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GK0077 - Der Blutgraf

GK0077 - Der Blutgraf

Titel: GK0077 - Der Blutgraf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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hatte den endgültigen Tod gefunden. Sie war erlöst, so paradox sich dies anhört.
    Auf ihrem Gesicht lag jetzt wieder ein friedlicher Ausdruck. Die Augen waren zur Decke gerichtet.
    Bill kniete nieder und zog die Augendeckel über die Pupillen.
    »Du hast es geschafft«, flüsterte er heiser.
    Der Reporter warf einen Blick durch die offenstehende Tür in die Duschkabine. Er sah die Beine des toten Mannes dort in dem Duschbecken.
    Welches grauenvolle Drama mußte sich hier abgespielt haben.
    Als der Reporter nach seinen Zigaretten griff, merkte er, wie seine Hände zitterten. Er schaffte es erst beim dritten Versuch, das Stäbchen aus der Packung zu klopfen.
    Das Feuerzeug schnippte auf. Überlaut drang dieses Geräusch durch die Stille.
    Bill wischte sich über das Gesicht. Eine Untote hatte er erledigen können – aber Sheila, seine Frau, war immer noch verschwunden. Sie befand sich in den Klauen eines blutsaugenden Monsters. Würde er sie überhaupt noch einmal wiedersehen…?
    ***
    Der Inspektor versteifte sich.
    Jetzt sind Sheila und Bill verloren, war sein erster Gedanke.
    Automatisch gehorchte er dem Befehl des Unbekannten hinter seinem Rücken und ließ den Vampir los, der sofort zur Seite sprang und sich in einer dunklen Stelle verbergen wollte.
    »So ist es gut, Mister!« hörte John wieder die befehlsgewohnte Stimme. »Und nun drehen Sie sich langsam um. Dabei heben Sie die Arme hübsch in Schulterhöhe.«
    Zähneknirschend kam John dem Befehl nach. Ihm war klar, wenn er jetzt nicht überzeugend genug argumentierte, konnten unter Umständen sämtliche Menschen auf dem Schiff verloren sein.
    Drei Männer starrten John an. Unter ihnen befand sich auch der Kapitän. Er stand in der Mitte. Zwei Offiziere mit schußbereiten Pistolen flankierten ihn.
    Der Kapitän trat einen Schritt vor. Er kniff die Augen leicht zusammen und betrachtete John Sinclair genauer.
    »Haben wir uns nicht schon einmal gesehen, Mister?«
    »Das ist durchaus möglich, Käpt’n. Aber jetzt…«
    »Halten Sie Ihren Mund!« zischte der Kapitän. »Auf meinem Schiff redet nur derjenige, dem ich die Fragen stelle.«
    Dieser Mann schien ein scharfer Hund zu sein. Von der Verbindlichkeit anderer Seelords, die große Passagierdampfer führten, war nichts zu merken. Der Kapitän war im Gegensatz zu oft geschilderten Romanhelden aus seinem Beruf klein und mit einem Ansatz zum Hängebauch, über den sich die Uniformjacke straff spannte. Sein Gesicht war rund und übersät mit hektischen, roten Flecken. Das konnte John einigermaßen gut erkennen, da durch die gläserne Tür genügend Licht fiel. Der Inspektor schätzte auch, daß unter der schmucken Kapitänsmütze strohblondes Haar wuchs.
    Der Seelord stemmte die Arme in die Hüften. »Ich bin Kapitän van Heeren. Sie sind vorläufig festgenommen, Mister. Dieses steht mir Kraft meines Amtes zu!«
    Im Gegensatz zu seinem Äußeren hatte van Heeren eine tiefe Stimme, die einem ängstlichen Menschen Angst einjagen konnte.
    Aber nicht John Sinclair.
    »Hören Sie, Käpt’n«, erwiderte der Inspektor scharf. »Ich habe jetzt keine Zeit, um noch große Reden zu halten. Lassen Sie sich jedoch eins gesagt sein, wenn wir jetzt nicht handeln, ist das gesamte Schiff mit seiner Besatzung und den Passagieren verloren.«
    »Sie sind ein Spinner!«
    John winkelte den rechten erhobenen Arm an und schob ihn unter das Revers seines Smokings.
    »Lassen Sie das!« Dieser Befehl war von einem der Offiziere gekommen.
    John verharrte. Aus den Augenwinkeln sah er, daß der Vampir versuchte, sich von dem Deck zu schleichen.
    »Achten Sie auf ihn«, sagte John.
    »Bleiben Sie stehen, Parkinson«, sagte der Offizier, der auch John gerade angeschnauzt hatte. »Und Sie, Mister, nehmen wieder den Arm hoch.«
    »Nein!« Johns Antwort klang bestimmt. »Passen Sie gut auf, meine Herren. Ich habe keine Waffe bei mir. Ich möchte Ihnen nur etwas zeigen. Hier!«
    Mit zwei Fingern zog John seine Brieftasche hervor, klappte sie auf und ließ seinen in einer Plastikhülle steckenden Ausweis herausrutschen.
    Er warf ihn dem Kapitän zu, der das Dokument geschickt auffing.
    Fast eine Minute starrte van Heeren auf den Ausweis. Dann ruckte sein Kopf hoch. Er nahm die Mütze ab und strich über sein schütteres Haar.
    John bemerkte, daß er mit seiner Vermutung recht behalten hatte. Das Haar war tatsächlich strohblond.
    Van Heeren kam auf John zu und gab ihm den Ausweis zurück. »Tut mir leid, Inspektor. Ich habe nicht gewußt, daß

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