GK0034 - Friedhof der Vampire
Whisky?« fragte John Sinclair.
»Danke, bin im Dienst.«
John lächelte.
»Also«, knurrte Burns, »was haben Sie mir zu sagen?«
John beschloß, dem guten Mann reinen Wein einzuschenken.
»Mein Name ist John Sinclair, und ich bin Inspektor von New Scotland Yard. Der, sagen wir, seltsame Unfall eines Kollegen hat mich hierhergeführt. Ich werde den Fall etwas genauer untersuchen.«
Konstabler Burns bekam den Mund gar nicht mehr schnell genug zu vor Staunen.
»Dann sind Sie doch nicht so lahm… Oh, Entschuldigung, Sir. Ich meine, Sie haben schnell geschaltet.«
John grinste. »Das haben wir nun mal so an uns.«
»Sicher, Sir. Verflixt, jetzt kann ich einen Whisky gebrauchen.«
John bestellte gleich zwei.
Dann zündete er sich eine Zigarette an und sagte: »Nun erzählen Sie mal, Konstabler. Was geht hier vor?«
Burns kratzte sich seinen Nacken. »Das kann ich Ihnen auch nicht sagen, Sir. Es gibt nur Vermutungen.« Er griff nach seinem Glas und leerte es in einem Zug.
»Was für Vermutungen?«
Der Konstabler druckste ein wenig herum, bis er antwortete. »Wir hier im Dorf glauben, daß Mr. Mannering bei diesem Gasthaus gewesen ist. Es liegt außerhalb von Bradbury, mitten im Sumpf. Es führt nur ein Weg dorthin, und der ist verdammt gefährlich.«
»Und was hat es mit dem Gasthaus auf sich?« fragte John. »Ich meine, es ist ja nicht schlimm, daß es mitten im Sumpf liegt«
Der Konstabler beugte sich vertraulich vor und senkte seine Stimme zu einem Flüstern. »Es soll dort spuken, Sir.«
»Ach«, sagte John nur.
»Ja, Sir. Dort leben Gespenster, Geister, Vampire. Niemand von uns traut sich nur in die Nähe des Gasthauses. Es ist viel zu gefährlich. Manchmal brennt dort Licht, obwohl der Bau nicht bewohnt ist. Und ein Stück weiter gibt es noch ein Haus. Es war früher die Hütte eines Köhlers, aber es geht die Sage um, daß dort auch Vampire hausen. Nachts kommen sie aus ihren Särgen und schweben über dem Sumpf. Der alte Joe Buttleford hat sie mal gesehen. Schrecklich, Sir.«
Der Konstabler bestellte noch eine Runde Whisky.
»Sie glauben mir nicht, Sir, wie?«
John zuckte nur die Achseln. Er hatte schon zu viel in seiner Laufbahn erlebt, um dies alles als Quatsch abzutun. Trotzdem sagte er: »Die Menschen erzählen viel. Aber Sie haben meine Neugierde geweckt, Konstabler. Ich werde mir dieses verlassene Gasthaus mal ansehen.«
»Um Himmels willen, Sir. Sie laufen in den Tod.«
John lachte. »Warum so ängstlich? Ich wollte Sie eigentlich mitnehmen.«
Burns schüttelte entschieden den Kopf. »Nee, da kriegen mich keine zehn Pferde hin. Außerdem ist heute wieder so eine Sache passiert.«
»Erzählen Sie doch mal«, sagte John.
»Ach, ein Ehepaar, das hier in dieser Pension seinen Urlaub verbringt und durch dessen Fenster Mr. Mannering einsteigen wollte, ist heute nach dem Frühstück losgegangen, um sich ebenfalls das Gasthaus anzusehen. Die Frau ist am Nachmittag allein zurückgekommen. Völlig aufgelöst, am Ende ihrer Nervenkraft. Sie hat von einem Einäugigen berichtet, der ihren Mann in das Haus geschleppt hat. Sie konnte noch soeben fliehen. Wollte natürlich Hilfe holen und mit einigen Männern zurückkehren. Sie hat aber keinen Mann bekommen.«
»Und jetzt?«
Der Konstabler zuckte die Achseln. »Sie sitzt oben in ihrem Zimmer. Ich glaube, sie will noch mal allein zu diesem Gasthaus gehen. Blanker Wahnsinn, was sie vorhat.«
»Sie wird nicht allein gehen«, sagte John Sinclair.
Der Konstabler starrte den Inspektor an. »Wollen Sie etwa…?«
»Genau.«
»Na, mir soll’s egal sein. Da kommt übrigens Lilian Dexter. So heißt die Frau.«
Eine junge blonde Frau betrat die Gaststube und sah sich suchend um. Die Frau trug einen dunkelgrünen Anorak und lange schwarze Hosen. An den Füssen hatte sie hohe Schuhe.
Mit energischen Schritten kam sie auf den Tisch der beiden Beamten zu.
Sie schenkte John ein Kopfnicken und sagte zu dem Konstabler: »Ich gehe jetzt, Mr. Burns. Haben Sie inzwischen Ihre Meinung geändert?«
»Äh… Ich – ich…« Der Konstabler wandte sich hilfesuchend an John Sinclair.
Der Inspektor stand auf. »Bitte, nehmen Sie einen Moment Platz, Mrs. Dexter!«
Lilian fürchte die Brauen. John sah, daß sie vom Weinen gerötete Augen hatte. »Woher kennen Sie meinen Namen, Mister…?«
»Sinclair, Madam. Inspektor Sinclair von Scotland Yard.«
»Oh! Sind Sie ein Kollege von diesem Charles Mannering?«
»Das bin ich, in der Tat, Madam.«
»Sie reagieren
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