GK0038 - Die Tochter der Hölle
halten. Kurz vor der Kurve sah er den anderen Wagen.
Es war ein orangefarbenes Auto, das am Straßenrand stand.
Schemenhaft sah John Sinclair auch zwei Menschen.
Zwei Frauen!
Eine kannte er.
Elizabeth Barthony.
Johns Fuß nagelte die Bremse fest. Der Wagen stand noch nicht ganz, da hechtete John schon hinaus.
Er sah, wie die Untote ihr Schwert hob, um es der anderen Frau in die Brust zu stoßen.
John flog förmlich auf Elizabeth Barthony zu. Der Schrei des wehrlosen Opfers gellte ihm noch in den Ohren, als er Elizabeth Barthony herumriß.
Die Untote bot einen grauenvollen Anblick. Ihr halber Kopf war eingedrückt und hatte das Gesicht zu einer gräßlichen Fratze verschoben.
Die Untote wandte sich ihrem neuen Gegner zu.
John wich zurück. Er mußte Elizabeth Barthony von der jungen Frau weglocken.
Die Untote folgte.
Mit einer fließenden Bewegung zog John die Pistole, in der die silbernen Kugeln steckten.
Drei Kugeln mußte er verschießen. Und diese Kugeln mußten genau das Herz der Untoten treffen, sonst waren sie wirkungslos.
John hob die Pistole.
Seine Linke umspannte das rechte Handgelenk. Der Zeigefinger legte sich um den Abzug.
John kniff die Augen zusammen. Regenwasser rann ihm über das Gesicht.
Immer noch kam die Untote auf John zu.
John Sinclair feuerte.
Die Kugel bohrte sich genau in das Herz der Untoten. Wie durch eine Mauer wurde Elizabeth Barthony gestoppt. Der zweite Schuß. Um Millimeter neben der ersten Kugel drang das zweite Geschoß in das Herz der Untoten.
Elizabeth Barthony brach in die Knie.
John Sinclair trat einen Schritt vor, senkte die Waffe und schoß zum drittenmal.
Er traf genau.
Die silberne Kugel traf die Brust der Untoten ebenfalls und löschte damit die Macht dieses Ungeheuers aus. Für immer.
John Sinclair steckte die Pistole weg. Noch immer starrte er auf die Untote, die mit dem Rücken auf der Straße lag, beide Arme von sich gestreckt.
Und dann geschah das Unheimliche.
Elizabeth Barthony begann sich vor John Sinclairs Augen aufzulösen.
Ihr sonst normal aussehender Körper zerfiel, bekam eine graue Färbung, bröckelte förmlich auseinander, bis nur noch Staub da war, der von dem strömenden Regen im Nu weggeschwemmt wurde.
Ein nasses Kleid war das einzige, was von Elizabeth Barthony übrigblieb.
Mit dem Fuß stieß John den Stoff in den Straßengraben.
Erst jetzt spürte der Inspektor die Nässe. Merkte, daß er am gesamten Körper fror.
Dann sah John Sinclair den Mann. Er lag direkt neben dem Simca und blutete aus einer gräßlichen Wunde an der Hüfte.
John kniete nieder und fühlte nach dem Puls.
Gott sei Dank, der Mann lebte. Doch wenn er nicht sofort in ärztliche Behandlung kam, war er verloren.
John legte den Verletzten vorsichtig auf den Rücksitz des Bentley.
Die Frau war durch den Schock ohnmächtig geworden. John verfrachtete sie auf den Beifahrersitz. Dann fuhr er in Richtung Longford.
***
Das Ehepaar O’Hara wurde gerettet. John besuchte Evelyn O’Hara am anderen Tag im Krankenhaus.
Die Frau sah zwar noch ein wenig blaß aus, aber sonst hatte sie das Abenteuer gut überstanden.
Sie bedankte sich noch einmal überschwenglich bei John Sinclair und wollte wissen, was genau passiert war.
»Eine Frau ist aus der Irrenanstalt ausgebrochen«, log John.
»Hat man sie denn wieder eingefangen?« fragte Evelyn.
»Ja«, erwiderte John. »Diese Frau wird nie mehr Unheil anrichten.«
Evelyn O’Hara lehnte sich in ihr Kissen zurück. »Da bin ich beruhigt«, sagte sie lächelnd und schloß die Augen.
ENDE
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