GK0077 - Der Blutgraf
Zähne, die spitz und grausam aus dem Oberkiefer hervorragten.
Sheila lag wie tot auf dem Boden.
Um sie konnte sich John im Augenblick nicht kümmern. Er mußte den Vampir vernichten, der durch einen schrecklichen Zufall wieder zum Leben erweckt worden war.
»Du bist waffenlos, Fremder!« zischte Tomaso. »Du bist…«
Im gleichen Augenblick verstummte er. Sein Gesicht verzerrte sich zur Grimasse. Abwehrend streckte er die Arme vor.
Für einige Augenblicke war John verblüfft. Doch dann wußte er des Rätsels Lösung.
Die Knoblauchkette, die unter seinem Smokingkragen gehangen hatte und erst durch den Kampf mit dem Vampir wieder zum Vorschein gekommen war, trieb Graf Tomaso zurück.
»Geh!« kreischte der Untote. »Geh endlich weg!«
John schüttelte den Kopf. »Nein, Tomaso, diesmal gibt es keine Chance. Jetzt bin ich an der Reihe, und ich werde dich auch vernichten.«
Tomasos Antwort konnte John nicht verstehen, denn sie ging im Heulen des zweiten Vampirs unter, dem Bill Conolly soeben seinen Pflock durch das Herz gerammt hatte.
Das Heulen wurde zu einem Winseln und erstarb schließlich.
Sekunden später flammte das Licht auf. Bill hatte es eingeschaltet.
Zwei Schritte trennten John nur noch von seinem Gegner. Der Inspektor sah in ein graues Gesicht, das von Panik gezeichnet war und in dem nur die rotumränderten Augen glühten.
»Den Pfahl, Bill!«, rief John Sinclair.
Der Reporter warf seinem Freund das Gewünschte zu. John fing die Waffe geschickt auf.
»Ich habe es dir versprochen, daß ich keine Gnade kenne!« sagte John Sinclair leise, aber laut genug, um von dem Vampir verstanden zu werden. »Der Fluch, den du über einige Menschen gebracht hast, wird dich härter als die anderen treffen!«
»Nein!« heulte der Vampir. »Nein! Mach’s nicht. Ich gebe dir alles, was du haben willst. Wir werden unsterblich, ich werde unsterblich, du…«
»Du widerst mich an«, knurrte John.
Der Vampir brach in die Knie. Die Hände, vorher noch umrankt vom Fleisch, wirkten wie Skelettfinger. Die bleichen Knochen schimmerten durch. Das Knoblauch hatte bereits den Prozeß der Verwesung eingeleitet.
Der Vampir hob den Kopf. Namenloses Entsetzen sprach aus dem Blick, mit dem er John ansah.
Dicht vor dem Untoten blieb John stehen.
»Steh auf!« befahl er.
Der Vampir, nur noch ein Bündel Angst, zitterte um sein erbärmliches Leben.
Da zog John ihn hoch, preßte ihn dabei gegen seinen Körper.
Der Vampir brüllte auf, er hatte Bekanntschaft mit dem Knoblauchkranz gemacht.
Mit der linken Hand hielt John Sinclair Tomaso fest, um dem Untoten dann blitzschnell den Holzpflock in das Herz zu rammen.
»Ahhh!«
Gellende, kurz hintereinander ausgestoßene Schreie des Untoten drangen durch den Laderaum. Eine tiefschwarze Flüssigkeit strömte aus der Wunde und benetzte den Boden.
Graf Tomaso brach zusammen, fiel mit dem Körper in die Blutlache.
Der Untote lag auf dem Bauch. John wollte ihn auch nicht herumdrehen, denn das, was jetzt kam, kannte er schon.
Er bekam nur mit, wie die Hände des Vampirs anfingen zu faulen, wie die bleichen Fingerknochen dalagen und dann auch diese zu Staub wurden.
Schließlich lagen nur noch die leeren Kleidungsstücke am Boden. Von dem Vampir war nichts übrig geblieben.
John Sinclair wandte sich ab. Sein Blick streifte die beiden anderen Vampire, die ebenfalls aus ihrem Untotendasein erlöst worden waren.
John kannte die Männer. Es waren die beiden, die ihn auf dem Gang nicht hatten weitergehen lassen wollen. Graf Tomaso hatte in den Bewußtlosen eine leichte Beute gefunden.
»Jetzt sind wir wohl endgültig von der Plage befreit«, sagte John und ging mit langsamen Schritten auf Bill Conolly zu, der wie eine Standfigur dastand und Sheila auf den Armen hielt.
John runzelte die Stirn. »Was ist. Bill? Fehlt dir was? Oder… Sheila…«
»Rühr sie nicht an!« schrie der Reporter.
John zuckte unwillkürlich zurück. »Jetzt werde aber nicht kindisch. Los, sag mir, was vorgefallen ist!«
Bill schüttelte in unsagbarer Verzweiflung den Kopf. »Was vorgefallen ist, John? Wir sind zu spät gekommen. Er hat Sheila schon in seinen Klauen gehabt. Da, sieh selbst!«
John Sinclair sah auf den Hals der wachsbleichen Sheila Conolly. Fast überdeutlich sprangen ihm die beiden Bißstellen ins Auge. Bißstellen, die nur von einem Vampir stammen konnten…
***
Pfeifend stieß der Inspektor die Luft aus. Er wußte, was das zu bedeuten hatte.
Sheila Conolly war ein…
»Sprich es um
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