GK0163 - Der Unheimliche von Dartmoor
drang ein gellender Schrei aus dem Mund der Hexe. Ein Schrei, der sogar den Hexenjäger lähmte.
Und das wurde ihm zum Verhängnis.
Von einer dämonischen Kraft getrieben, schwang der brennende Körper der Hexe plötzlich vor, und Geoffrey, der sich nicht schnell genug in Sicherheit bringen konnte, wurde von den Flammen erfaßt.
Er reagierte viel zu spät.
Als er sich schreiend auf den Boden warf, um die Flammen zu löschen, hatte sich das Feuer schon bis zu seinen Haaren hochgefressen. Der Hexenjäger starb unter gräßlichen Qualen, denn es war niemand da, der ihm zu Hilfe eilte.
Seine Schreie mischten sich in die der Hexe.
Die Männer flohen panikartig von dem verfluchten Galgenhügel. Die nackte Todesangst saß ihnen im Nacken. Es dauerte lange, bis sie es riskierten, einen Blick zurückzuwerfen.
Der gesamte Hügel schien in Flammen zu stehen. Dabei brannte nur der Galgen. Und das Feuer fraß sich weiter über das pulvertrockene Holz, bis es die Körper der beiden Gehenkten erfaßte und dort neue Nahrung bekam.
Als sich die Männer dann nochmals umwandten, meinten einige von ihnen, eine grauweiße Wolke über dem Hügel stehen zu sehen, in der sich das Gesicht des Satans widerspiegelte.
Die Männer berichteten von ihrer Entdeckung, aber so recht wollte ihnen niemand glauben.
Der Meister atmete tief ein. Es war ein Gefühl, als würde er aus einer Trance erwachen. Langsam verwischten die Bilder des brennenden Galgenhügels. Was blieb, war eine starke Erinnerung, die den Meister geformt und ihn zu einem Diener des Bösen hatte werden lassen.
Denn er hatte die Truhe der Hexe gefunden, obwohl das Haus nach dem Tod Lorettas schon von vielen anderen Personen bewohnt gewesen war. Die magische Saat, die damals gesät worden war, war jetzt aufgegangen.
Der Meister stellte das Buch wieder zurück ins Regal. Er wollte noch einige Stunden schlafen. Der morgige Tag wurde anstrengend werden, denn dann wollte er sich sein neues Opfer holen…
***
John Sinclair lag auf dem Bett. Er konnte nicht einschlafen, hatte die Hände hinter dem Kopf verschränkt und grübelte.
Wie waren die drei Männer aus dem Zuchthaus gekommen? Gab es einen Geheimgang, der in die Tiefe führte? Unsinn, dachte John, jetzt schnappt deine Phantasie schon über.
Der Oberinspektor drehte sich auf die Seite – und zuckte zusammen, als er Kubaks Blick auf sich gerichtet sah.
John lächelte.
Kubak grinste zurück, aber es sah aus, als würde ein Wolf die Zähne fletschen.
John drehte die Augen und konnte so einen Blick auf das Zellenfenster erhaschen. In regelmäßigen Intervallen strich der Kegel eines Scheinwerfers am Zellenfenster vorbei. Zwei Sekunden lang strich er durch die Zelle und wanderte dann weiter.
Plötzlich begann Kubak zu kichern.
»Was hast du?« fragte John.
»Heute ist Vollmond.«
»Na und!«
»Da bin ich besonders nervös, Kumpel!«
Das kann ja heiter werden, dachte John. Er hatte immer mehr das Gefühl, daß Kubak in einer Heilanstalt besser aufgehoben wäre, und John nahm sich auch vor, nach seiner »Entlassung« in dieser Richtung mal bei den zuständigen Stellen vorzusprechen.
»Schlaf doch lieber«, sagte John.
»Ich kann aber nicht.«
Kubak setzte sich plötzlich auf. Er blieb auf dem Bettrand sitzen und verdrehte die Augen. Seine Hände öffneten und schlossen sich ruckartig.
»Es ist zu heiß hier«, flüsterte Kubak plötzlich. Er wischte sich mit der Hand über die Stirn »Und du bist schuld, daß es zu heiß ist. Du nimmst mir alles weg, du…« Jetzt fehlten ihm die Worte, aber John merkte plötzlich, daß dieser Mann den Worten gleich Taten folgen lassen wurde Und das war weniger schön.
Plötzlich sprang Kubak auf. Wild blickte er sich um. John sah das Weiße in seinen Augen leuchten.
Der Oberinspektor spannte seinen Körper. Er hatte nicht vor, sich von dem Irren drangsalieren zu lassen.
Und dann hatte es Kubak gepackt. Er bückte sich und schnellte dann auf den im Bett liegenden John Sinclair zu.
John hatte mit dem Angriff gerechnet. Blitzschnell zog er die Beine an, ließ Kubak auflaufen und katapultierte ihn dann kraftvoll zurück.
Röhrend fegte Kubak durch die Zelle. Mit dem Rücken krachte er gegen die Tür. Es gab einen dumpfen Ton, der durch den Gang des Zuchthauses hallte.
John wirbelte von seinem Bett.
Kubak stand noch an der Tür. Wie ein Stier beim Angriff, so hatte er den Schädel gesenkt.
»Jetzt bist du dran!« keuchte er. »Jetzt mache ich dich fertig! Ich erwürge dich
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