GK0163 - Der Unheimliche von Dartmoor
Hexenjäger schreiend sein Schwert fallen. Es war plötzlich glühendheiß geworden. Die Waffe landete auf dem Boden und verformte sich. Die Spitze wurde stumpf, während die Schneide Wellenlinien bildete.
»Verfluchte Hexenbrut!«: brüllte Geoffrey. Doch seine Stimme ging unter in dem dämonischen Lachen der Hexe.
»Du Wurm willst mich besiegen?« schrie Loretta. »Nein, du bist viel zu schwach. Ich werde dich töten!«
Mit diesen Worten ging sie die Treppe hinunter, geradewegs auf den Hexenjäger zu.
Geoffrey drehte den Kopf.
Die anderen Männer waren bis zur Tür zurückgewichen. Angst und Entsetzen zeichnete ihre Gesichter. Der Mut schien sie verlassen zu haben.
Bis auf einen noch jungen Mann.
Er sprang plötzlich vor, an dem Hexenjäger vorbei und holte aus seiner Jacke ein geweihtes silbernes Kreuz hervor.
»Stirb, Elende!« rief er. »Dieses Kreuz soll uns vor der Hölle bewahren!«
Die Hexe blieb stehen Sie breitete ihre Arme aus, das Gesicht verzerrte sich. Deutlich spürte sie die Ausstrahlung des geweihten Kreuzes, dessen Macht größer war als die des Bösen.
Das Kreuz paralysierte die Hexe. Sie war wehrlos, konnte sich nicht mehr bewegen.
»Packt sie doch!« schrie der junge Mann. »Packt sie!«
Jetzt erst wurde der Hexenjäger wieder aktiv. Er und ein paar Männer sprangen vor. Eine Schlinge senkte sich über den Kopf der Hexe. Der Hexenjäger zog sie zu, während zwei andere Männer Loretta die Hände mit geweihten silbernen Drähten auf dem Rücken zusammenbanden.
Minuten später war Loretta wehrlos.
Wie ein Kalb am Strick wurde sie hinaus in die Nacht geführt. Der junge Mann ging neben ihr. Er hatte den rechten Arm ausgestreckt und hielt der Hexe das Kreuz entgegen.
Loretta schritt wie eine Marionette.
Die Männer führten sie in den Sumpf.
Schon bald quietschte unter ihren Sohlen das Wasser. Schlamm spritzte. Manchmal sanken die Männer bis zu den Schienbeinen im Morast ein. Die unzähligen Frösche hatten aufgehört zu quaken. Es schien, als halte selbst die Natur den Atem an.
Die Männer kannten den Weg, der durch den Sumpf führte. Es war nur ein schmaler Pfad, und der Junge mit dem Kreuz hatte Mühe, neben der Hexe zu gehen. Das Ziel der Gruppe war der Galgenhügel.
Deutlich hoben sich die Körper der beiden Gehenkten vom Mondlicht ab.
Eine Schlinge war noch frei.
Für Loretta, die Hexe!
Die Männer keuchten die kleine Anhöhe hoch. Der Fackelschein leuchtete weit in die Nacht, war bis zum Dorf zu sehen, und dort wußten die Zurückgebliebenen jetzt, daß der Hexe der Garaus gemacht werden sollte.
Kniehoch wucherte das Sumpfgras, das durch den lauen Sommerwind hin und her wogte. Keiner der Männer sprach ein Wort. Die Gesichter waren hart, in den Augen funkelte der Haß auf die Hexe.
Dann hatte die Gruppe den Galgen erreicht.
Sie stellten sich vor der noch freien Schlinge auf. Der Hexenjäger löste den Strick von Lorettas Kehle. Dann wurde die Hexe gepackt und unter die dritte, noch freie Schlinge gestellt.
Neben ihr schaukelten die beiden Gehenkten. Die Zunge hing ihnen aus dem Mund, und die Arme baumelten wie die Glieder einer Puppe zu beiden Seiten der Körper herab.
Es war ein makabres Bild.
Hügel der blutigen Schädel, hieß er im Volksmund. Und die Menschen hatten wirklich nicht übertrieben.
Die anderen Männer waren zurückgetreten, hatten einen Halbkreis gebildet. Zwei von ihnen schafften einen etwa armlangen Baumstumpf heran. Die Hexe mußte hinaufsteigen. Der Hexenjäger persönlich legte Loretta die Schlinge um den Hals.
Zufrieden besah sich der Hexenjäger sein Werk. Er dachte bereits an das Geld, das er später für seine Arbeit kassieren würde.
Die Hexe selbst hielt die Augen geschlossen. Loretta hatte sich völlig mit ihrem Schicksal abgefunden.
Niemand sprach mehr ein Wort. Der Hexenjäger umrundete Loretta und trat dann von hinten den Baumstamm weg.
Ein Zucken ging durch den Körper der Hexe, doch dann öffnete sie den Mund, und ein schauriges Lachen drang aus ihrer Kehle.
Die Männer bekamen es wieder mit der Angst zu tun, als sie bemerkten, daß die Hexe so nicht umzubringen war. Einige rannten weg, den Weg hinunter. Sie liefen, als wäre ihnen der Satan persönlich auf den Fersen.
»Bleibt hier!« brüllte der Hexenjäger.
Er tat das einzig Richtige, riß einem der Männer die Fackel aus der Hand und hielt die Flamme an die Kleider der Hexe.
Im Nu fraß sich das Feuer an Loretta hoch.
Und mit einemmal verstummte das Lachen. Dafür
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