GK0077 - Der Blutgraf
kann nur eine Kiste sein«, sagte John.
Titus van Heeren legte seine Stirn in nachdenkliche Dackelfalten. »An dieser Vermutung ist was dran. Das beweist allein die Tatsache, daß einer meiner Matrosen auf mysteriöse Weise ums Leben gekommen ist. Als das geschah, war die Ladung nämlich bereits auf dem Schiff.«
»Da haben wir’s«, meinte John.
»Und nun wollen Sie sich wohl die Laderäume ansehen.«
»Richtig geraten, Käpt’n.«
Van Heeren griff zu dem grauweißen Telefon, das auf dem kleinen Holztisch neben der Couch stand.
»Lagermeister Johnson, bitte!«
Der Kapitän deckte die Sprechmuschel mit der Hand zu. »Augenblick noch, sie holen den Mann gerade. Johnson ist übrigens Engländer. Ein sehr zuverlässiger Mann. Ja?« Der Kapitän lauschte wieder in den Hörer. Sein Gesicht nahm dabei innerhalb von Sekunden eine knallrote Farbe an, doch dann wurde es bleich. »Das gibt es doch nicht«, knurrte van Heeren. Er hörte noch einige Sekunden zu und sagte dann: »Ist gut, ich werde entsprechende Maßnahmen in die Wege leiten.«
Langsam drehte sich van Heeren zu John und Bill um.
»Was ist geschehen?« fragte der Inspektor.
Der Kapitän mußte dreimal schlucken, ehe er antworten konnte. »Der Lademeister ist schon seit einer halben Stunde nicht aufzutreiben. Niemand weiß, wo er sich befindet.«
»Verdammt«, flüsterte der Inspektor. »Jetzt haben wir den Salat.«
Auch Bill Conolly war bleich geworden. »Ob sich der Vampir da unten im Lager eingenistet hat?«
»Es ist anzunehmen. Wahrscheinlich hat er den Lademeister in seine Gewalt gebracht, Käpt’n.« Johns Stimme klang scharf wie ein Rasiermesser. »Ich brauche zwei Dinge. Erstens Knoblauch und zweitens einen angespitzten Holzpfahl. Können Sie das innerhalb der nächsten Minuten besorgen?«
»Das wird zu machen sein.«
Titus van Heeren verließ mit schnellen Schritten die Kabine.
»Und ich?« fragte Bill. »Welche Aufgabe hast du mir zugedacht?«
»Du bleibst erst mal in deiner Koje«, erwiderte John. »Du hast genug mitgemacht.«
»Aber Sheila. Sie wird…«
»Gerade deshalb. Bill, dir fehlt jetzt in deinem Zustand die Übersicht. Versteh mich doch.«
Es dauerte noch einige Minuten, bis John seinen Freund überredet hatte.
Da war auch schon der Kapitän zurück. Er hatte das Gewünschte besorgt. Sogar einen Kranz aus Knoblauchzehen hatte er mit.
»Das ist genau richtig«, sagte John und hängte sich den Kranz um den Hals. »Knoblauch hat die Untoten schon immer geschreckt.« Dann blickte er auf den Holzpfahl. Er lag schwer und griffig in seiner Hand.
»Okay denn«, sagte John. »Drückt mir die Daumen, daß ich es schaffe.«
Die beiden Männer nickten.
John Sinclair verließ die Kabine. Wieder einmal stellte sich der Geister-Töter den finsteren Mächten zum Kampf…
***
In dem großen Speiseraum lief alles wieder seinen normalen Gang. Die Passagiere hatten ihr Dinner beendet, und nur ab und zu flackerte der störende Vorfall in den Gesprächen auf.
Dr. Fulmers Blick glitt durch den Speiseraum. Die Tische waren nur noch zur Hälfte besetzt. Die meisten Passagiere hatten gewechselt und waren in die Bars gegangen, wo sie nach einschmeichelnder Musik das Tanzbein schwingen konnten.
Susan Miller und Seymour Destry waren nirgends zu sehen.
Der Wissenschaftler wandte sich um.
Im gleichen Augenblick entdeckte er den Kapitän. Er kam mit einem anderen Mann den Gang hinab. Die beiden waren in ein heftiges Gespräch vertieft.
»Entschuldigen Sie, Käpt’n. Aber ich muß Sie unbedingt sprechen«, sagte Dr. Fulmer. »Es ist da eine rätselhafte Sache passiert, die ich…«
Van Heeren wehrte ab. »Bedaure, ich habe heute keine Zeit. Kommen Sie doch morgen zu mir.«
Er wollte weitergehen.
»Moment mal!«
Bill Conolly hatte diese Worte gesagt. Mit gerunzelter Stirn blickte er Dr. Fulmer an.
»Gehören Sie nicht zu Susan Miller und…«
Der Wissenschaftler nickte heftig. »Genau.«
»Dann sind Sie Dr. Fulmer, wenn ich mich nicht irre.«
Das Gesicht des Kapitäns nahm sofort einen anderen Ausdruck an. »Das ist selbstverständlich etwas anderes. Wir haben ebenfalls nach Ihnen gesucht. Kommen Sie, wir setzen uns an einen freien Tisch.«
Die drei Männer nahmen Platz. Ein Ober brachte Getränke.
Dr. Fulmer drehte unschlüssig sein Whiskyglas in der Hand. »Ich weiß nicht, wie ich anfangen soll, aber meine beiden Assistenten sind verschwunden, und ich fürchte, daß ihnen etwas zugestoßen ist.«
Van Heeren nickte. Sein Gesicht
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