GK0160 - Die Totenkopf-Gang
Mandarin hatte eiskalt seine Bedingungen gestellt, und die Knochenmänner hatten Ricky Lord und Lana Leroy keine Sekunde aus den Augen gelassen.
Schließlich war der Mandarin dann mit seinem Vorschlag herausgerückt. Er hatte sich für eine Zusammenarbeit aus gesprochen. Da er selbst nicht in Erscheinung treten konnte, wollte er Ricky Lord als Strohmann vorschieben.
Lord hatte zwei Möglichkeiten: entweder ablehnen – oder annehmen.
Da er nicht lebensmüde war, entschied er sich für die zweite.
Der Mandarin war sich seines Sieges sicher gewesen, und Ricky Lord hatte Jamie Tyler anrufen müssen, um den Rauschgiftboß in sein Haus zu locken.
Das war gelungen.
Nach Lords Schätzungen hatte Jamie Tyler höchstens noch dreißig Minuten zu leben. Lord hatte es nicht gewagt, eine Warnung auszusprechen. So saß er schweigend in seinem Sessel und sah Lana an, die bleich und mit verweinten Augen ins Leere starrte.
Die Zeit verrann, und Jamie Tylers Lebensuhr lief langsam ab…
***
Wie Lack glänzte die Ölschicht auf dem Wasser. John verzog das Gesicht. Er hatte keine Lust, nachher etwas von der Brühe zwischen die Lippen zu bekommen und sich irgendeine Infektion zu holen.
Er schloß den Mund, so fest er konnte.
Die Hose saugte das Wasser auf wie ein trockener Schwamm. Hier war das, Flußbett noch flach. Steine und allerlei Unrat bedeckten den Boden. Einmal trat John auf irgendeinen harten Gegenstand und knickte mit dem rechten Fuß um. Er verbiß sich einen Fluch.
Sonnenstrahlen, gebündelt wie durch eine Optik, knallten auf die Wasseroberfläche, wurden reflektiert, blendeten.
John kniff die Augen zusammen, ging weiter. Die Wellen umspielten seine Hüften.
Noch brauchte er nicht zu schwimmen, aber das Boot lag im tieferen Wasser. Nichts hatte sich mehr auf dem Kahn bewegt. Er ähnelte jetzt einem Geisterschiff.
John hielt die rechte Hand mit der Waffe über Wasser. Es hieß zwar, Nässe könne der Pistole nichts anhaben, aber so sicher war sich der Geister-Jäger nicht.
Ein Ausflugsdampfer fuhr auf der Mitte des Stromes. Musikfetzen drangen an Johns Ohren. Die Menschen standen auf dem Oberdeck.
Einige hielten Ferngläser vor die Augen gepreßt. Hoffentlich sahen sie nicht gerade in seine Richtung.
Die Wellen des Dampfers rollten ans Ufer. Das Wasser geriet in Bewegung, schwappte bis an Johns Brust hoch. Der Geister-Jäger hatte Mühe, den Boden unter den Füßen zu behalten.
Die Hälfte der Strecke hatte er jetzt hinter sich. Der Ausflugsdampfer verschmolz mit der dunstigen Hitzeglocke über dem Strom.
John mußte jetzt schwimmen, löste die Beine vom Boden. Immer noch hielt er die rechte Hand hoch, bewegte sich mit den Füßen voran.
Hose und Hemd waren nur noch Lappen, John hatte sein Jackett im diebstahlsicheren Bentley zurückgelassen.
Das Heck des Schiffes wuchs vor John in die Höhe. Rostflecken hatten den unansehnlichen grauen Anstrich angefressen. Eine Steigleiter, deren unteres Drittel hochgeklappt war, schien für den Oberinspektor unerreichbar zu sein.
John versuchte es trotzdem. Er nahm die Pistole zwischen seine kräftigen Zähne und schnellte sich dann aus dem Wasser.
Seine Hände klatschten gegen die untere Sprosse. Die rechte rutschte ab, doch die Finger der linken Hand bogen sich um das Metall. Ein Ruck ging durch Johns Schulter. Der Geister-Jäger biß die Zähne zusammen, zog sich mit der linken Hand hoch, faßte dann mit der anderen nach.
Geschafft!
Aus Johns Kleidung liefen Wasserbäche, plätscherten zurück in die schmutzigen Fluten. John steckte die Pistole in den Hosengürtel, hangelte sich höher und fand schon bald mit den Füßen Halt.
Die Leiter ächzte in ihrer Verankerung. Rost hatte daran genagt wie Mäuse am Käse.
John versuchte sich so lautlos wie möglich zu bewegen. Jetzt fror er plötzlich.
Noch zwei Stufen.
John fühlte eine Prickeln auf der Haut. So war es immer, wenn die Spannung von ihm Besitz ergriff.
Noch eine Stufe – dann…
John tauchte mit dem Kopf über die Bordwand. Ein kurzer Blick. Die Luft war rein.
Der Geister-Jäger schwang sich an Bord und ging hinter einem rot weiß gestrichenen Ölfaß in Deckung.
Er sah sich um.
Das Deck war verlassen. Auf den Steuerstand knallte die Sonne. Eine Eisentreppe führte nach unten in den Bauch des Bootes. Von der Reling blätterte die Farbe ab. Die Deckplanken waren von der Sonne aufgeheizt worden. John löste die Hände, er wollte sich nicht bei lebendigem Leibe braten lassen.
Die Stille auf dem
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