GK0160 - Die Totenkopf-Gang
gesprochen. Still saß sie in einem Sessel. Manchmal flackerte in ihrem Blick die Angst auf, und zwar immer dann, wenn sie an die letzten Ereignisse dachte.
Ricky Lord hatte auch nichts für sie tun können. Er hatte nur dem Mandarin gehorchen müssen, und die beiden Skelette standen jeweils auf dem Sprung, um bei der geringsten Kleinigkeit eingreifen zu können.
Mit Bangen hatte Ricky Lord an seine Geliebte gedacht. Immer wieder war sein Blick zu ihr hinübergeglitten, bis er sich endlich ein Herz faßte und den Mandarin ansprach.
»Was machen wir mit Lana? Soll sie hierbleiben?«
Der Mandarin blieb neben dem Fenster mit den herabgelassenen Rollos stehen.
Lana Leroy fühlte, wie die Augen unter den Sehschlitzen der Maske sie abtasteten, regelrecht taxierten. »Sie wäre ein Hindernis«, sagte der Mandarin.
Scharf zog Lord die Luft ein. »Was soll das heißen?«
»Können Sie sich das nicht denken?«
»Sie wollen sie umbringen, nicht wahr?«
Der Mandarin lachte. »Das wäre zumindest eine Möglichkeit«, gab er zu.
»Dann müssen Sie mich auch töten!« sagte Ricky Lord mit fester Stimme.
»Ricky!« Lana sprang auf, doch einer der Knochenmänner stieß sie gedankenschnell wieder in den Sessel zurück.
Lord drehte durch. »Rühr sie noch einmal an, und ich schlage dir…«
Er verschluckte die letzten Worte, denn plötzlich sah er die Mündung der Maschinenpistole auf sich gerichtet.
»Jetzt reicht es«, rief der Mandarin scharf. »Ich habe ja nicht gesagt, daß ich sie töten will. Ich habe nur davon geredet, daß es eine Möglichkeit wäre. Wir können uns natürlich auch anders einigen. Doch eins steht fest: mitnehmen können wir die Frau auf keinen Fall.«
»Dann bleibt sie eben hier«, erwiderte Lord heftig.
»Um die Polizei anzurufen, nicht?«
»Wir können sie ja einsperren.«
Der Mandarin zögerte mit der Antwort. Dann nickte er und sagte:
»Gut, ich lasse mich einmal auf einen Kompromiß ein, weil ich Sie noch brauche, Lord. Sollte aber irgend etwas schieflaufen, werde ich keine Sekunde zögern und die Frau umbringen. Ist das klar?«
Ricky Lord nickte.
»Und wo sperren wir sie ein? Am besten in den Keller.«
»Davon würde ich abraten«, sagte Ricky Lord. Er zündete sich mit zitternden Fingern eine Zigarette an und rauchte hastig. »Die Keller haben Fenster, sie könnte zu leicht entwischen.«
Der Mandarin lachte. »Anscheinend beginnst du mitzudenken.«
»Was bleibt mir anderes übrig?«
»Gut, hast du einen besseren Vorschlag, Lord?« Manchmal duzte der Mandarin den Barbesitzer. So wie es ihm gerade einfiel.
»Ich denke da an das kleine Bad«, schlug Ricky Lord vor. »Es hat keine Fenster und eine sehr stabile Tür.«
Lana Leroy horchte auf. Das Bad? Weshalb sagte Ricky das? Und er vermied es auch, sie anzusehen. Alles sollte sehr unverdächtig wirken.
»Ja, ich bin einverstanden«, sagte der Mandarin.
Er wollte noch etwas hinzufügen, doch das Schrillen des Telefons unterbrach ihn.
»Wer kann das sein?«
Lord hob die Schultern. »Ich weiß es nicht.«
Der Mandarin überlegte kurz. Dann sagte er: »Los, geh ran, aber kein falsches Wort.«
Ricky Lord nickte. Er räusperte sich, nahm dann den Hörer und sagte:
»Ja, bitte?«
»Bin ich mit Mister Lord verbunden?« quäkte eine Stimme. Der Mandarin hatte sich neben Lord gestellt und konnte alles mithören.
»Ja, ich bin Ricky Lord.«
»Mein Name ist Sinclair«, sagte der Anrufer. »Oberinspektor Sinclair. Ich habe noch ein paar Fragen.«
Der Mandarin sprang zurück. Er mußte sich beherrschen, um nicht laut zu schreien.
Sein Todfeind, dieser Sinclair, wagte es, hier anzurufen? Dies war eine ungeheure Provokation. Aus welchem Grund meldete der Mann sich überhaupt?
Es kostete den Mandarin Mühe, sich auf das Gespräch zu konzentrieren. Wenn Lord jetzt nur einen Fehler machte, dann…
Sicherheitshalber gab der Mandarin einem der beiden Gerippe einen Wink. Augenblicklich setzte der Knochenmann Lana Leroy die Mündung der MPi gegen den Hals.
Ricky Lord sah es ebenfalls und wurde blaß. Er verstand aber die Drohung und beherrschte sich ausgezeichnet.
»Ja, Herr Oberinspektor, ich habe verstanden. Sicher, ich werde Sie sofort anrufen, sollte Mister Tyler bei mir auftauchen. Aber das ist eigentlich unwahrscheinlich. Wir kannten uns zwar aus der Bar, aber privaten Kontakt hatten wir nie.«
Ricky Lord lauschte einige Sekunden und fragte dann: »Wie meinten Sie?«
Wieder hörte er zu.
»Ach so, ja. Henry Graf meinen Sie. Aber
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