GK0077 - Der Blutgraf
sich sprungbereit.
Jetzt hatte er eine Chance.
Der Inspektor hetzte mit zwei langen Sätzen durch die Dunkelheit, hielt den Pfahl wie eine Ramme vor sich.
Er spürte den Vampir mehr als er ihn sah. Dann hörte John den Aufschrei.
Im gleichen Moment stieß er zu.
Er hatte hoch gehalten, um auch die Brust zu treffen.
Der Holzpfahl drang dem Vampir seitlich durch die Rippen und von unten her ins Herz.
Sofort sprang John Sinclair zurück.
Der Untote jaulte auf, drehte sich um seine Achse. Dabei schlug er wild mit den Armen um sich, ohne jedoch seinen Gegner zu treffen. Schließlich krachte er zu Boden. Ein letztes, grauenvolles Stöhnen entrang sich seiner Brust. Dann war der Mann erlöst.
Sekundenlang herrschte eine tiefe Stille. Selbst John Sinclair atmete nur durch den Mund.
Was würden seine Gegner als nächstes unternehmen?
Der Gedanke war noch nicht ganz in Johns Hirn verklungen, da spürte er neben sich eine Bewegung.
Der zweite Vampir!
John wollte herumwirbeln, den Pfahl zum tödlichen Stoß heben – zu spät.
Mitten in der Drehung erwischte ihn ein mörderischer Schlag.
Ein mit Eisen beschlagener Huf schien an John Sinclairs Kopf zu explodieren.
Der Inspektor flog zurück und krachte gegen eine Kiste. Ein zweiter Schlag traf seinen rechten Arm. Der angespitzte Pfahl wurde ihm aus den Fingern gewirbelt und fiel irgendwo zu Boden.
Dicht vor Johns Gesicht erklang das mörderische Fauchen, das er so gut kannte und bis aufs Blut haßte.
Der Vampir griff an. Zwei gnadenlose Hände preßten Johns Schultern gegen die Kiste. Ein hochgezogenes Knie explodierte im Bauch des Inspektors.
Übelkeit wallte in John Sinclair hoch. Die Dunkelheit vor seinen Augen wurde durch rote Schleier ersetzt. Johns malträtierte Lungen pumpten verzweifelt die Luft in den Körper.
Ratschend ging der Stoff seines Hemdes entzwei.
Der Hals lag frei!
Zwei, drei Sekunden höchstens noch, dann würde der Vampir zubeißen!
Im gleichen Augenblick stieß John den Kopf vor. Es war eine verzweifelte instinktmäßige Reaktion.
Johns Stirn krachte gegen das Gebiß des Vampirs. Zähne splitterten Ein wildes Heulen entrang sich der Kehle des Untoten. Sein Griff wurde lockerer.
John riß beide Hände hoch und sprengte endgültig die Klammer des Blutsaugers. Sofortiges Nachsetzen ließ den Untoten zurücktaumeln.
Im gleichen Augenblick erstarrte John Sinclair zu Eis. Überdeutlich wurde ihm sein großer Fehler bewußt. Ihn zu korrigieren, blieb keine Zeit.
Da hörte er auch schon Tomasos Stimme. Unbeschreiblicher Triumph schwang darin. Er sonnte sich in dem Gefühl, doch noch gesiegt zu haben.
»Ich habe die Frau, Fremder!« schrie Tomaso. »Und dieses Faustpfand werde ich nicht aus der Hand geben. Dir bleibt nur noch die Chance, dich zu ergeben und mein Diener zu werden!«
»Den Teufel werde ich«, knurrte John und schlich gleichzeitig in die Richtung, aus der die Stimme kam.
Graf Tomaso lachte höhnisch auf. »Du willst es also nicht anders. Gut, jetzt werde ich dich und die Frau töten!«
Im gleichen Augenblick wurde die Tür aufgestoßen. John kam gar nicht mehr dazu, sich erst noch groß auf die neue Situation einzustellen, denn eine harte Männerstimme peitschte wie ein Gewehrschuß durch den Raum.
»Gar nichts wirst du, Tomaso! Ich werde dich in die Hölle schicken!«
Groß und wuchtig stand Bill Conolly in dem hellen Türviereck. Der Pfahl in seiner Hand hob sich als Schatten ab.
Bill war bereit, den Vampiren den Rest zu geben!
Gleichzeitig reagierte auch John Sinclair. Während Bill in den Lagerraum stürmte, ihm der Weg zu Tomaso jedoch von dem anderen Vampir abgeschnitten wurde, hetzte John auf die Stelle zu, wo er den Grafen vermutete.
Und er hatte recht.
Ein gräßliches Stöhnen drang an sein Ohr.
Hatte der Vampir Sheila bereits in seinen Klauen? War er zu spät gekommen?
Durch die offenstehende Tür fiel jetzt genügend Licht in den Raum, um wenigstens die Umrisse erkennen zu können. John sah, wie dieser Tomaso dabei war, Sheila wegzuschleifen. Wie eine Puppe zog er die junge blonde Frau über den Boden.
John Sinclair warf sich vor.
Seine Hände bekamen die Haare des Vampirs zu fassen. Mit einem gewaltigen Ruck zog er den Kopf zurück und schmetterte dem Unhold den Fuß in den Rücken.
Der Vampir ließ Sheila los.
Er krümmte sich für Sekundenbruchteile zusammen und wirbelte dann fauchend herum.
John sah trotz der Dunkelheit die blutunterlaufenen Augen des Unholds und die beiden mörderischen
Weitere Kostenlose Bücher