GK0042 - Das Rätsel der gläsernen Särge
Abbot mißtrauisch.
»Ja, sogar von Scotland Yard«, erwiderte Sarah Toffin ahnungslos. »Er war gestern bei mir. Aber ich verstehe nicht…?«
Sarah Toffin blickte mit großen Augen von einem zum anderen.
»Ich hatte mich Mr. Abbot nicht als Polizeibeamter zu erkennen gegeben«, sagte John schnell.
»Das finde ich aber äußerst eigenartig, wenn nicht unverschämt«, regte sich der Beerdigungsunternehmer auf. »Harmlose Bürger so hinters Licht zu führen.«
»Es geht um die Diamanten, Mr. Abbot«, gebrauchte John eine kleine Notlüge. »Nichts für ungut.«
»Das hätten Sie gleich sagen können, Inspektor Sinclair. Außerdem bin ich schon in dieser peinlichen Sache von Ihren Kollegen verhört worden.«
»Die haben den Fall eben an mich abgegeben, und ich wollte mir ein persönliches Bild von Ihnen machen. Ich darf mich dann jetzt verabschieden. Soll ich auf Sie warten, Mrs. Toffin?«
Sarah Toffin, die einen billigen Staubmantel trug, blickte Abbot an.
»Ich weiß nicht so recht, Mr. Abbot hatte mich extra herbestellt.« Der Beerdigungsunternehmer winkte ab.
»Gehen Sie ruhig, Mrs. Toffin. Es ging eigentlich nur um die Kosten des Begräbnisses. Aber das können wir auch in den nächsten Tagen erledigen.«
»Wenn das so ist«, sagte Sarah Toffin, »dann gehe ich wieder.« Als die Frau mit John Sinclair auf der Straße stand, war sie sehr nachdenklich geworden.
John konnte sich denken, warum.
»Haben Sie mir nicht erzählt, Mr. Abbot hätte die Beerdigung ihres Mannes umsonst durchgeführt?«
»Genau daran habe ich eben gedacht, Inspektor. Was redet er denn dann von den Kosten. Komisch.«
John Sinclair hatte sich natürlich längst schon seine Gedanken gemacht. Für ihn schwebte Sarah Toffin in höchster Gefahr. Er konnte sich denken, daß sie für Abbot ein leichtes Opfer sein würde. Denn wer würde Sarah Toffin in diesen Slums schon vermissen?
»Mrs. Toffin«, sagte John eindringlich.
»Was ich Ihnen jetzt sage, wird Ihnen vielleicht seltsam erscheinen. Aber wir werden jetzt zu Ihnen nach Hause gehen, und dort packen Sie Ihre Sachen.«
Sarah Toffin blickte John erstaunt an. »Weshalb denn?«
»Das erkläre ich Ihnen später einmal.«
»Und wo soll ich hin? Ich habe keine Verwandten. Nicht einmal eine entfernte Cousine.«
»Sie kommen mit zu Scotland Yard. Und zwar bleiben Sie bei uns für eine gewisse Zeit in Schutzhaft.«
Sarah Toffin sagte eine Weile nichts. Dann schüttelte sie den Kopf und meinte:
»Das ist ‘n Ding. Aber wenn Sie meinen, Inspektor, bitte. Ich habe nichts gegen einen Urlaub auf Staatskosten.«
***
William Abbot sah durch den Haustürspalt Sarah Toffin und John in den Bentley steigen.
Das Gesicht des Beerdigungsunternehmers war nur noch eine entstellte Fratze aus Haß und Wut.
»Diesem dreckigen Schnüffler werde ich es zeigen!« zischte er. Dann stieß er sacht die Tür ins Schloß und betrat wieder den Verkaufsraum. Abbot schrie einen scharfen Befehl. Sekunden später kamen zwei Ghouls angewieselt.
William Abbot fixierte sie aus schmalen Augenschlitzen.
»Ich will, daß diese Frau stirbt. Sie heißt Sarah Toffin und wohnt Pelton Street 64. Beeilt euch, daß ihr vor ihr zu Hause seid. Und nehmt das Besteck mit, um die Wohnungstür aufzubekommen. Bringt sie um, sie ist eine lästige Zeugin. Und hinterher«, Abbots Stimme wurde zu einem rauhen Flüstern, »hinterherschenke ich sie euch.«
Die beiden Ghouls, die momentan aussahen wie normale Menschen, grinsten auf erschreckende Weise. Dann verschwanden sie lautlos nach draußen.
William Abbot lächelte zynisch. Er konnte sich auf seine beiden Helfer verlassen. Von der Frau würde nichts mehr übrigbleiben. Höchstens ein paar Knochen.
***
»Verdammt miese Gegend haben Sie sich ausgesucht, Mrs. Toffin«, sagte John und bugsierte den Bentley wieder in die enge Straße.
»Was will man machen, Inspektor, wenn kein Geld da ist. Und wenn mein Mann mal ein paar Scheine hatte, hing er nur in der Kneipe. Ist schon ein Scheißleben.«
John tippte auf die Bremse. Sanft kam der Bentley vor dem Haus Nummer 64 zum Stehen.
»Während Sie oben Ihre Sachen packen, werde ich wenden«, sagte John. »Ich komme anschließend nach.«
»Das ist Ihr Bier«, gab Sarah Toffin zurück. »Aber wenn ich mir die Sache noch mal so durch den Kopf gehen lasse, ist der Verdacht eigentlich Unsinn. Mir wird schon keiner was tun. Mr. Abbot mag zwar ein seltsamer Kauz sein, doch ein Verbrechen – nein, das traue ich ihm nicht zu.«
»Warten wir
Weitere Kostenlose Bücher