GK0031 - Sakuro, der Dämon
Er war einer Erschöpfung nahe. John Sinclair ging den Weg zurück, den er gekommen war.
Und da sah er auch wieder das Loch, durch das Sheila verschwunden war.
Hier mußte das Skelett hergekommen sein.
John leuchtete mit der Lampe in die Tiefe. Der Strahl geisterte durch das leere Verlies und riß den Sarkophag aus der Dunkelheit.
John sah aber auch die dunkle Öffnung in der einen Wand des Verlieses.
Der Inspektor zögerte keine Sekunde länger, sondern sprang nach unten.
Er kam gut auf und lief sofort auf die Öffnung in der Wand zu.
Ein schmaler Gang nahm den Inspektor auf.
Was würde ihn am Ende des Ganges erwarten?
***
Bill Conolly schwamm durch eine unendliche Leere. Er wußte nicht, wo oben oder unten war, hatte jegliches Gefühl für die Dimensionen verloren.
Bill Conolly befand sich auf der Schwelle zwischen dem Diesseits und dem Jenseits.
Er war durch das Eindringen in die Wand in eine andere Welt gelangt, die er nun unbewußt durchquerte.
Ein harter Schlag riß ihn wieder in die Wirklichkeit zurück.
Bill öffnete die Augen.
»Oh, mein Kopf«, stöhnte er.
Bill Conolly lag auf dem Rücken, die Arme fest an den Körper gepreßt. Der Reporter wollte sich bewegen.
Es ging nicht.
Sein Körper war in eine Starre gefallen. Bill konnte nicht einmal den kleinen Finger rühren, geschweige denn aufstehen.
Nur sein Geist funktionierte einwandfrei.
Auch konnte er sprechen, hören, fühlen.
Bill stellte fest, daß er etwas erhöht lag. Über ihm wölbte sich eine haushohe Decke.
Flammenschein zuckte über sein Gesicht.
Bill drehte die Augen ein wenig und konnte einige Fackeln erkennen, die an den Wänden der Halle befestigt waren.
Kein Mensch war in der Nähe.
Mensch? Gab es überhaupt noch Menschen in diesem riesigen Kerker?
Bill glaubte fast selbst nicht mehr daran.
Und was war mit Sheila Hopkins geschehen? Lebte sie noch? Und John? Wo mochte er stecken?
Je mehr Bill Conolly über diese Probleme nachdachte, um so verzweifelter kam ihm die eigene Lage zu Bewußtsein.
Plötzlich hörte er Schritte.
Sie waren in seinem Rücken aufgeklungen, näherten sich langsam und schleppend.
Ein Schatten fiel über Bill Conollys Körper.
Der Reporter hielt den Atem an.
War das sein Ende?
Der Unbekannte ging um ihn herum, stellte sich an das Fußende.
Jetzt erkannte Bill den Mann.
Es war Kenneth Brandon.
Brandon trug einen langen schwarzen Umhang. Sein Gesicht war eingefallen und bleich. Seine Augen lagen tief in den Höhlen und waren seltsam rot.
Wie Blut, dachte Bill schaudernd.
Lange betrachtete Kenneth Brandon den reglos liegenden Reporter. Schließlich sagte er: »Auch du wirst zu uns gehören.«
Bill atmete tief ein. Er versuchte seiner Stimme einen festen Klang zu geben, als er fragte: »Wie soll ich das verstehen?«
»Du bist in Sakuros Grabmal eingedrungen. Keinem Fremden ist das je ungestraft gelungen. Du wirst bald zu uns gehören und genau wie ich Sakuros Diener werden.«
»Ich denke nicht daran«, knurrte Bill.
Kenneth Brandon lächelte wissend. »Das habe ich auch gesagt. Ich wollte vor Sakuro fliehen, aber er hat mich und meinen Vater sogar in London aufgespürt. Meinen Vater hat er grausam bestraft. Und als das geschehen war, wußte ich, daß ich Sakuro nicht mehr entkommen konnte. Genau wie Wendell Carson, einer meiner besten Freunde.«
»Carson ist tot«, sagte Bill.
»Ich weiß. Und der Mann, der ihn getötet hat, wird eine besonders schreckliche Strafe, bekommen.«
Bill war klar, daß mit diesem Mann nur John Sinclair gemeint sein konnte.
»Aber was ist mit Ihrer Verlobten?« wechselte der Reporter das Thema.
»Sie ist nicht mehr mit mir verlobt. Sie ist ein Mensch. Und Menschen sind die größten Feinde der Dämonen. Sakuro wird sie in unser Reich holen. Genau wie dich. Es geschieht nach einem alten Zeremoniell. Dir wird der Kopf abgeschlagen. Du bist tot und doch nicht tot. Unter den magischen Kräften des Dämons wirst du in alle Ewigkeiten weiterleben im Reich der Dämonen und Geister. Du kannst so oft du willst auf diese Welt zurückkehren, aber nie als normaler Mensch. Du wirst die Menschen hassen lernen. Du wirst sie vernichten, wo immer du sie triffst.«
Bei den letzten Worten hatte sich Brandons Gesicht verändert. Die Augen waren plötzlich verschwunden, statt dessen konnte Bill nur noch leere Höhlen erkennen, die sich jedoch langsam mit Blut füllten.
»Die Stunde der Vergeltung kommt«, murmelte Kenneth Brandon und zog unter seinem Umhang ein
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