GK0089 - Horrorfest am Galgenhügel

genug, um noch einen Besuch zu machen.«
    »Zu wem wollen Sie denn?« fragte Chris.
    John deutete nach unten. »Dort liegt noch eine Leiche. Die will ich einem gewissen O'Donell bringen. Außerdem muß sich dieser Mann auf ein paar unangenehme Fragen gefaßt machen. Ich habe das Gefühl, daß er mehr weiß, als er zugeben will…«
    ***
    O Doneil, der Sargtischler hatte seinen Triumph!
    Es war ihm gelungen, die Dämonen aus ihrem Reich zu holen.
    Seine jahrelange Arbeit, sein geheimes Studium, es war mit diesem einmaligen Erfolg gekrönt worden.
    Über 20 Jahre schon hauste er hier in diesem abgeschiedenen Dorf. Die Leute hatten um ihn einen Bogen gemacht. Ein Sargtischler und Leichenbestatter, wer wollte schon mit dem etwas zu tun haben? O'Donell war das nur recht gewesen. So hatte er ungestört seine Studien fortsetzen können.
    Den Keller des Hauses hatte er sich als Labor und Arbeitsraum eingerichtet. Jetzt sah er aus wie eine mittelalterliche Gruselkammer. O'Donell brauchte diese Umgebung als Stimulans für seine teuflischen Experimente. Nur so konnte er mit den Geistern und Dämonen der jenseitigen Welt in Kontakt treten.
    Die Wände des Kellers waren dunkel und übersät mit alten Waffen. Morgensterne, Lanzen und Helebarden hingen hier dicht nebeneinander. Den Keller selbst konnte man nur durch eine Falltür erreichen, die mit einer ausklappbaren Aluminiumleiter versehen war.
    Doch das Zentrum des Kellers war ein Kamin. Er stand genau im Schnittpunkt der magischen Linien, mit denen O'Donell den Keller vermessen hatte. Der Kamin war quadratisch und aus dicken Steinen gemauert worden. Sie waren von innen rußgeschwärzt. Auf dem handbreiten Rand des Kamins standen allerlei Tiegel und Schalen mit undefinierbaren Kräutern und Essenzen.
    Es gab auch Strom. Ein kleiner Generator in einer Ecke des Kellers versorgte die Lampe an der Decke mit Elektrizität. Das Licht reichte gerade aus, um lesen zu können.
    In dieser Nacht saß O'Donell an seinem Arbeitstisch. Vor sich hatte er eine uralte Papierrolle liegen. Sie war mit seltsamen Beschwörungsformeln und magischen Zeichen beschrieben.
    O'Donell hatte diese Rolle zufällig gefunden, und das war gewissermaßen der Anlaß zu seinen satanischen Studien gewesen.
    Er hatte es geschafft, die Dämonen zurückzuholen. Aber noch fehlte ihm jemand. Ein Mann, der damals ihr größter Feind gewesen war.
    Horace Kennon, der Hexenjäger!
    Die Schriften hatten O'Donell alles gesagt, hatten nahezu minutiös das Blutfest am Galgenhügel wiedergegeben. Und dieses Blutfest hatte O'Donell fasziniert und soweit gebracht, daß er sich nichts sehnlicher wünschte, als eine Wiederholung.
    Heute nacht sollte ihm das gelingen!
    Aber er wollte noch mehr. Wollte sich die Dämonen Untertan machen, sie zwingen, nur ihm zu gehorchen.
    Dann hätte er die Macht! Aber dazu brauchte er noch Horace Kennon. Der Hexenjäger sollte sein Verbündeter werden.
    Ja, so mußte es laufen.
    O'Donells Gesicht war angespannt. Seine zitternden Finger glitten über das rissige Papier. Seine Lippen formten unhörbare Worte. Wie ein Schwamm saugte O'Donell die alten Beschwörungsformeln in sich hinein.
    Der Sargtischler rutschte mit dem Stuhl zurück. Das ratschende Geräusch übertönte deutlich das Summen des Generators.
    O'Donell trat an den Kamin. Die Muskeln unter seiner Gesichtshaut zuckten erregt. Seine Augen hatten einen fanatischen Glanz. Niemand würde ihn je von seinem Vorhaben abbringen können.
    Vor dem Altar blieb O'Donell stehen. Noch einmal konzentrierte er sich.
    Eine seltsame Fügung des Schicksals hatte es gewollt, daß es alle hundert Jahre einen Mann gegeben hatte, der die Dämonen auf die Erde zurückholen wollte.
    Nur O'Donell war es bisher in letzter Konsequenz gelungen.
    Andere hatten nur Teilerfolge erzielt. Daher waren auch die Schreckenslegenden entstanden, die im Dorf kursierten.
    Der Sargtischler streckte beide Arme aus. Fingerspitzen und Schulter bildeten eine Linie.
    O'Donell spreizte die Finger beider Hände.
    Langsam begann er zu sprechen. Kehlige, kaum verständliche Laute drangen aus seinem Mund.
    Die Luft begann sich zu verdichten, zu knistern. Eine kleine Rauchfahne kräuselte plötzlich aus dem Kamin hervor, glitt wie ein Pfeil zwischen O'Donells Hände hindurch und faserte an der Decke auseinander. Der Qualm roch scharf, fast ätzend.
    O'Donell senkte den rechten Arm und griff nach einer kleinen Schale. Eine dunkelgrüne, breiige Masse befand sich darin.
    Der Sargtischler