GK0163 - Der Unheimliche von Dartmoor
gerechterweise.«
»Wieso?«
»Ich meine, Sie geben die Laune gerechterweise an die Untergebenen weiter, Sir. Wirklich, eine seltene Arroganz, die Sie hier an den Tag legen.«
»Sinclair!« McGivern platzte bald vor Wut. John aber auch. Er konnte einfach Typen wie McGivern und Bannister nicht ausstehen. Okay, er war höchstens eine Woche hier. Er sollte sich etwas zurückhalten, er wollte sich aber auch nicht zur Schnecke machen lassen. Weder von Kubak noch von den Beamten.
John war mit den beiden Beamten vor seiner Zelle stehengeblieben.
»Sinclair!« zischte McGivern, »ich sage Ihnen noch einmal, das war zu viel. Ich hatte Sie gewarnt, und Sie haben nicht gehört. Ab heute sind wir Feinde, Sinclair.«
»Ich kann es nicht ändern, Sir.« John blieb weiterhin gelassen, und das ärgerte diesen aufgeblasenen Bullen.
»Steck ihn in die Zelle, Joe!« befahl McGivern.
Der andere Beamte schloß die Tür auf. McGivern persönlich stieß John in die Zelle Bevor er jedoch abschloß, warf er dem Oberinspektor einen haßerfüllten Blick zu.
Kubak lag auf dem Bett. Als John hereinstolperte, hob er den Kopf.
»Na, wie war’s?«
»Beschissen«, erwiderte John. »Einfach beschissen!«
***
Die beiden kleinen Fenster ließen kaum Licht in den Raum. Zusätzlich noch verdeckten braune Vorhänge die Scheiben. Ein großes Bücherregal stand an der Querwand des Raumes Fingerdick lag der Staub auf den Holzbrettern. Dem Regal gegenüber stand ein Tisch, mit einem gepolsterten hochlehnigen Stuhl davor.
Dieses Zimmer war das Reich des Meisters.
Er hatte den Keller wieder verlassen und sich in den Raum eingeschlossen. Das Zimmer lag in der ersten Etage seines Hauses und gehörte mit drei weiteren Zimmern zu den Wohnräumen.
Der Meister liebte den Raum. Hier hatte er seine Studien getrieben und den ersten Kontakt überhaupt mit der Dämonenwelt bekommen.
Als er das Haus vor zwei Jahren gekauft hatte, hatte er oben in der Wohnung eine Kiste mit Büchern gefunden. Es waren alte Schwarten, das Papier war vergilbt und zum Teil eingerissen. Der Meister hatte schon vorgehabt, die Bücher wegzuwerfen, als ihm plötzlich ein Buch in die Hand gefallen war, das ihn vom ersten Augenblick an in seinen Bann geschlagen hatte. Von dem Buch war eine gewisse Ausstrahlung ausgegangen, der sich der Meister nicht hatte entziehen können.
Der Umschlag des Buches war dunkel, zeigte aber in der Mitte einen stilisierten Teufelskopf. Die Augen waren in den Umschlag eingestanzt worden und die Augenhöhlen mit einem leuchtenden Material ausgefüllt.
Das Buch war in einer dem Meister völlig fremden Sprache geschrieben. Er hatte es aufgeklappt und dann das Gefühl gehabt, als wäre ein Funke auf ihn übergesprungen. Er konnte die seltsamen Zeichen und Worte plötzlich entziffern.
Und was er auf einmal zu lesen bekam, war von einer ungewöhnlichen Faszination. Das Buch gab ihm Einblicke in die Geschichte der anderen Seite – der Hölle!
Der Meister hatte immer wieder gelesen und war dann auf ein Kapitel gestoßen, das sich mit der Geschichte des von ihm gekauften Hauses befaßte.
Danach hatte der Meister gewußt, was er zu tun hatte.
In dieser Nacht stand er wieder vor seinem Bücherregal. Er hatte zwei Kerzen angezündet und sie auf den Tisch gestellt. Die Flammen brannten ruhig und erfüllten das Zimmer mit einem anheimelnden Licht.
Im Haus war es still. Draußen waberten Dunstschwaden über das Moor und formten sich zu skurrilen Gebilden.
Der Meister nahm das Buch aus dem Regal. Er trug es wie einen kostbaren Schatz und setzte sich dann an den Tisch. Behutsam legte er das Buch zwischen die beiden aufgestellten Kerzen und begann zu lesen. Obwohl er die Formeln und Beschwörungen kannte, faszinierten sie ihn doch immer wieder von neuem.
Die Zeit verging. Die Kerzen brannten herunter, und schließlich langte der Meister bei dem Kapitel an, das von der Geschichte des Hauses erzählte.
Der Meister las weiter, und es war ihm, als würde er plötzlich in eine andere Zeit versetzt. Ein seltsam kühler Hauch streifte durch das Zimmer, die Flammen begannen zu flackern, die Buchstaben verwischten vor den Augen des Mannes, verwandelten sich in plastische Bilder, und der Meister fand sich plötzlich als unsichtbaren Beobachter bei einem Geschehen wieder, das schon lange Zeit zurücklag.
Deutlich sah er die Person, die dieses Haus bewohnt hatte. Und er erlebte auch ihre letzte Stunde mit.
Es war eine schwüle Nacht. Die Gemüter der Menschen waren
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