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GK0141 - Irrfahrt ins Jenseits

GK0141 - Irrfahrt ins Jenseits

Titel: GK0141 - Irrfahrt ins Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Schrank auf. Versteckt hinter einem Kittel stand die Schrotflinte. Mike O’Shea hatte die doppelläufige Waffe von seinem Vater geerbt und sie in den Jahren immer gut in Schuß gehalten. Er hatte sie gepflegt wie ein Soldat, und immer war sie geladen.
    O’Shea packte die schwere Flinte, als wäre sie leicht wie ein Streichholz. Dann ging er mit schweren Schritten zur Tür. Er nahm die gefütterte Jacke vom Haken und schlüpfte hinein.
    Mike O’Shea zog die Tür auf. Ein kalter Wind fegte in das kleine Haus.
    »Leb wohl, Mike«, sagte Mary O’Shea mit tränenerstickter Stimme. »Leb wohl.«
    Mike versuchte zu lächeln, doch es verunglückte. »Bis später dann«, sagte er, und plötzlich glaubte er selbst nicht an die Worte. Er ließ sich jedoch nichts anmerken, sondern trat auf die Straße. Gebeugt und leicht gegen die Wind gestemmt, stapfte er mit schweren Schritten über die Fahrbahn dem Ausgang des kleinen Dorfes zu.
    Mary O’Shea schloß die Tür. Und dann war es aus mit ihrer Beherrschung. Sie rannte zurück in die kleine Wohnstube und fiel schluchzend auf das Sofa.
    ***
    Der Wind schnitt wie mit tausend kleinen Messern in Mike O’Sheas Gesicht. Hier im Norden von Schottland war der Februar noch einer der kältesten Monate im Jahr. Auf den Bergen lag der Schnee wie eine dicke Puderschicht und reflektierte das kalte Mondlicht.
    Mike O’Shea fühlte sich wie der einsamste Mensch auf der Welt. Der Boden war gefroren, und die tiefen Fahrrillen, die die Reifen der Traktoren und Wagen auf der Fahrbahn hinterlassen hatten, hart wie Stahl. In den Rillen knackte das Eis, wenn Mike O’Shea mit seinen schweren Stiefeln darauftrat.
    Die Schrotflinte hielt der einsame Mann in der rechten Hand. Die Fassaden der einfachen Steinhäuser kamen ihm drohend und abweisend vor, und Mike wußte, daß in den Häusern Menschen wohnten, die Angst hatten.
    Angst vor den Mächten des Bösen!
    Die Bewohner hier in Schottland hatte der Aberglaube geprägt. Geister und Dämonen waren Gestalten, mit denen man leben mußte, und die immer wieder in das tägliche Leben eingriffen.
    Das wußte auch Mike O’Shea, aber er gehörte zu den wenigen, die sich nicht damit abfinden konnten. Er hatte den bösen Mächten den Kampf angesagt.
    Mike hatte das Ende des Dorfes erreicht. Linker Hand sah er die halbhohe Mauer des Friedhofes. Mike warf einen scheuen Blick zu dem Gottesacker hinüber. Gespenstisch leuchteten die Grabsteine im Mondlicht. Trauerweiden und Erlen beugten ihre Zweige fast bis zum Boden, und auf einem der Gräber flackerte ein einsames Windlicht.
    Mike O’Shea dachte an die Teufelskutsche. Würde sie in dieser Nacht kommen?
    Er hoffte es, denn er wollte das grauenvolle Geheimnis lösen, das diese Kutsche umgab.
    Jeder wußte, daß sie von Rock Castle kam, der geheimnisumwitterten, verfluchten Burg. Sie kam in den Vollmondnächten, jagte durch das Dorf und hielt vor irgendeinem Haus. Eine unbekannte Macht trieb die Bewohner des Hauses dann nach draußen, und einer von ihnen mußte in die Kutsche steigen.
    Freiwillig.
    Die Kutsche jagte dann wieder zur Burg. Was mit dem Unglücklichen geschah, der mitgefahren war, das wußte niemand.
    Zwei pechschwarze Pferde zogen die Kutsche, und auf dem Bock saß eine Gestalt, die in eine graue Kutte gehüllt war. Zwei Totenköpfe prangten auf den Türen der lackschwarzen Kutsche.
    Das Zeichen des Sensenmanns…
    Mike O’Shea atmete schwer, als er an die Kutsche dachte. Er würde heute auch freiwillig einsteigen und mit in das Schloß fahren, um das Geheimnis der Teufelskutsche endgültig zu lüften.
    Mike war stehengeblieben. Hinter einem knorrigen Baum hatte er Deckung gefunden. Hier wollte er die Ankunft der Kutsche abwarten.
    O’Shea fror. Es war nicht nur das kalte Wetter, das ihn schaudern ließ, sondern auch die Angst vor der Zukunft. Für einen Augenblick lang kam ihm der Gedanke, einfach wegzulaufen, doch dann schüttelte O’Shea den Kopf.
    Nein, er hatte etwas angefangen und würde es auch zu Ende bringen. Egal wie.
    Plötzlich spannte sich die Haltung des Mannes.
    Mike O’Shea hatte ein Geräusch vernommen.
    Es war das Klappern von Hufen auf dem gefrorenen Boden und das harte Rollen der Räder.
    Die Teufelskutsche kam!
    Jetzt gab es für Mike O’Shea kein Zurück mehr.
    Er verließ die Deckung des Baumes und stellte sich mitten auf den Weg. Die Schrotflinte hielt er mit beiden Händen umklammert, der Kolben lag in seiner Armbeuge.
    Mike’s Augen hatten sich zu schmalen

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