GK0157 - Zirkus Luzifer
Manege vor sich ging, blutiger Ernst war.
»Kann man denn gar nichts tun?« fragte Terry verzweifelt.
»Im Augenblick nichts.«
»Und er steigt tatsächlich in den Sarg?« Bill merkte, daß in Terrys Stimme nur mühsam unterdrückte Angst mitschwang.
Der Reporter nickte. »Es wird ihm wohl nichts anderes übrig bleiben.«
»Aber Sie haben ein Gewehr, Mister Conolly.« Terry umklammerte Bills Arm. »Schießen Sie doch einfach.«
»Das wäre Mord.«
»Aber wenn man doch ein Menschenleben rettet!«
»So kann man nicht argumentieren«, erwiderte der Reporter, »so verteufelt die Lage auch ist.«
Terry Bendix schluckte. »Aber die Schwerter. Sie werden ihn doch durchbohren. Sie…«
Terry sprach nicht mehr weiter, denn John Sinclair war auf das Podest geklettert. Er drehte noch einmal den Kopf. Es schien als suche er etwas. Terry hatte das Gefühl, seine Augen würden auf sie gerichtet sein und um Hilfe flehen.
Die Lippen der Frau bebten. Tränen rannen an ihren Wangen hinab. Sie riß plötzlich ihre Pistole aus der Handtasche, sprang vom Sitz hoch und wollte in die Manege rennen.
Bill Conolly bekam die Frau im letzten Augenblick zu packen. Hart riß er sie zurück. »Reißen Sie sich doch zusammen!« zischte er. »Wir müssen noch abwarten, sonst gefährden wir doch sein Leben. Steckt John erst einmal im Sarg, ist er relativ sicher, so unglaublich sich das im Moment auch anhört.«
»Entschuldigen Sie«, flüsterte Terry. »Aber mir sind einfach die Nerven durchgegangen.«
»Schon gut.« Terrys Nebenmann an der anderen Seite begann zu schimpfen. »Wenn Sie das nicht vertragen können, verschwinden Sie doch. Das ist sowieso nichts für Frauen.«
Der Kerl brummte noch etwas in seinen Bart und wurde dann aber von dem weiteren Geschehen abgelenkt John Sinclair war inzwischen in den Sarg gestiegen, mußte sich auf ein Kommando hinlegen, und dann knallte der Sargdeckel über ihm zu.
John Sinclair war gefangen. Und jetzt folgte wieder Andrax’ großer Auftritt. »Ladys and Gentlemen«, rief er, »was muß dieser Mann wohl fühlen in seinem dunklen Gefängnis. Hat er Angst – vielleicht sogar Todesangst? Wir wissen es nicht, werden es auch nie erfahren, aber einer von Ihnen wird jetzt die Schwerter nehmen und sie durch den Sarg stoßen. Ich sage nur noch: Licht aus!«
Schlagartig wurde es dunkel.
Und dann flammte ein Spotlight auf.
Nadelfein war der starke Strahl, der geisterhaft über die Menge strich und bleiche, schweißbedeckte Gesichter aus der Dunkelheit riß, schließlich langsam wurde und auf seinem Zielobjekt zur Ruhe kam.
Die Auserwählte war eine Frau. Terry Bendix!
***
Terry hatte das Gefühl, in siedendes Wasser getaucht worden zu sein. Hitzewellen stiegen in ihr hoch, ihr Kopf schien platzen zu wollen.
Sie schloß die Augen, konnte das grelle Licht nicht ertragen.
Der Mann neben ihr lachte. »Jetzt können Sie mal Ihre Nervenkraft beweisen«, sagte er höhnisch.
Terry gab keine Antwort. Hunderte von Augenpaaren waren nur auf sie gerichtet, und auch Andrax sah sie an.
»Eine Lady«, rief er. »Eine Lady hat die einmalige Chance bekommen, ihren Mut zu beweisen. Kommen Sie, meine Liebe. Genießen Sie es, der ungekrönte Mittelpunkt des heutigen Abends zu sein. Applaus für die Königin des Zirkus Luzifer!«
Wieder brandete der Beifall auf. Vereinzelte Hochrufe wurden ausgestoßen. Damit hatte niemand gerechnet. Eine Frau sollte die Schwerter durch den Sarg stoßen.
Es war eine Sensation! Terry hatte den Kopf gesenkt und zur Seite gedreht. Ihre Augen blickten Bill flehend an.
»Was soll ich denn tun, Mister Conolly?« fragte sie. Sie sprach laut, um das Applausgeräusch zu übertönen.
»Gehen Sie hinunter«, sagte der Reporter. »Und nehmen Sie Ihre Handtasche mit. Sie haben ja noch Ihre Pistole.«
»Und was soll ich damit machen? Ich habe noch nie geschossen.«
»Wenn ich Ihnen ein Zeichen gebe, halten Sie die beiden Aufpasser in Schach. Ich werde…«
»Was ist?« dröhnte Andrax’ Stimme auf. »Fürchten Sie sich etwa? Wenn Sie nicht wollen, mache ich es allein.«
»Nur das nicht!« zischte Bill der Frau zu. »Gehen Sie schon, Miß Bendix.«
Terry nickte schwerfällig und schob sich an dem Reporter vorbei. Sie hatte das Gefühl, zu ihrer eigenen Hinrichtung zu gehen. An ihren Beinen schienen Bleigewichte zu hängen. Der Strahl des Spotlights folgte ihr, wurde aber verschluckt von dem gleißenden Lichtstrahl, der wieder über der kreisrunden Manege lag.
Terry schob sich aus der
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