GK0160 - Die Totenkopf-Gang
beiden Männer näherten sich bereits dem Vorort Hampstead und hatten eine Viertelstunde später die Straße erreicht, in der Ricky Lord wohnte.
Zwar bemerkten die Gangster den dunklen Lieferwagen, schenkten ihm aber weiter keine Beachtung.
Jamie Tyler stoppte den Mercedes vor Ricky Lords Haus. Als der Rauschgiftboß ausstieg, zeigte sich Lord am Fenster und winkte ihm zu.
Tyler hob die Hand zum Gruß.
Über den gepflegten Plattenweg schritten er und Killer-Pete auf das Haus zu.
Die Sonne hatte den Rasen verbrannt. Er sah gelb und unansehnlich aus. Die Blätter der Sträucher hingen traurig nach unten. Auch für sie war dieses Wetter das reinste Gift.
Ricky Lord stand schon in der offenen Tür. Sein Lächeln fiel sehr gequält aus, doch nicht einmal der mißtrauische Killer-Pete bemerkte es.
»Komm rein, Jamie«, sagte Lord und reichte dem Rauschgiftboß die Hand.
Sie fühlte sich an wie ein feuchter Lappen. Lord trug ein beigefarbenes Hemd. Es war durchgeschwitzt und klebte am Körper.
Auf Lords haarlosem Schädel hatten sich die Schweißperlen gesammelt. Dunkle Bartschatten bedeckten die Wangen.
Jamie Tyler blickte über Lords Schulter. Soviel er sehen konnte, war der Barbesitzer allein.
Lord ließ Tyler den Vortritt. Killer-Pete ging hinter den beiden. Er hatte die MPi mitgenommen, hielt sie schußbereit in der Hand. Er glaubte, förmlich die Gefahr spüren zu können. Die Augen hinter den Brillengläsern hatten sich zu Schlitzen verengt.
Ricky Lord grinste verunglückt und zeigte auf die Waffe. »Immer noch so mißtrauisch?«
»Man lebt länger«, lautete die knappe Antwort.
Tyler war vor der Tür zum Living-room stehengeblieben und hatte sich umgedreht. »So, und nun mal raus mit der Sprache, Ricky, was hast du mir Tolles zu erzählen? Ich habe nicht viel Zeit, muß in einer halben Stunde wieder zurück.«
Lord ging an ihm vorbei in den Living-room. »Du wirst bald mehr Zeit haben, als dir lieb ist«, sagte er.
Tyler fürchte die Brauen. »Was soll das heißen?« fragte er lauernd und setzte seinen Fuß über die Schwelle der Tür.
Der Schlag traf ihn völlig unvorbereitet. Es war ein Hieb, mit dem Lauf einer Maschinenpistole geführt. Das Skelett hatte im toten Winkel der Tür gelauert. Ohne einen Laut von sich zu geben, sackte Jamie Tyler zu Boden.
Killer-Pete reagierte innerhalb eines Atemzuges.
Er drückte ab und jagte eine Kugelgarbe durch die Tür. Holzsplitter wirbelten durch die Luft, der Schrei einer Frau gellte auf, ein häßlicher Fluch ertönte.
Dann wurde das Feuer erwidert.
Killer-Pete hatte sich instinktiv zurückgeworfen. Mit einem wahren Panthersatz versuchte er die Haustür zu erreichen.
Die Geschoßgarbe fegte über ihn hinweg. Zweimal spürte Killer-Pete einen harten Schlag in der linken Schulter, dann hatte er die Haustür aufgerissen.
Der Schießer ließ sich nach draußen fallen, rollte sich um die eigene Achse und versuchte in den Schutz einer Hecke zu gelangen.
Einer der Knochenmänner stand in der offenen Tür.
Das häßliche Belfern der MPi zerschnitt die Stille des Mittags. Die Kugeln schrammten über die Platten, warfen Funken und dröhnten gegen das Garagentor.
Im Liegen feuerte Killer-Pete zurück.
Die schwere Waffe bäumte sich in seiner Hand auf. Geschosse zerrissen das Holz der Haustür. Der Knochenmann wurde fast zersägt, flog zurück.
Killer-Pete hatte eine Atempause.
Er schnellte hoch. Mit langen Sätzen und im Zickzack raste er über die Rasenfläche, erreichte den Wagen und ging hinter ihm in Deckung.
Im Haus blieb alles ruhig.
Dann knallte die Tür zu.
Erst jetzt kamen die Nachbarn aus ihren Häusern. Es waren meist Frauen, die von dem Lärm aufgeschreckt worden waren.
Aber niemand wußte so recht, was eigentlich los gewesen war. An eine Schießerei glaubte keiner. Die hatte es hier noch nie gegeben.
Killer-Pete machte, daß er wegkam. Er hatte seine rechte Hand auf die linke blutende Schulter gepreßt. Wie ein Schemen huschte er in eine schmale Gasse zwischen zwei Häusern. Grüne, wohlgeschnittene Hecken säumten den Weg. Irgendwo in der Nähe drehte sich ein Rasensprenger. Der feine Sprühregen streifte Killer-Petes Gesicht.
Der Schmerz in seiner Schulter wurde stärker. Die Wunde schien zu kochen. Killer-Pete war klar, daß er einen Arzt brauchte, der ihm die Wunde verband.
Ein kleiner Wald schloß sich an den Weg an. Killer-Pete torkelte zwischen die Bäume und ließ sich ächzend in das Gras fallen. Er brauchte jetzt Zeit, um sich
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