GK0196 - Die Spinnen-Königin
bin identisch mit der Spinne aus Jade. Aber lassen Sie mich weiter berichten. Ich konnte also den Fluch von mir nehmen, mußte nur eine Leistung bringen, die mich würdig machte, der Familie erneut als vollwertiges Mitglied anzugehören. Ich suchte mir irgendeine Stadt aus. Zufällig war es London. Es hätte genausogut Paris oder New York sein können. Nun ja, ich werde unserer Familie beweisen, daß ich nichts verlernt habe. In wenigen Stunden werden die Gäste auf diesem Hausboot mit Spinnenköpfen herumlaufen. Sie stecken in einer Falle und wissen es nicht. Wissen Sie, wieviel tausend Spinnen sich im Bauch dieses Bootes befinden? Können Sie es erraten, Sinclair? Kaum, denn ich selbst kann sie nicht einmal zählen. Die Invasion der Spinnen hat begonnen, Sinclair, und nichts - aber auch gar nichts kann sie noch stoppen. Denn ich, ich bin ihre Königin!«
Madame Wu brach plötzlich in schallendes Gelächter aus. Sie streckte die Arme vor und spreizte die Finger.
Spinnweben wuchsen plötzlich aus den Nägeln.
John sprang zurück, bis er die Wand im Rücken spürte. »Sie sind verrückt!« rief er.
Mit einer routinierten Bewegung zog er seine Pistole.
Madame Wu lachte. »Sie nützt Ihnen nichts«, sagte sie und kicherte schrill. »Ich bin die Königin. Merken Sie sich das. Und auch Sie werden mir gehorchen.«
Während sie die Worte sprach, begann sich ihr Gesicht zu verändern. Die Haut wurde plötzlich grau und brüchig, aber nur auf der linken Hälfte des Gesichts.
Fassungslos und voller Abscheu sah der Oberinspektor der unheimlichen Verwandlung zu. Wenn er bis jetzt an Madame Wus Worten gezweifelt hatte, so erhielt er nun den Beweis.
Sie war wirklich die Königin der Spinnen.
Ihr linkes Auge veränderte sich, wurde größer und nahm plötzlich die Form eines Spinnenauges an. Die linke Mundhälfte verschwand, machte einem Maul Platz, und ein Teil der Nase war gar nicht mehr vorhanden. Die Hälfte der Haare fielen aus. Der Schädel wuchs an dieser Stelle kegelförmig an, und auch der linke Arm veränderte sich zu einem knorrigen Gebilde, an dessen Ende eine Klaue wuchs.
»Nun, Mr. Sinclair?« fragte die Spinnen-Königin. »Was glauben Sie, wer hier recht behalten wird?«
John gab keine Antwort. Er suchte fieberhaft nach einem Ausweg. Die Gedanken hinter seiner Stirn schlugen Purzelbäume, doch der Geisterjäger gelangte zu keinem Ergebnis.
»Grämen Sie sich nicht, Mr. Sinclair«, sagte die Spinnen-Königin. »Sie schaffen es nicht. Es gibt keinen Ausweg mehr. Aber ich mache Ihnen einen Vorschlag. Wollen Sie nicht der erste sein, der von mir den Spinnenkuß empfängt?«
***
»Und nun?« fragte Bill Conolly. Sein Gesicht war schweißbedeckt. Er atmete schwer und ließ die Spinnen nicht aus den Augen.
Noch immer krochen sie aus der Luke. Und auch der Mann mit dem Spinnenkopf hatte sich nicht zurückgezogen. Über seinem häßlichen Schädel krochen die Spinnen und liefen dann flink auf den Planken des Decks weiter.
Es würde nicht mehr lange dauern, dann hatten die Tiere das gesamte Boot besetzt.
»Wir müssen weg hier«, sagte Suko. Er zog seine Mundwinkel nach unten und zertrat eine der Spinnen. Es gab ein knackendes Geräusch.
Bill Conolly tat es ihm nach. Eine kleine Spinnenarmee hatte den Kurs auf die beiden Männer eingeschlagen.
»Aber wohin sollen wir verschwinden?« keuchte der Reporter.
»In die Messe.«
»Und die Spinnen?«
»Verdammt, dort sind wir vielleicht vor ihnen in Sicherheit. Mann, Bill, überleg doch mal. Wir müssen die anderen warnen. In ein paar Minuten wird es zu spät sein. Komm schon.«
Der Chinese zog Conolly am Ärmel seines Jacketts.
Bill stieß als erster die Tür auf. Eine Wolke von Zigarettenrauch und eine summende Geräuschkulisse drangen ihnen entgegen. »Die Schwingtür bietet doch gegen die Spinnen keinen Schutz«, sagte Bill Conolly verzweifelt.
Die Mehrzahl der Gäste hielt sich am kalten Büffet auf. Manche aßen, als wären sie seit Tagen nicht mehr satt geworden. Gelächter klang zu den beiden Männern herüber. Die ersten Witze wurden bereits gerissen.
Ein Mann trat auf sie zu. Er hielt ein gefülltes Sektglas in der Hand. »Sie kommen zu spät, Gentlemen. Das meiste ist schon weg. Aber so war es…« Der Blick des Mannes fiel auf Suko. »He«, rief der Knabe, »was hat der Kerl denn hier verloren? Habt ihr den aus dem Wasser gefischt?«
Suko schob den Knaben kurzerhand zur Seite, der jedoch weiter hinter ihm herschimpfte.
Bill hatte inzwischen
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