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GK0183 - Das Hochhaus der Dämonen

GK0183 - Das Hochhaus der Dämonen

Titel: GK0183 - Das Hochhaus der Dämonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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seinen Oberkörper vor, streckte den gesunden Arm aus.
    Die Fingerspitzen berührten sich…
    John schob sich noch einen Millimeter vor, sein Arm berührte fast die Oberfläche der wabbernden, rötlichen Fläche.
    »Noch ein kleines Stück!« keuchte John, »dann…«
    »Aaahhh…«
    In diesem Augenblick stieß der Rocker einen markerschütternden Schrei aus. Unsichtbare Kräfte rissen seinen Oberkörper zurück, zogen und zerrten mit aller Macht, klammerten sich gnadenlos an ihn und holten ihn in die Tiefe, hinein in das Pandämonium.
    Es ging alles so schnell, daß der Geister-Jäger nicht mehr dazu kam, überhaupt etwas zu unternehmen.
    Wie ein Stein sackte der Rocker weg. Unauslöschlich gruben sich seine panikerfüllten, weit aufgerissenen Augen in Johns Erinnerung ein.
    Dann war nichts mehr von ihm zu sehen.
    Das Pandämonium hatte einen neuen Gast. Einen Gast, den es nie mehr loslassen würde.
    So schnell es ging, zog sich John Sinclair zurück. Und das war gut so, denn schon schnellten die gierigen Hände aus der wabernden Oberfläche, um auch das nächste Opfer in das höllische Reich zu zerren.
    John war aus dem Keller getaumelt. Auch auf seinem Gesicht stand das Entsetzen wie festgenagelt. Er riß seine Beretta aus der Halfter und feuerte in sinnloser rasender Wut die restlichen fünf Kugeln in den höllischen Sumpf.
    Er traf die gierigen Hände, die zerfetzt wurden. Dort, wo die Kugeln in die rötliche Oberfläche drangen, färbte sie sich dunkel, wurde hart wie Granit.
    Dann war wieder alles normal.
    Glatt und fugenlos breitete sich der Betonboden vor den Augen des Geister-Jägers aus.
    Der Keller sah aus, als wäre nichts geschehen.
    John Sinclair steckte die Pistole weg. Es kam selten vor, daß er die Nerven verlor, aber in den letzten Augenblicken hatte er einfach nicht anders gekonnt. Zu grauenhaft war das gewesen, was er miterlebt hatte.
    John warf noch einen letzten Blick in den Keller. Auch die Finger waren verschwunden. Harry Custer war endgültig eingegangen in das Reich zwischen Diesseits und Jenseits – in das Pandämonium. Oft hatte John von diesem Reich schon gehört. Alte rätselhafte Schriften hatten es erwähnt. Er wußte, daß dort der Geburtsort des Schreckens war, eine Schaltstelle der Dämonen, und daß manchmal Menschen darin verschwanden, die niemals mehr gefunden wurden. Wen die Mächte der Finsternis in ihren Krallen hatten, den ließen sie nicht mehr los.
    Sicher, einiges ist über das Pandämonium geschrieben worden. Aber diese Leute hatten es nie selbst erlebt. Sie hatten sich die Schrecken nur ausmalen können, doch die Wirklichkeit übertraf selbst die größte Phantasie der Schreiber.
    Mit müden Schritten ging John Sinclair den Kellergang entlang. Er suchte May, die blondhaarige Frau. Außerdem waren noch die drei Rocker da.
    John Sinclair fand May Chandler im Hauptgang. Sie hockte auf dem Boden und weinte, zusammen mit den drei Rockern, deren Gesichter von kalkiger Blässe überzogen waren und die – das war aus ihren Gesprächen zu entnehmen – nicht wußten, was hinter ihnen lag. Der dämonische Bann war von ihnen gewichen. Zurückgeblieben waren jedoch Unverständnis und das Gefühl einer bohrenden Angst. Der Oberinspektor hatte auch keine Lust, genaue Erklärungen abzugeben. Er half May Chandler auf die Beine.
    Die Blonde blickte ihn aus tränennassen Augen an. Nichts war mehr von ihrer ehemaligen Sicherheit zurückgeblieben. Ihre Schultern zuckten unter krampfhaftem Schluchzen.
    Weinend lehnte sie sich an John Sinclair.
    »Kommen Sie mit«, sagte der Geister-Jäger.
    Die Frau hob den Kopf. »Wohin? In meine Wohnung will ich nicht mehr zurück. Ich kann nicht, ich habe Angst!«
    John Sinclair verstand die Frau gut. Beruhigend streichelte er ihr über das blonde Haar. »Sie brauchen keine Angst mehr zu haben, Miß. Sie können so lange in ein Hotel gehen, da sind Sie bestimmt sicher.«
    »Nein, Mister Sinclair. Ich traue mich nicht. Ich habe Angst, allein zu fahren. Ich kann nicht mehr.«
    John überlegte einen Augenblick. Dann sagte er: »Okay, May fahren Sie mit zu mir. Sie bleiben dann so lange bei uns. Mein Freund Suko wird sicher gut auf sie achtgeben.«
    May sah den Oberinspektor dankbar an. »Das werde ich Ihnen nie vergessen«, flüsterte sie.
    John winkte ab. »Lassen wir das.« Gemeinsam gingen sie zu den Fahrstühlen.
    ***
    Theo Plummer konnte nicht schlafen. Der Besuch des Oberinspektors hatte ihn doch mehr mitgenommen, als er sich eingestehen wollte.

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