GK0038 - Die Tochter der Hölle
gesehen hatte, so schnell war alles gegangen.
»War es denn Broomfield?«
»Nein, der nicht. Aber wenn es dich beruhigt, ich selbst habe mir diesen Auftrag gegeben. Ich war es auch, der die Steinplatte zugeklappt hatte. Und der sie hinterher leider zu früh geöffnet hat.«
Mit einemmal wurde Jim einiges klar. Er war zu einem unbequemen Zeugen geworden. Und so etwas reichte meistens für einen Mord.
Der Unbekannte hinter Jim begann sich zu bewegen. Mit seiner freien Hand klappte er die Lehne des Beifahrersitzes nach vorn und klinkte dann die Tür auf. Dabei klebte nach wie vor die Mündung der Pistole fest in Jims Genick.
Dann kletterte der Unbekannte blitzschnell auf die Lehne des Beifahrersitzes, schob sich rückwärts aus dem Wagen und blieb in geduckter Haltung neben dem Fiat stehen Bei diesem gesamten Manöver war die Mündung der Waffe unentwegt auf Jim gerichtet gewesen.
»Raus mit dir!« fauchte der Kerl. »Aber langsam!«
Jim mußte ebenfalls über den Beifahrersitz klettern.
Schließlich stand er auf der Lichtung, der Unbekannte, mit angeschlagener Waffe, drei Schritte vor ihm.
Erst jetzt konnte sich Jim den Kerl genauer ansehen.
Ein hageres, mit schwarzen Bartstoppeln übersätes Gesicht starrte ihn an.
Der Fremde war einen halben Kopf kleiner als Jim und wog auch bestimmt dreißig Pfund weniger, und trotzdem war dieser Kerl gefährlicher als eine Giftschlange.
Die beiden Männer standen auf der Lichtung. Gras, Moos und Unkraut wuchsen unter ihren Füßen. Zwischendurch sah man ab und zu das Braun einer knorrigen Wurzel, die zu einem der alten Bäume gehörte, die die Lichtung umsäumten.
»Geh ein Stück zur Seite!« befahl der Unbekannte. Er winkte mit dem Kopf. »Weg vom Wagen!«
Jim gehorchte. Er trat drei Schritte nach links.
Der Kerl mit der Waffe folgte ihm. Sein Gesicht war jetzt fast maskenhaft starr geworden, als er Jim anblickte.
Der junge Reporter spürte die heiße Angst in sich hochsteigen. Er wollte noch etwas sagen, doch seine Stimme versagte.
»Es ist aus«, sagte der Fremde und ging noch einen Schritt zur Seite.
Und da rutschte er ab.
Er mußte wohl mit dem Fuß auf eine der glitschigen Baumwurzeln getreten sein, auf jeden Fall lag der Kerl plötzlich halb in der Luft. Die Pistole zeigte gegen den Himmel.
Jim Cody sah seine Chance. Er hechtete aus dem Stand und prallte mit dem Unbekannten zusammen. Glücklicherweise erwischte Jim den Pistolenarm des Kerls. Die Waffe wurde dem Mann aus den Fingern geprellt und segelte davon. Jim schlug dem Kerl ins Gesicht, doch dann traf ihn die Faust des Burschen am Ohr.
Jim verlor ein wenig die Übersicht.
Das nutzte der Unbekannte aus. Er rollte sich unter Jim Cody weg, kam gedankenschnell auf die Füße und zielte mit einem Karatetritt in Richtung Kehlkopf seines Gegners.
Jim wich im letzten Augenblick aus. Der Tritt verfehlte ihn um Haaresbreite.
Doch Jim Cody war auch ein verdammt zäher Bursche. Und er hatte ebenfalls ein paar Karatekniffe auf Lager.
Bevor ihn sein Gegner anspringen konnte, blockte Jim mit der Faust den Körper ab.
Der Kerl wurde zurückgeworfen, verwandelte den Sturz in eine Rolle, war blitzschnell wieder auf den Beinen und gab plötzlich Fersengeld.
Ehe sich Jim auf die neue Situation einstellen konnte, war der Mann schon im Dickicht des Waldes verschwunden.
»Mist!« knurrte Jim schweratmend, als er feststellen mußte, daß sich eine Verfolgung nicht lohnte, da der Mann die Gegend bestimmt besser kannte.
Aber etwas anderes lohnte sich. Die Suche nach der Pistole.
Mit einem kalten Lächeln steckte Jim die Waffe ein. Dann klemmte er sich in seinen Wagen und wendete auf der Lichtung.
Langsam fuhr er den schmalen Weg wieder zurück, suchte dabei mit den Augen den Waldrand rechts und links ab, um doch vielleicht noch eine Spur von dem Unbekannten zu entdecken.
Ohne Erfolg.
Als Jim wieder auf die Straße bog, sah er, daß seine Hände zitterten. Erst jetzt machte sich die Anspannung des Kampfes bemerkbar. Jim sah seine Zigarette im Ascher liegen und zündete sie sich erst einmal an.
Sie schmeckte ihm, wie nie eine Zigarette vorher.
Jim dachte nach. Man war ihm also schon auf den Fersen. Er hatte zuviel gesehen.
Was wurde in dem Schloß gespielt? Jim Cody nahm sich vor, dieses Rätsel zu lösen und den Tod von Laura Patton zu rächen.
Und wenn es sein eigenes Leben kosten sollte.
***
»Teufel, war das wieder ein Tag«, stöhnte Bill Conolly, als er die Wohnungstür aufschloß.
Sheila, seine junge
Weitere Kostenlose Bücher