumigkeit. Mit seinen 1,93 Metern und 100 Kilo mochte Zach es bei den meisten Dingen etwas geräumiger. Er hatte mal einen Porsche gehabt, ihn aber schon nach drei Wochen wieder zurückgegeben. Ihn zu fahren hatte sich angefühlt, wie in einem Spielzeugauto zu sitzen.
Das Handy piepste, und er schaute auf das leuchtende Display. Mit dem Daumen scrollte er die Liste der entgangenen Anrufe herunter und hielt bei der letzten Nummer inne. Er tippte auf den »Anruf«-Knopf, und nach mehrmaligem Tuten erklang die Stimme seiner dreizehnjährigen Tochter.
»Wo bist du?«, fragte sie.
Wenn er sich verspätete, machte Tiffany sich Sorgen. »Da, wo ich dir gesagt habe.« Es war zwar verständlich, aber der Tod ihrer Mutter Devon war jetzt drei Jahre her, und sie flippte immer noch aus, wenn sie ihn nicht erreichte. »Was brauchst du denn?«
»Wir haben keine Cola mehr. Kannst du auf dem Weg noch welche besorgen?«
Zach warf einen Blick auf die silberne Rolex, die er an dem Tag geschenkt bekommen hatte, als er aus der NFL, der Nationalen Football-Liga, ausgeschieden war. »Tja, es ist schon nach Mitternacht.«
»Wir haben aber Durst.«
Tiffany hatte eine Freundin zum Übernachten da. Normalerweise wäre er schon längst zu Hause, aber nach dem Spiel war er sofort ins Krankenhaus gefahren.
»Und Chips brauchen wir auch noch«, fügte sie hinzu.
Er schob die Hände in die Taschen und zog seine Schlüssel heraus. »Ich halte auf dem Weg kurz beim E-Z MART.« Er verzog seine Tochter. Er wusste es, aber das passierte eben, wenn man Schuldgefühle hatte. In Tiffanys ersten zehn Lebensjahren war er nicht viel zu Hause gewesen. Jetzt musste er sowohl Mutter als auch Vater für sie sein, und er war sich ziemlich sicher, dass er es vermasselte. »Was für Chips wollt ihr denn?«
»Lay’s Barbecue.«
Er schaute über die Motorhaube seines Fahrzeugs zu dem kastanienbraunen Toyota Celica, der mit der Frontseite zu seinem Geländewagen zeigte, und sein Blick blieb an den langen Beinen und dem runden Hintern der Frau hängen, die an der geöffneten Beifahrertür stand. Sie hielt mit einer Hand die Tür offen, während sie mit jemandem im Wagen sprach. Sie trug Jeans und einen weißen Pullover und stand genau in dem Lichtfleck, der auf ihre langen Locken leuchtete.
»Daddy?« Ihr dichtes blondes Haar erinnerte Zach an ein Mädchen, das er einmal gekannt hatte. Ein Mädchen mit großen türkisfarbenen Augen und weichen rosa Lippen. Ein Mädchen, dessen leises Stöhnen ihn immer ganz wild gemacht hatte, wenn er sie auf die süße Stelle knapp unter dem Ohr geküsst hatte.
»Daddy?«
Zachs Mundwinkel verzogen sich zu einem wissenden Lächeln. An dieses Mädchen hatte er lange nicht mehr gedacht.
»Daddy, bist du noch da?«
Er riss sich vom Anblick der Frau los und schaute auf die
Schlüssel in seiner Hand. »Ich bin noch dran. Was brauchst du sonst noch?« Er schloss den Escalade auf und stieg ein.
»Nichts, aber beeil dich!«
»Schon unterwegs, Kleines.« Er ließ den Geländewagen an und warf noch einen letzten Blick auf die Frau. Als sie sich bückte, um jemandem aus dem Wagen zu helfen, rutschte ihr der Pullover am Rücken hoch, und ihre Haare fielen ihr ins Gesicht. Zach fuhr vom Krankenhausparkplatz und schnipste die Scheinwerfer an. Auf dem Weg zum E-Z MART wandten sich seine Gedanken wieder dem Spiel gegen die Panthers zu, und er ging es im Kopf noch einmal durch.
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