GK0089 - Horrorfest am Galgenhügel
einfach!« preßte Fred Young hervor.
Chris beugte sich über den Liegenden. Sie faßte ihn an beiden Schultern. Ihre Gesichter berührten sich fast.
»Und was ist, wenn dieser Sargtischler gelogen hat?«
»Warum sollte er?«
»Weil er vielleicht selbst in diesem höllischen Spiel mitmischt. Es ist doch durchaus möglich, daß er auf der Seite der Dämonen steht, dich nun gegen den Inspektor aufgehetzt hat, damit du ihn umbringst, was die Mächte der Finsternis bisher nicht geschafft haben. Da, sieh dir deine Mutter an. Was haben die Dämonen aus ihr gemacht? Ihren eigenen Sohn wollte sie umbringen. Eiskalt töten, wie eine Bestie.«
»Hör auf!« schrie Fred. »Hör auf!« Seine Stirn glänzte schweißfeucht.
»Nein!« brüllte Chris zurück. »Ich höre nicht auf, nicht eher, bis du zu Vernunft gekommen bist. Und ich sage dir, du wirst Inspektor Sinclair nicht töten.«
»Laß mich los, verdammt!« keuchte Fred. Seine Frau hielt ihn noch immer an den Schultern gepackt.
Chris ließ los.
Fred Young setzte sich auf. Ein wildes Feuer tanzte in seinen Augen.
Noch war die Mordlust nicht gestillt, war der Einfluß des teuflischen Sargtischlers nicht gebrochen.
Chris stand auf, stieg über die bewußtlose Frau hinweg und hob Stemmeisen und Messer auf.
Fred Young beobachtete sie mit unruhigem Blick. Chris trat ans Fenster und zog es auf.
Dann drehte sie sich noch einmal um. »Ich werfe diese verdammten Mordinstrumente aus dem Fenster. Sie haben schon genug Unheil angerichtet. Da, da!«
»Chris, was machst du…!«
Die junge Frau klappte bereits die Fensterflügel wieder zu. »So, das wäre erledigt.«
Fred Young ballte die Hände zu Fäusten. Einen Moment sah es so aus, als wollte er etwas sagen, doch dann warf er sich herum und vergrub sein Gesicht in dem Kopfkissen.
Seine Nerven spielten nicht mehr mit.
Chris streichelte ihrem Mann sanft über das Haar.
***
John Sinclair erreichte das Dorf!
Noch immer hatte er die Nachwirkungen des Schlages nicht ganz verdaut. Bei jedem Schritt stachen die Kopfschmerzen wie Lanzen in seinem Hirn, außerdem war ihm leicht übel.
Hoffentlich habe ich keine Gehirnerschütterung, dachte John.
An der Einmündung zur Hauptstraße blieb er stehen. Leer und verlassen schien das Dorf zu sein. Die Menschen hatten sich ängstlich in ihre Häuser verzogen. Seit der Bann gebrochen war, hatte sie wieder die alte Panik überfallen.
John blickte zurück.
Es war ihm auch niemand gefolgt. Der Weg zum Friedhof verlor sich einsam in der Dunkelheit.
Der Inspektor ging weiter.
Bleiche Gesichter preßten sich an die Fensterscheiben, verschwanden, wenn Johns Blicke die Hausfassaden streiften.
John Sinclair lächelte bitter. Diese Menschen hatten Angst, höllische Angst. Und er konnte es ihnen nicht einmal verdenken.
An diesem Ort war die Zivilisation praktisch vorübergegangen.
Die wenigsten hatten elektrisches Licht, Zeitungen gab es auch nicht, geschweige denn ein Radio.
Hier lebte man noch in der Vergangenheit. Religion und Aberglaube lagen dicht beieinander.
Es war nicht weiter verwunderlich, daß die Einwohnerzahl stetig abnahm. Die jungen Leute zogen es vor, in die größeren Städte abzuwandern. In Foynes konnte man kein Geld verdienen.
John erreichte das Haus der Familie Young.
Aus den Fenstern fielen schmale Lichtbahnen. Jemand mußte überall im Haus die Petroleumlampen oder Kerzen angezündet haben.
John hämmerte gegen die Tür.
»Einen Augenblick!« rief eine weibliche Stimme.
Sie gehörte Chris Young.
Schritte näherten sich der Tür. Dann wurde aufgeschlossen.
»Inspektor, endlich!« sagte die junge Frau, und es klang sehr erleichtert. John brauchte kein großer Prophet zu sein, um zu wissen, daß hier etwas nicht mit rechten Dingen zugegangen war.
Er betrat das Haus.
Die Tür zum Wohnraum stand offen. John sah immer noch den toten Burns auf der Erde liegen.
Chris Young schloß die Haustür.
John warf der jungen Frau einen fragenden Blick zu.
»Ich erkläre es Ihnen später«, sagte Chris leise. »Kommen Sie erst mit nach oben.«
»Gut.«
Der Inspektor folgte Chris Young in die oberen Räume. Eine steile Falte bildete sich auf seiner Stirn, als er die bewußtlose Mrs. Young und den verletzten Fred sah. Außerdem roch es irgendwie verbrannt.
Und dann begann Chris zu erzählen. Sie ließ nichts aus und berichtete auch von Freds Vorhaben.
»Mein Gott«, flüsterte John, als Chris fertig war, »das ist ja schrecklich. Wäre ich mal hiergeblieben.«
Fred
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