GK0172 - Die Killerpuppen
die Wanne stieg.
Fay Ranson schloß die Augen. Sie hatte die Tür offen gelassen und hörte aus dem Living-room die Musik. Sie glaubte, auf einer rosaroten Wolke zu schweben und ahnte noch nicht, wie brutal sie wieder in die Wirklichkeit gerissen werden sollte.
Nach zehn Minuten stieg sie aus dem Wasser. In ihren Adern prickelte das Blut.
Das Badesalz hatte eine betörende, erotisierende Wirkung auf sie ausgeübt. Sie fror ein wenig und wickelte sich fest in das flauschige Badetuch.
Dann ging sie zurück in den Living-room. Ein verführerisches Lächeln hatte sich in ihre Mundwinkel gegraben.
Rick Torkano saß auf der weißen Ledercouch und hielt ein mit Whisky gefülltes Glas in der Hand. Er drehte es. Die Eiswürfel klingelten gegeneinander wie kleine Glocken.
Unhörbar schlich Fay auf Rick Torkano zu. Sie gelangte in seinen Rücken und legte ihm beide Hände über die Augen.
Rick Torkano stellte das Glas zurück auf den Tisch mit der Schieferplatte und ließ sich dem sanften Druck der Hände folgend nach hinten sinken.
»Schon fertig?« fragte er, wahrend er beide Arme hob, nach hinten streckte und Fays Hals umklammerte.
»Für dich habe ich mich beeilt«, gab Fay ebenso leise zurück. Sie löste ihre Hände von Ricks Augen, beugte den Kopf nach vorn und berührte mit ihren Lippen den Mund des Mannes.
Die beiden Menschen schlossen die Augen. Sie glaubten, völlig allein zu sein und ahnten nichts von der Gefahr, die draußen im Garten lauerte.
Fay Ranson ließ sich über den Rand der Couch gleiten, fiel auf die weichen Polster und drehte sich auf den Rücken.
Rick Torkano lachte. Seine Hände fuhren unter das Badetuch, öffneten mit zwei Fingern den Knoten, der es oben über der Brust festhielt. Das Tuch klaffte auseinander.
»Rick, was machst du?« rief Fay Ranson in gespieltem Erstaunen und wollte sich zur Seite drehen.
Torkano ließ es nicht zu. Seine rechte Hand legte sich auf Fays Schulter, während die linke über den Körper glitt, dessen Haut sich wie Seide anfühlte.
Fay erschauderte unmerklich. Wie von selbst schloß sie die Augen, gab sich völlig den suchenden Fingern des Mannes hin.
Doch draußen wartete bereits der Tod!
Wie aus dem Nichts tauchte plötzlich eine Gestalt vor dem Fenster auf. Sie war so groß wie ein normaler Mensch, doch ihre Bewegungen waren ungelenk und ihre Haut schimmerte seltsam bleich und kalt. Rick Torkano und Fay Ranson merkten nicht, waren zu sehr mit sich selbst beschäftigt.
Die Gestalt hob den rechten Arm.
Im gleichen Atemzug zersplitterte die große Fensterscheibe. Unzählige Splitter und Scherbenreste flogen in das Zimmer. Mit einem Schrei fuhren Rick Torkano und Fay Ranson auseinander. Ihre Augen wurden weit vor Entsetzen, als sie sahen, wer durch das zerbrochene Fenster in den Living-room stieg.
Es war eine menschengroße Puppe!
***
Der Duft von gebratenem Fleisch zog wie ein Schleier durch den Garten, kitzelte die Nasen der anwesenden Gäste und ließ ihnen das Wasser im Mund zusammenlaufen.
Zwei Frauen standen vor dem gußeisernen Grill und wendeten handgroße, rosige Filetsteaks. Gartenlaternen gaben genügend Licht, so daß die gepflegten Büsche und Ziersträucher im Hintergrund des Grundstücks wie dunkle Inseln wirkten.
Beide Frauen waren blond, und beide trugen fußlange Kaminröcke aus buntem Stoff und dazu unifarbene Blusen. Die Frauen verstanden sich prächtig. Eine von ihnen war die Gastgeberin. Sie hieß Sheila Conolly, ihr und ihrem Mann gehörte das Haus.
Aufseufzend blies sich Sheila eine Haarsträhne aus der Stirn. »Himmel, bin ich froh, daß es heute abend endlich geklappt hat. Manchmal habe ich schon gedacht, der gute John käme überhaupt nicht von seinen Geistern und Dämonen los.«
Jane Collins lachte. Dabei tanzten in ihren grünen Augen helle Funken. »Du weißt ja, das ist sein Job.«
»Job hin – Job her. Man muß auch mal Feierabend haben und ausspannen. Bill war früher genauso. Auch nach unserer Hochzeit versuchte er noch, mit John auf Geisterjagd zu gehen, aber das habe ich ihm ausgetrieben«, sagte Sheila mit spitzbübischem Lächeln.
»Immer hast du es auch nicht geschafft«, meinte Jane Collins. Sie war Privatdetektivin, wohl die hübscheste in ganz England, und hatte mit John Sinclair schon manchen Strauß gefochten. Seite an Seite, versteht sich.
»Man muß dem Mann etwas Freiheiten lassen«, gab Sheila zu. Die Frauen unterhielten sich leise, damit John Sinclair und Bill Conolly von dem Gespräch nichts
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