GK0160 - Die Totenkopf-Gang
getan, Ricky?« Die Stimme der Frau war nur ein Hauch.
»Ja«, krächzte Lord. »Ich mußte es tun. Man hat mich dazu gezwungen. Hätte ich mich geweigert«, Lord schluckte, »wahrscheinlich hätten sie dann dich umgebracht, Darling. Ich habe es für dich getan.«
»Schon gut«, flüsterte die rothaarige Frau. »Ich glaube dir.«
Sie preßte ihren Körper fest gegen den des Mannes, wollte damit demonstrieren, daß sie immer zu ihm halten würde.
Sekundenlang standen die beiden Menschen engumschlungen auf dem Fleck. Dann fragte Lana: »Was soll denn nun werden, Ricky?«
»Ich weiß es nicht. Ich weiß es wirklich nicht. Dieser Mandarin will mich zwingen, das Rauschgiftgeschäft zu übernehmen. Er will ja nur im Hintergrund bleiben. Heute abend sollen sich sämtliche Leute von Tylers und Grafs Banden treffen.«
»Und wo?«
»Davon habe ich keine Ahnung.«
»Man müßte die Polizei alarmieren.«
»Glaubst du, die lassen mich aus den Augen? Nein, die Knochenmänner passen auf wie Schießhunde. Außerdem bin ich jetzt ein Mörder und gehöre zum Kreis derer, die vom Gesetz gejagt werden.«
»Aber dir kann doch niemand einen Vorwurf machen«, rief Lana. »Du hast es doch nicht freiwillig getan.«
Ricky Lord lachte bitter. »Mach dir keine Illusionen. Ich bekomme unter Umständen einige Jahre weniger, aber die Zeit, die ich im Knast verbringen werde, reicht noch immer aus, um mich für mein Leben fertigzumachen. Du, Lana, bist die einzige, die sich noch retten kann.«
»Ohne dich nie, Ricky«, sagte Lana Leroy und zog die Nase hoch.
»Ich weiß, es klingt kitschig, aber ich halte zu dir, egal, was auch geschieht.«
Ricky Lord preßte die Lippen zusammen. »Danke«, sagte er leise.
Und dann: »Wenn du noch nie gebetet hast, Lana, tu es jetzt. Denn was dieser Mandarin vorhat, ist so schrecklich, daß man es kaum mit Worten ausdrücken kann. Dieser Mann lebt nur für seine Rache. Und besonders gefressen hat er einen gewissen Oberinspektor Sinclair, der ihm schon einmal eine Niederlage bereitet hat.«
»Ob Sinclair es nicht auch diesmal schafft?«
Ricky Lord schüttelte den Kopf. »Das glaube ich kaum. Es müßte höchstens noch in der nächsten Nacht geschehen, denn morgen ist es bereits zu spät. Dann sind die Weichen schon gestellt.«
Schritte ließen Lana Leroy und Ricky Lord auseinanderfahren. Der Mandarin kam auf die beiden zu. Sein schmallippiger Mund unter der Halbmaske hatte sich zu einem teuflischen Grinsen verzogen.
»Ich hoffe, ihr beide habt euch jetzt ausgesprochen«, sagte er. »Und auch deine Süße weiß, daß sie keine Chance hat. Sie wird mir genauso treu ergeben sein wie du.«
Lana nickte heftig, um gar nicht erst den Verdacht aufkommen zu lassen, daß sie gegen den Mandarin war.
»Dann ist es ja gut.« Der Mandarin behielt sein Lächeln bei, als er Ricky und Lana befahl, mit in den Living-room zu kommen.
Dort war schon alles vorbereitet. Eine Namensliste lag auf dem kleinen Telefontisch. Es waren die Nummern der wichtigsten Bandenunterführer, die für Tyler und Graf gearbeitet hatten.
Der Mandarin nahm den Zettel und hielt ihn Ricky Lord hin. »Diese Leute wirst du jetzt anrufen und ihnen klarmachen, daß sie sich heute abend um zweiundzwanzig Uhr im Beauty View einzufinden haben.«
Ricky Lord nickte. Er warf, als der Mandarin nicht hinsah, seiner Geliebten einen raschen Blick zu.
Beauty View! Das war also der Treffpunkt.
Dieses Lokal kannte in London jedes Kind. Es war ein längst geschlossenes Ausflugsrestaurant, das jedoch wieder im Gespräch war, weil es renoviert werden sollte. Das Lokal lag ziemlich einsam, in der Nähe eines Elektrizitätswerkes und mitten im Wald. In einer Gegend also, in der sich Füchse und Hasen gute Nacht sagten. Einen besseren Ort hätte der Mandarin sich gar nicht auswählen können.
***
Eine Stunde später wimmelte es auf der am Pier liegenden Yacht von Polizisten. John Sinclair hatte Inspektor Spencer und dessen Crew auf die Beine gebracht, die jeden Zoll des Schiffes mit der Lupe absuchten. Die Männer schimpften und stöhnten unter der Hitze, doch Spencer ließ das kalt.
John Sinclair war sofort an Land gesegelt, hatte zugesehen, daß Kathy und George in das nächste Krankenhaus kamen und hatte von dort aus Spencer alarmiert. Seine Beretta hatte John wieder nachgeladen. Zwei Reservemagazine mit Silberkugeln lagen immer im abschließbaren Handschuhfach des Bentleys bereit.
Spencer hatte sich eine dicke Sonnenbrille vor die Augen
Weitere Kostenlose Bücher