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GK0176 - Der Alptraum-Friedhof

GK0176 - Der Alptraum-Friedhof

Titel: GK0176 - Der Alptraum-Friedhof Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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»Möchtest du noch?« fragte er.
    Lisa schüttelte den Kopf.
    Der Hotelbesitzer verzog das Gesicht, weil der Schnaps in seinem Magen brannte. Harry König hatte das Hotel im Schwarzwald erst vor einigen Monaten übernommen. Er hatte vorher ein Restaurant im Ruhrgebiet geleitet und sich dann im Schwarzwald einen alten Jugendtraum erfüllt. Harry König war achtundvierzig Jahre alt, überdurchschnittlich groß und ziemlich schlank. Man sah ihm die Vorliebe für gutes Essen nicht an. Harry König achtete stets darauf, daß er nicht zunahm, war in der Regel beherrscht und immer freundlich, was letzten Endes seinem Geschäft zugute kam. Die Einheimischen hatten den dunkelhaarigen Mann mit den etwas zu vollen Lippen und der leicht gekrümmten Nase schnell akzeptiert, was sich auch darin zeigte, daß in Königs Hotel die Honoratioren der umliegenden Orte verkehrten. Außerdem galt Königs Hotel als Geheimtip für streßgeplagte Manager.
    Harry König zündete sich eine Zigarette an. Während er den blauen Rauch durch die Nase ausstieß, fragte er: »Warst du eigentlich schon in Urlaub, Lisa?«
    »Nein.«
    »Dann wird es wohl Zeit. Die Saison ist bald vorbei, und danach kannst du drei Wochen ausspannen. Du hast mir doch erzählt, daß Verwandte von dir an der Nordsee wohnen. Ich kenne die See gut. Du solltest hinfahren und dich dort ausruhen.«
    »Danke«, erwiderte Lisa leise. »Aber – ich habe den alten Leitner gesehen, Herr König.«
    Der Hotelbesitzer atmete tief ein. »Fall mir damit nicht wieder auf die Nerven, Lisa. Der alte Leitner ist tot. Begreife das doch endlich, zum Teufel.«
    Lisa stand auf. »Entschuldigen Sie.«
    »Wo willst du hin?«
    »Auf mein Zimmer.« Lisa, die an der Tür stand, drehte sich noch einmal um.
    König lächelte. »Gut, nimm aber noch eine Schlaftablette.«
    »Ja, Herr König. Gute Nacht.«
    Kopfschüttelnd sah der Hotelbesitzer seiner Angestellten nach. Lisas Verhalten paßte ihm überhaupt nicht. Er war nur froh, daß die Gäste nicht gestört worden waren, schließlich galt das Hotel »Waldfrieden« als ein Hort der Ruhe und Erholung.
    Harry König verließ die Küche. Auch er spürte jetzt die Müdigkeit, die in seinen Knochen steckte. Es wurde Zeit, daß er ins Bett kam. Morgen, das heißt heute, begann wieder ein anstrengender Tag für ihn. Harry König ahnte nicht, daß es mit der Ruhe in der nächsten Zeit vorbei sein würde…
    ***
    Am Ende des Flures in der zweiten Etage begann eine schmale Stiege, die bis unter das Dach führte. Dort lagen die Zimmer des Hotelpersonals, und hier hatte auch Lisa ihre Kammer.
    Im Dunkeln schloß sie die Tür auf und betrat den kleinen Raum mit den schrägen Wänden. Durch das schmale Fenster an der Stirnseite des Zimmers sickerte fahles Mondlicht und zeichnete einen verwaschenen Streifen auf den Holzfußboden.
    Schrank und Bett standen sich gegenüber. Neben dem Schrank war ein Waschbecken in die Wand eingelassen worden, darüber hing ein Spiegel. Die Wand über dem Bett zierte ein Kreuz. Es stammte noch von Lisas Eltern, und sie hielt es jetzt hoch in Ehren.
    Die Kammer war klein, aber da Lisa eine bescheidene Person war, reichte sie ihr, Lisa war noch Junggesellin. Sie zählte fünfunddreißig Jahre, war eine dralle Person, mit hochgesteckten dunkelblonden Haaren. Ihr Gesicht besaß eine frische Farbe, die Hände waren rissig und abgearbeitet. An eine Heirat hatte Lisa bisher noch nicht gedacht, aber wenn sie ehrlich war, es gab auch keine Bewerber, und so ging die Frau völlig in ihrer Aufgabe auf, was Harry König sehr zu schätzen wußte.
    Es war ruhig hier oben unter dem Dach. Die anderen Angestellten schliefen schon längst, und der Kellner, der hier ebenfalls wohnte, hatte heute seinen freien Tag gehabt und war nicht da. Er würde erst morgen mittag wieder erscheinen.
    Lisa setzte sich auf ihr Bett. Verflogen war die Müdigkeit. Immer wieder mußte sie an ihr schreckliches Erlebnis denken. Sie glaubte an das, was sie gesehen hatte. Es war der alte Leitner gewesen, davon ließ sie sich nicht abbringen. Wie viele Menschen in der Gegend war auch Lisa trotz ihrer Frömmigkeit abergläubisch. Sie glaubte an Gott, aber auch an den Teufel, und so war es nicht verwunderlich, daß sie dem Teufel die Schuld für das Auftauchen des alten Leitners gegeben hatte.
    Lisa saß über zehn Minuten unbeweglich und mit zusammengefalteten Händen auf dem Bettrand. Dann hatte sie einen Entschluß gefaßt. Noch heute wollte sie in der Leichenhalle nachsehen, ob

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