Girlfriends 04 - Kuess Weiter, Liebling!
allzu leicht verschenkt, sondern auch noch an eine eingebildete Sportskanone.
Als Letztes hatte sie gehört, dass Zach als Profi für Denver spielte. Nicht, dass sie sich aktiv für Sport interessierte, aber sie hatte seinen Namen ab und zu im Sportteil der Abendnachrichten gehört oder sein Gesicht in TV-Werbespots für Gatorade, Axe oder ein Mittel gegen Pilzentzündungen im Leistenbereich gesehen. Okay, als Werbeträger dafür hatte sie ihn nie gesehen.
Sie wusste nicht, ob er immer noch für Denver spielte oder inzwischen verkauft worden war. Sie hatte keine Ahnung, wo er war oder was er gerade tat, und es war ihr auch egal. Hoffentlich war er immer noch mit Devon verheiratet, die ihm das Leben zur Hölle machte.
Adele lehnte den Kopf an das Sofakissen und seufzte. Sie wurde langsam leicht verbittert. Über ihr Leben und die Männer, und so wollte sie nicht leben. Sie liebte ihr Leben, jedenfalls
zum größten Teil, und trotz der Häufung mieser Dates und ihres ersten schlimmen Liebeskummers liebte sie Männer.
Oder etwa nicht?
Sie setzte sich ruckartig auf und sah sich im Raum um. Was, wenn die vielen miesen Dates eher mit verdrängtem Zorn und Groll zu tun hatten? Adele schüttelte den Kopf. Nein, sie hatte keinen verdrängten Zorn und Groll. Wenigstens glaubte sie das nicht, aber... wenn er verdrängt war, woher sollte sie es dann wissen?
»Oh Gott«, stöhnte sie. Sie war wirklich verrückt.
Das Telefon klingelte und ersparte ihr weitere seelische Qualen. Adele stand auf und lief in die Küche, um den schnurlosen Hörer abzunehmen. Sie warf einen Blick auf die Vorwahl und stöhnte. Ihre Seelenqualen waren noch nicht vorbei. Sie war jetzt wirklich nicht in der Stimmung, mit Sherilyn, ihrer älteren Schwester, zu reden. Der Verantwortungsbewussten. Der mit dem perfekten Leben. Die glücklich mit einem Zahnarzt verheiratet war und in Fort Worth eine perfekte Tochter im Teenageralter großzog. Die perfekte Schwester, die in vier Monaten einen perfekten kleinen Jungen zur Welt bringen sollte. Die weder verflucht noch verrückt war.
Sie erwog, den AB rangehen zu lassen, nahm dann aber doch ab, weil es wichtig sein könnte.
»Hallo, Shery. Wie geht’s?«
»William ist weg.«
Adeles Augenbrauen schossen bis zum Haaransatz nach oben, und ihre Augen weiteten sich vor Entsetzen. »Wo ist er denn hin?«
»Er ist mit seiner einundzwanzigjährigen Assistentin zusammengezogen.«
»Nein!« Adele zog sich einen Küchenstuhl vom Tisch weg und setzte sich. Sie hatte William zwar nie gemocht, hätte ihm
aber auch nicht zugetraut, so tief zu sinken, seine schwangere Frau sitzen zu lassen.
»Doch. Ihr Name ist Stormy Winter.«
Vermutlich gab es wichtigere Fragen, doch Adele stellte sie trotzdem: »Ist sie eine Stripperin?«
»Er behauptet, nein.«
Was bedeutete, dass Sherilyn dasselbe gefragt hatte. »Wie geht’s Kendra?«, fragte Adele und meinte ihre dreizehnjährige Nichte.
»Die ist stocksauer. Auf mich. Auf William. Auf die ganze Welt. Es ist ihr peinlich, dass ich schwanger bin und dass ihr Vater mit einer Frau zusammengezogen ist, die nur acht Jahre älter ist als sie.«
Wow! Sherilyns Leben war noch verkorkster als Adeles. Das war mal was ganz Neues.
»Mein Leben ist ein Trümmerhaufen.« Sherilyns Stimme brach, und sie fing an zu weinen. »Ich weiß nicht, wie das passieren konnte. An einem Tag war noch alles per-perfekt, und am nächsten haut William einfach ab.«
Adele argwöhnte, dass da durchaus Warnsignale gewesen waren, die Sherilyn lieber ignoriert hatte. »Wie kann ich dir helfen?«, fragte sie in dem Glauben, sowieso nichts tun zu können als zuzuhören.
»Ich ziehe wieder nach Cedar Creek. Komm mit mir nach Hause.«
Adele war zu Hause.
»Ich brauche dich, Dele.«
Adele war seit der Beerdigung ihres Vaters vor sieben Jahren nicht mehr in Cedar Creek gewesen.
Sherilyn fing wieder an zu schluchzen, bevor sie sich zusammenriss und mit Mühe hervorstieß: »In dieser Kri-Krise brauch ich meine Fa-Familie.« Das klang eher so, als sei Sherilyn jenseits
jeder Krise und steuerte geradewegs auf einen Nervenzusammenbruch zu. »Bitte! Ich muss nach Hause fahren. Ich er-ertrag es hier nicht ohne William. Unsere Fr-Freunde wissen es alle, und sie bemitleiden mich. Mein Leben bricht komplett zusammen.«
Sherilyn war die patenteste Frau, die Adele kannte, und sie kannte sehr viele patente Frauen. Aus diesem und aus vielen anderen Gründen hatten sich Sherilyn und sie noch nie länger als fünf
Weitere Kostenlose Bücher