GK0157 - Zirkus Luzifer
Zuschauer sollten seine Worte erst einmal verkraften. Dann redete er weiter. »Aber glauben Sie nicht, daß Sie nur unbeteiligte Zuschauer bleiben. Nein – denn auch Sie wird das Grauen streifen, und Sie werden den kalten Atem des Todes im Nacken spüren. Wenn Sie bisher noch nie Angst gehabt haben, heute werden Sie sie kennenlernen. Ich habe schon viele Männer erlebt, die sich für harte Kerle hielten. Aber als sie unser Programm sahen und selbst mitmachten, da zitterten ihnen die Knie, da rann eine fingerdicke Gänsehaut ihren Rücken hinab. Ich erzählte Ihnen nur zwei Beispiele, die nicht erlogen sind, sondern sich tatsächlich zugetragen haben…«
An Bill Conolly flogen die Worte des Anreißers einfach vorbei. Der Reporter nahm sie überhaupt nicht zur Kenntnis. Er hörte aber, wie Terry Bendix neben ihm aufstöhnte.
»Was ist?« flüsterte Bill. Der Druck der Pistolenmündung an seiner rechten Seite lockerte sich ein wenig.
Terry Bendix beugte sich noch mehr zu Bill Conolly hinüber. »Jemand ist hinter mir. Ich spüre seinen Atem in meinem Nacken.« Die Stimme der rothaarigen Terry war nur ein Hauch.
Bills Muskeln verkrampften sich. Innerhalb von Sekundenbruchteilen war eine Idee in seinem Hirn aufgezuckt.
Wenn das tatsächlich stimmte, was Terry Bendix gesagt hatte, dann befand sich dieser Jemand ja auch in der Zielrichtung des Gewehres, wenn es nicht sogar die Person selbst war, die Terry im Visier gehabt hatte.
Bill Conolly riskierte alles. Vorsichtig drückte er den Waffenarm zur Seite. Widerstandslos ließ Terry es mit sich geschehen, und Bill Conolly fiel ein Stein vom Herzen.
Dann tauchte er blitzschnell unter, hockte einige Herzschläge lang auf dem Boden, atmete noch einmal tief ein und schnellte dann mit Urgewalt hoch.
Bills zusammengelegte Fäuste jagten durch die Luft, fegten über Terrys Kopf hinweg und trafen auf etwas Weiches. Es gab ein klatschendes Geräusch, dem ein gurgelnder unterdrückter Schrei folgte.
Bill Conolly hatte soviel Fahrt drauf, daß er über die Lehne hinweg kippte, genau in den schmalen Gang hinein hinter der Logenreihe, Die Zuschauerränge begannen erst ein Stück höher und waren zusätzlich zum Gang hin durch eine hüfthohe verkleidete Holzwand getrennt.
Andrax redete noch immer. Seine Stimme füllte das weite Rund und schluckte auch die Kampfgeräusche, die die beiden Männer verursachten, als sie so plötzlich aufeinandergeprallt waren.
Bill hatte den Überraschungseffekt auf seiner Seite gehabt, und es war ihm gelungen, seinen Gegner unter sich zu bekommen. Beide Fäuste umklammerten die Handgelenke des anderen, und der Kerl hielt tatsächlich ein Gewehr in der rechten Hand.
Bill stieß ihm das Knie in den Leib. Der Mann unter ihm zuckte, riß aber gleichzeitig seinen Kopf hoch.
Die Stirn knallte gegen Bills Nase, aus der augenblicklich Blut schoß.
Unwillkürlich ließ der Reporter los. Sofort versuchte sein Gegner, sich unter ihm wegzuwinden. Es gelang ihm sogar, sich aufzustützen und Bill in eine unbequeme Lage zu bringen. Doch der Reporter war auf der Hut. Urplötzlich ließ er den Mann los und schlug dann zweimal hintereinander gedankenschnell mit der gekrümmten Handkante zu.
Bill hatte richtig getroffen. Der Kerl unter ihm wurde schlaff.
Pustend stieß der Reporter die Luft aus. Dann nahm er das Gewehr an sich, schwang sich wieder über die Rückenlehne und nahm neben Terry Bendix Platz. Das erbeutete Gewehr stellte er zwischen seine Knie.
»Was ist, Mister Conolly?«
»Alles in Ordnung«, erwiderte Bill. »Der Kerl hatte tatsächlich hinter Ihnen gelauert. Wahrscheinlich war ihm der Platz an der anderen Stelle zu langweilig geworden. Aber jetzt schläft er selig.«
»Sie haben ihn doch nicht umgebracht?«
»Nein, so brutal bin ich nicht. Ich habe ihm nur eine, wie sagt man so schön, Kopfnuß versetzt.«
Terry atmete erleichtert aus. Bill Conolly grinste hart. Einen Gegner hatte er erledigt und eine Waffe erbeutet. Damit sah die ganze Sache schon anders aus.
Andrax redete noch immer, doch er war schon zum Schluß gekommen und sagte nur noch einen Satz.
»Jetzt, hochverehrtes Publikum, kommt unser erster Auftritt. Eine spektakuläre Sache, die wir sogar doppelt durchführen, aber den zweiten Part wird einer von den Zuschauern übernehmen. Wer, das weiß ich selbst nicht, aber wen das Spotlight trifft, der ist dran! Und das im wahrsten Sinne des Wortes. Und nun – Licht an!«
Diesmal waren es helle Scheinwerferstrahlen, die die
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