GK0080 - Das Höllenheer
und…
Der Inder lag auf dem Boden. Die letzten drei übriggebliebenen Mönche umtanzten ihn mit wildem Gekreische. Sie hielten die Arme weit über den Köpfen. Die schwarzen Finger umklammerten die gläsernen Dolche, um sie dem Menschen in die Brust zu stoßen. Doch noch war es nicht soweit.
Noch gab es John Sinclair!
»Hier steht euer Gegner!« peitschte Johns Stimme. Die drei Mönche wirbelten herum. Die schrecklichen Fratzen starrten den Inspektor sekundenlang an. John streckte beide Arme aus. Die Kugel funkelte und gleißte. Sie bedeutete die endgültige Vernichtung der Dämonen. Ein Heulen und Klagen begann. Einer der Mönche streckte den Arm aus, versuchte, eine Flammenwand aufwachsen zu lassen. Die Dämonen starben den Feuertod. Rauchschwaden stiegen auf und sammelten sich an der Decke. Schließlich war es vorbei. Die magische Kraft der Kugel hatte auch die restlichen Dämonen vernichtet. Aus weit aufgerissenen Augen hatten der Inder und John Sinclair dem Schauspiel zugesehen. Unendlich langsam stemmte sich Mandra Korab auf die Beine.
Sein Atem flog. »Das war im letzten Augenblick«, keuchte er.
John setzte die Kugel auf dem Rand des Springbrunnens ab. Sein Blick streifte durch die Halle. Der Inspektor deutete auf die Toten.
»Ja«, sagte er, »wir haben eine Schlacht gewonnen. Aber um welchen Preis.«
Der Inder stand mit gesenktem Kopf da. »Ich hätte nie gedacht, daß sie solch eine Macht besitzen. Sie waren plötzlich da, mußten die Dämonenfallen umgangen haben. Meine Leute hatten keine Chance. Die gläsernen Dolche töteten sie auf der Stelle. Ich konnte im letzten Augenblick einen magischen Kreis ziehen. An die Schwerter kam niemand von uns.«
»Mit den Dolchen hatte es auch noch eine andere Bewandtnis«, sagte John und berichtete von seiner Auseinandersetzung mit dem Mädchen oben in seinem Zimmer.
»Ja«, sagte Mandra Korab. »Diese Waffen verändern einen Menschen, treiben das Böse in ihn hinein.«
John hob einen der Dolche auf. Er zerfiel unter seinem Griff zu Staub. Mit dem Tod der Mönche war auch die Kraft dieser Waffen erloschen. Mandra Korab zertrat die anderen Dolche. John untersuchte die am Boden liegenden Männer. Vielleicht waren sie nicht alle tot. Doch seine Hoffnung wurde zerstört. Sämtliche Diener des Inders lebten nicht mehr. Sie waren schnell gestorben und ohne zu wissen, warum. Mandra Korab wollte zum Telefon gehen, überlegte es sich jedoch anders und blieb dicht vor John stehen.
»Das war erst der Beginn, Inspektor. Wir werden in wenigen Stunden fliegen, um Kalhori endgültig das Handwerk zu legen. Die Zeit war selten so günstig. Die Göttin muß sich erst von ihrer Niederlage erholen…«
***
Es gab keine direkte Verbindung von Dehli nach Zhigatse. Man mußte über Katmandu fliegen. Mandra Korab regelte noch in der gleichen Nacht gewisse Angelegenheiten mit den zuständigen Polizeibehörden. Die Toten wurden von zwei Wagen abgeholt. Wo sie beerdigt wurden, wußte keiner.
Auch Korab und John nicht. In Indien war vieles möglich. Die Sterbeziffer lag so hoch, daß die paar Menschen gar nicht ins Gewicht fielen. Dieses hört sich grausam an, ist aber so. Ein neutrales Taxi brachte Mandra Korab und John Sinclair am anderen Tag zum Flughafen. Korab hatte die Flugkarten telefonisch bestellt. Es lief alles wie am Schnürchen. Ein Kurzstreckenjet flog die beiden Männer nach Katmandu. John schlief während des Fluges. Als der Jet zur Landung ansetzte, wurde er wieder wach. Er fühlte sich gleich wie neugeboren. Mandra Korab lächelte John von der Seite her an. »In Katmandu werden wir Aufenthalt haben. Der Pilot, den ich gechartert habe, hat noch einen Termin.«
John zuckte die Achseln. Ihm war es eigentlich gleich. Der Flughafen von Katmandu war klein, doch tadellos in Ordnung. Die Landung verlief ohne Zwischenfälle. Als John aus dem Flugzeug stieg, konnte er im Norden die eisbedeckten Gipfel des Hochlands von Pamir sehen. Es war eine imposante Kulisse. Sie warteten im Flughafenrestaurant. Hier war es gemütlich warm, und aus versteckten Lautsprechern drang westliche Musik. Ein Ober fragte nach ihren Wünschen. Die Männer bestellten Tee. Mandra Korab hatte die Tasche mit der wertvollen Kugel neben sich auf einen Stuhl gelegt. Die Tasche war eine Spezialanfertigung. Innen mit Samt ausgestattet, war sie fast unempfindlich gegen Stöße. Der Kugel konnte so leicht nichts geschehen. Außerdem besaß die Tasche ein Spezialschloß, das bei unsachgemäßer Öffnung einen
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