GK0094 - Doktor Tod
eines Messers umklammert.
Die Spitze zeigte auf seine Brust.
Hank Dillinger war dabei, seinem Leben ein Ende zu bereiten…
***
John Sinclair flog durch das halbe Zimmer. Seine geballten Hände stießen gegen Hanks Arme, fegten sie zur Seite.
Hank brüllte auf. John war hart auf dem Jungen gelandet.
Doch sofort warf sich der Inspektor herum und riß Hank das Messer aus der Hand.
Der Junge starrte ihn an. Sein Blick war seltsam leer und entrückt.
John sah das offene Fenster, lief hin und beugte sich nach draußen.
Von dem ›Polizisten‹ war nichts zu sehen.
Der Inspektor wischte sich den Schweiß von der Stirn. Da war er gerade noch rechtzeitig gekommen. Eine Minute später, und alles wäre vorbei gewesen.
Plötzlich stand Mrs. Dillinger im Zimmer.
Sie schrie erstickt auf, als sie ihren Sohn sah.
Die Frau wollte auf Hank zulaufen, doch John hielt sie zurück.
»Später«, sagte er. »Zuerst muß ich mal mit ihm reden. Lassen Sie uns bitte allein.«
Mrs. Dillinger ging. John hörte sie auf dem Flur schluchzen.
Dann setzte er sich zu Hank aufs Bett. Der Blick des Jungen war immer noch verschleiert und entrückt. Hank Dillinger lag in tiefer Hypnose.
Da war vorerst nichts zu machen.
John schloß das Fenster und ging auf den Flur.
Mrs. Dillinger blickte ihm aus verweinten Augen entgegen.
»Haben Sie Telefon?« fragte John.
»Ja. Unten im Wohnzimmer.«
»Danke.«
John rief einen Psychiater vom Yard an. Der Kollege versprach, sofort zu kommen.
Dann informierte der Inspektor seinen Chef.
»Dr. Tod will wohl seine Zeugen jetzt beseitigen, nachdem sie ihre Pflicht getan haben«, vermutete Powell. »Ich werde auch das Mädchen unter Bewachung stellen lassen.«
»Unbedingt, Sir«, erwiderte John.
Er legte auf.
Mrs. Dillinger war ihm gefolgt. »Was ist eigentlich geschehen?« fragte sie.
John beschloß, ihr nicht die ganze Wahrheit zu sagen.
»Dieser Kollege, Mrs. Dillinger, war in Wirklichkeit ein Verbrecher!«
»Mein Gott«, rief die Frau. »Und – und er wollte Hank umbringen?«
»Nein. Er hat ihn hypnotisiert.«
»Aber weshalb?«
»Hank sollte vergessen, was er gesehen hat.«
Mrs. Dillinger gab sich mit dieser Auskunft zufrieden. John hatte jedoch noch einige Fragen an die Frau.
»Mrs. Dillinger«, sagte er, »können Sie uns den angeblichen Polizeibeamten beschreiben?«
Die Frau zuckte mit den Schultern. »Mein Gott, was soll ich da sagen? Er war kleiner als Sie und hatte einen Regenmantel an und einen Hut auf. Sein Gesicht war kaum zu erkennen. Halt, da fällt mir etwas ein. Er hatte keine Augenbrauen. Es war alles glatt, wissen Sie? Und Handschuhe hat er getragen. Ich habe noch nichts mit der Polizei zu tun gehabt, und deshalb dachte ich, die Leute sehen so aus. Man sieht ja auch immer wieder im Fernsehen diese Typen.«
»Leider!« knurrte John. »Und was hat der Mann gesagt?«
»Daß er mit Hank sprechen müsse.«
»Wie klang seine Stimme? Hell, dunkel?«
»Normal, würde ich sagen. Vielleicht etwas knapp und scharf. So genau habe ich darauf nicht geachtet. Aber was geschieht jetzt mit Hank? Wollen Sie ihn wirklich mitnehmen?«
»Wir müssen, Mrs. Dillinger. Es ist besser für ihn.«
Die Augen der Frau wurden groß. »Man – man will ihn umbringen, nicht wahr?«
»So schlimm ist es nicht«, sagte John. »Auf jeden Fall brauchen Sie sich keine Sorgen zu machen. Wir werden den Fall schon über die Runden kriegen. In ein paar Tagen ist alles vorbei.«
John gab sich optimistischer, als er in Wirklichkeit war. Denn in diesen paar Tagen konnte verdammt viel geschehen. Und nach allem, was er gehört hatte, schien Dr. Tod ein Mann zu sein, der ihm zumindest ebenbürtig war.
Wenn nicht sogar überlegen…
***
Der Leichenwagen rollte mit mäßiger Geschwindigkeit durch London. Dr. Tod war unterwegs.
Er hatte es gerade noch geschafft, aus dem Fenster zu entkommen. Ein Sinn für Gefahr hatte ihn gewarnt. Hauptsache, der Junge hatte sich selbst umgebracht.
Doch Dr. Tod war nicht restlos zufrieden. Da gab es noch ein Problem.
Er brauchte Leichen. Sogar dringend, um seine Truppe ausbauen zu können.
Natürlich hätte er leicht Menschen umbringen können.
Schließlich kamen zahlreiche Besucher in sein Horror-Kabinett.
Doch das hätte zuviel Aufsehen erregt. Bei den vier Jugendlichen war das Risiko genau einkalkuliert gewesen.
Der Junge war inzwischen erledigt, und das Mädchen würde noch in dieser Nacht an die Reihe kommen.
Aber das wollte er nicht selbst unternehmen. Diese
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