GK0077 - Der Blutgraf
das wehrlose Opfer. Und Sheila Conolly beleuchtete die grausige Szene.
Endlich ließ der Vampir von seinem Opfer ab. Blutverschmiert war seine Mundpartie, und in seinen Augen stand zu lesen, daß sein Rausch noch längst nicht verflogen war.
Der Vampir sah den Sarkophag und blickte dann auf Sheila, seine wertvolle Geisel.
Ja, das war genau das Versteck für sie.
Der Untote packte Sheila in ihrem rechten Handgelenk und zog sie zu dem Sarkophag.
Graf Tomaso schob den Deckel zurück.
Die dunkle Öffnung gähnte ihn an »Steig ein!«
Sheila übergab ihrem Meister die Lampe und gehorchte.
Kratzend schloß sich der Deckel über dem wehrlosen Mädchen. Ihre Körperfunktionen waren zwar auf das Minimalste beschränkt, aber lange konnte sie es in diesem Gefängnis nicht aushalten.
Sheila Conolly würde elendig ersticken…
***
Die Kabine des Kapitäns war geräumig und mit Mahagoni getäfelt. Aus dem gleichen Material waren auch die beiden hohen Einbauschränke an der linken Wand des Raumes.
»Setzen Sie sich«, sagte Titus van Heeren und deutete auf eine moosgrüne Polstergarnitur.
John Sinclair und Bill Conolly nahmen Platz.
Bevor sie hierher gekommen waren, war die Kabine Nummer acht versiegelt worden. Sie hatten die Toten ungesehen weggeschafft, und John hatte erste Spuren gesichert. Dr. Fulmer, Chef der kleinen Expedition, wußte noch von nichts. Ihn wollten sie erst später informieren.
»Möchten Sie etwas trinken?« fragte der Kapitän.
John und Bill einigten sich auf Whisky. Dem Reporter stand noch immer der Schrecken im Gesicht geschrieben. Und das sollte etwas heißen, denn Bill war ein verdammt harter Brocken.
Die ersten Gläser tranken sie auf einen Zug. Während der Kapitän nachschenkte, berichtete Bill noch einmal ausführlich, was er erlebt hatte. Als er auf Sheila zu sprechen kam, begann seine Stimme zu zittern.
John Sinclair zündete sich eine Zigarette an. »Es ist natürlich klar. Wir müssen so schnell wie möglich entscheidende Maßnahmen treffen. Und zwar noch in dieser Nacht.«
»Vielleicht sollten wir einen Hafen anlaufen«, schlug van Heeren vor.
»Das hätte wenig Sinn. Denken Sie nur daran, Käpt’n, es würde einem Vampir gelingen, an Land zu kommen. Die Folgen wären nicht auszudenken. Nein, nein, die Sache muß hier auf dem Schiff bereinigt werden.«
»Wissen Sie denn schon, wie?« fragte van Heeren.
»Im Augenblick noch nicht. Aber was Sie mir geben oder besorgen können, wäre ein Plan von Ihrem Schiff.«
»Das läßt sich machen, Inspektor. Und zwar sofort.«
Titus van Heeren ging zu dem Einbauschrank und holte eine zusammengefaltete Karte hervor. Sie war so groß, daß er sie auf dem Boden ausbreiten mußte.
Die Karte zeigte die Vorder-, Drauf- und Seitenansicht der CORMORAN.
Die Männer beugten sich über die Karte.
»Jetzt meine Frage, Käpt’n. Wo kann man sich auf diesem Schiff gut verstecken.«
Titus van Heeren knetete sein Kinn. »Das ist schwer, Inspektor. Wir haben eine große Besatzung und es sind eigentlich überall Leute.«
»Aber ich bitte Sie. Es gibt doch irgendwelche Räume. Vielleicht Lagerräume, die sich als Versteck eignen.«
»Im Prinzip schon. Nur – die sind abgeschlossen.«
»Während der gesamten Fahrt?«
»Eigentlich ja. Allerdings werden sie zweimal am Tag kontrolliert. Meistens vom Lademeister oder dessen Stellvertreter. Es kann durchaus sein, daß trotz Stabilisatoren bei hohem Wellengang ein Teil der Ladung verrutscht. Dann müssen wir für gewisse Beschädigungen aufkommen.«
»Man kann aber in diese Laderäume hineinkommen«, sagte John Sinclair.
»Ja. Aber wie gesagt, den Schlüssel hat der Lademeister.«
»Und wie ist es mit den Ladeluken oben auf Deck?« wollte Bill Conolly wissen.
»Die sind fest verschlossen und verriegelt. Also von dort aus ist es unmöglich.« Titus van Heeren erhob sich ächzend. »Aber warum hängen Sie sich immer an den Laderäumen fest, zum Teufel. Es gibt doch noch andere Verstecke.«
»Das kann ich Ihnen sagen, Käpt’n.« erwiderte Bill. »Der Vampir muß irgendwie aufs Schiff gekommen sein. Und meine verschwundene Frau hat eine gewisse Susan Miller kennengelernt, die Mitglied einer Drei-Personen-Forschungsgruppe war. Die haben die alten europäischen Schlösser im Donaugebiet durchstöbert und verschiedene wertvolle Gegenstände aus vergangenen Zeiten mitgebracht. Und deshalb nehmen wir an, daß sich darunter etwas befunden haben muß, wodurch der Vampir an Bord gekommen ist.«
»Das
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