GK0057 - Die Bräute des Vampirs
Teil nur als helle Flecken zu erkennen – wandten sich dem kleinen Podium zu.
Es waren meist Männergesichter. Verschwitzt, gerötet und mit einem gierigem Ausdruck in den Augen.
Hier und da hüstelte jemand unterdrückt. Ein älterer Mann atmete schwer und rasselnd.
Und dann war es soweit.
Ein rotes Spotlight warf sein scharfes Lichtbündel in Richtung Podium. In der Mitte des Lichtkegels stand sie.
Jane Collins! Die Stripsensation von London.
Niemand hatte ihren Auftritt bemerkt. Sie stand auf einmal da, als wäre sie schon immer hier gewesen.
Jane Collins war ein Rasseweib, wie man es selten sieht. Schwarzhaarig und mit einem Körper ausgestattet, der jeden Mann verrückt machte. Die Augen in dem etwas breitflächigen Gesicht schimmerten wie schwarze Diamanten, und auf dem winzigen Nasenrücken der Frau glitzerten kleine Schweißperlen. Jane trug nur eine dreifach um den Hals gewundene Perlenkette und hochhackige Silbersandaletten.
Sie hatte die Arme leicht in die wohlgeformten Hüften gestützt und wartete auf den Einsatz der Musik.
Es geschah mit einem rasenden Trommelwirbel. Kaum schwang der erste Ton durch die Bar, begann die Tänzerin sich zu bewegen. Und wie sie das machte. Wild, heiß und immer wieder dem Rhythmus des Schlagzeugers folgend. Dann wurde die Musik leiser, ging über in einen einschmeichelnden Blues.
Jetzt zeigte Jane Collins, daß sie auch mit dieser Art von Musik fertig wurde. Ihre Bewegungen wurden sinnlicher, sie streichelte mit den Händen ihren Körper, schien nur sich selbst zu lieben.
Wie Jane Collins diesen Tanz brachte, das war schon Spitzenklasse.
Die Männer an den Tischen beugten sich vor, als hätten sie Angst, etwas zu versäumen.
Hände krampften sich um dickbauchige Whiskygläser, daß die Fingerknöchel weiß hervortraten. Irgendwo fiel ein Sektglas um. Es zerbrach klirrend auf der Marmorplatte des Tisches. Niemand kümmerte sich darum. Alle zog Jane Collins’ erotischer Tanz in den Bann.
Bis auf einen.
Dieser Mann stand dicht neben der Tür zu den Garderoben. In der Dunkelheit war er nicht auszumachen, und seine schwarze Kleidung tat ihr übriges.
Der Mann war Dr. Barow und auf dem Weg, sein zweites Opfer zu holen.
Eine Hand legte er auf die eiserne Klinke der Tür, mit der anderen schob er einen Riegel zurück.
Die Tür war offen.
Lautlos schwang sie zurück. Die Scharniere waren gut geölt.
Ein aus roten Ziegelsteinen gemauerter Gang nahm den Vampir auf. An der Decke brannte nur die Notbeleuchtung.
Dr. Barow huschte an einigen Türen vorbei. Niemand begegnete ihm. Um diese Zeit hielt sich keiner auf dem Gang auf. Jeder vom Personal war darauf bedacht, durch verborgene Gucklöcher den Tanz mitzubekommen.
Vor einer mit Mennige gestrichenen Tür blieb Dr. Barow stehen. »Jane Collins« hatte jemand mit gelber Farbe auf die Tür geschrieben.
Der Vampir sah sich sicherheitshalber noch mal um, bevor er einen Nachschlüssel in das Schloß steckte.
Er hatte sich gut vorbereitet. Wochenlang hatte er die Tänzerin beobachtet, kannte genau ihre Lebensgewohnheiten und wußte auch, daß sie nach ihren Auftritten gern allein sein wollte.
Der Vampir huschte in die Garderobe.
Es war finster in dem Raum. Es gab keine Fenster. Die Garderoben lagen in einem Anbau, und man hatte es nicht für nötig befunden, in dieses Backsteingebäude auch noch Fenster einzubauen.
Der Vampir fand sich auch im Dunkeln zurecht. Traumhaft sicher fand er die aufgeklappte spanische Wand und versteckte sich dahinter.
Er wartete ab. Lauerte geduldig wie ein Raubtier auf sein Opfer.
In der Bar klang frenetischer Beifall auf. Dr. Barow hörte das Echo bis in die Garderobe.
Der Beifall wollte und wollte nicht abreißen.
Dann gab Jane Collins noch eine Zugabe. Auch das gehörte zum Spiel.
Schließlich – nach etwa fünf Minuten und einem nochmaligen Beifallssturm waren auf dem Gang Schritte und Stimmen zu hören. Frauenlachen klang auf. Dazwischen hörte man immer wieder begeisterte Männerstimmen.
Die Garderobentür wurde mit einem Ruck aufgestoßen.
»Bitte, Jane, lassen Sie mich einmal nur mit in ihre Garderobe. Nur eine Viertelstunde. Bitte. Ich zahle, was Sie wollen. Aber tun Sie mir den Gefallen.«
Jane Collins lehnte an der halboffenen Garderobentür. Über ihren nackten Körper hatte sie einen Hauch aus Tüll geworfen. Vor ihr stand ein Kerl in weinrotem Smoking. Er hatte eine Glatze und machte einen Bückling nach dem anderen. Ein widerlicher Typ.
»Ich gebe Ihnen 1000
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