GK0057 - Die Bräute des Vampirs
seinem Schreibtisch lag, und wischte sich zum x-ten Mal den Schweiß von der Stirn.
Tom Purdom, der wieder gestellte Ausbrecher, hing auf seinem Stuhl. Vor ihm brannte eine Lampe, deren Strahl auf sein Gesicht gerichtet war.
Tom Purdom war so ziemlich am Ende. Körperlich und auch seelisch. Er wußte nicht mehr, wie lange sie ihn mit ihren Fragen bomdardiert hatten, aber er hatte immer nur das eine steif und fest behauptet: daß Red tot war. Umgekommen durch einen Vampir.
Um seinen Stuhl herum standen mehrere Polizisten und Aufseher aus dem Zuchthaus.
Sie schlürften kalte Getränke und rauchten Zigaretten. Sie hatten sich bei dem Verhör abgewechselt.
»Fangen wir noch mal an«, sagte Mallory. »Wie war das also genau in dem Haus?«
Tom Purdom schluchzte auf. »Ich kann Ihnen immer nur das gleiche sagen«, flüsterte er heiser. »Es war ein Vampir.«
Mallory hob die Arme. »Dann führe uns zu dem Haus.«
»Nein!« Wild schüttelte Tom Purdom den Kopf. »Nie mehr im Leben gehe ich dort freiwillig hin.«
»Wir werden dich zwingen!« brüllte Mallory.
Für Sekunden hörte man in dem Raum nur das Atmen der Männer. Urplötzlich drehte Tom Purdom durch.
Er sprang auf, griff nach dem schweren Brieföffner auf dem Schreibtisch und rammte ihn sich, ehe einer der Beamten eingreifen konnte, in die Brust.
Blutüberströmt brach der Ausbrecher zusammen.
Mallory faßte sich als erster.
»Einen Arzt!« brüllte er. »Verdammt noch mal, einen Arzt her.«
Jemand knipste das Licht an.
Tom Purdom war von seinem Stuhl auf den Boden gefallen. Der Brieföffner steckte tief in seiner Brust. Ein Beamter fühlte nach Purdoms Puls.
»Er lebt«, sagte er.
Fünf Minuten später kam der Arzt. Gleichzeitig traf auch ein Krankenwagen ein.
Der Doktor, der Purdom kurz untersucht hatte, hielt Mallory fest, als dieser den Raum verlassen wollte.
»Wenn er durchkommt, Sergeant, ist es ein Wunder. Und Sie haben Glück gehabt. Wenn er stirbt, bin ich auf Ihre Erklärung gespannt, die Sie Ihren Vorgesetzten geben werden.«
Mallory, ein bei seinen Kollegen verhaßter Vorgesetzter, schlüpfte in seine Uniformjacke.
»Das lassen Sie nur meine Sorge sein, Doc!« zischte er wütend.
Sergeant Mallory ging nach draußen. Noch lag die Dunkelheit über dem Land. Die hohen Zuchthausmauern wirkten wie drohende Mahnmale. Unüberwindlich. Und doch hatten es zwei geschafft. Das wurmte Mallory.
Er zündete sich eine Zigarette an. Tief sog er den Rauch ein.
Immer wieder gingen ihm Tom Purdoms Worte durch den Kopf. Verdammt, konnte ein Mann überhaupt so lügen? War vielleicht doch etwas Wahres an seiner Geschichte? Mallory kamen die ersten Bedenken. Es war gut möglich, daß es dieses Haus gab. Und Purdom hatte ja auch die Lage ungefähr beschrieben.
Als Sergeant Mallory die Zigarette wegwarf, hatte er einen Entschluß gefaßt. Er würde sich das Haus ansehen. Allein. Wenn er wirklich dort etwas fand, fiel der Erfolg auf ihn zurück. Wenn nicht, hatte er Pech gehabt.
Mallorys Privatwagen, ein blauer MG, parkte auf dem Gelände des Zuchthauses. Er setzte sich hinters Steuer und verließ den Komplex.
Mallory fuhr zügig. Zwei Stunden dauerte die Suche. Und dann glaubte er, das bewußte Haus gefunden zu haben.
Es lag inmitten eines verwilderten Gartens, war von der schmalen Straße aus nur als kompakter Schatten zu erkennen. Ein Zaun schützte das Grundstück. Der war für Mallory kein Hindernis.
Mit zwei, drei Kletterübungen hatte er den Zaun überwunden und gleichzeitig die Alarmanlage in Betrieb gesetzt, doch davon hatte Mallory keine Ahnung.
Aus dem Handschuhfach seines Wagens hatte er eine Taschenlampe mitgenommen. Die ließ er jetzt kurz aufblitzen.
Nirgendwo war eine Klingel zu sehen. Das Haus schien unbewohnt zu sein. Dagegen sprach jedoch das Schloß in der Haustür, das noch neu und nicht verrostet war.
Ich werde durch ein Fenster einsteigen, dachte Mallory. Die Tür aufzubrechen, traute er sich nicht so ganz.
Doch er kam nicht mehr dazu, sein Vorhaben auszuführen.
Die Haustür wurde plötzlich aufgezogen.
Erschrocken wich der Sergeant einige Schritte zurück und starrte gebannt auf die Erscheinung, die im Türrahmen stand.
Der Mann hielt einen zweiarmigen Leuchter mit brennenden Kerzen in der Hand. Sein Gesicht lag im Schatten des Hausflurs. Nur seine große Gestalt war zu erkennen.
»Was wollen Sie hier?« fragte er. Seine Stimme klang hohl und irgendwie schaurig.
Mallory, der ein verdammt harter Bursche war, lief eine
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