GK0196 - Die Spinnen-Königin
heißer Atem entgegenquoll. Dicht vor seinem Gesicht sah er die großen Facettenaugen, die plötzlich dunkelrot aufglühten.
Der hat irgend etwas vor! schoß es Suko durch den Kopf.
Der Chinese sprang auf.
Keine Sekunde zu früh.
Der mörderische Schlag, der seinen Kopf hatte treffen sollen, verfehlte ihn um Haaresbreite.
Suko wirbelte herum.
Er sah sich einem zweiten Spinnenmonster gegenüber.
Jetzt wurde es für ihn kritisch.
Während die Passagiere des Schiffes über das kalte Büffet herfielen und sich die Mägen vollschlugen, kämpfte Suko nur wenige Yards weiter um sein und um ihr Leben.
Die beiden Spinnenmonster - das zweite mußte von Suko unbemerkt aus der Luke geklettert sein - kreisten den Chinesen ein. Sie nahmen ihn regelrecht in die Zange.
Suko spannte seine Muskeln.
Und dann schien er förmlich zu explodieren. Er sprang hoch, und seine Beine schnellten auseinander. Beide Füße trafen die Spinnenmänner mit ungeheurer Wucht und schleuderten sie zurück. Doch die Karatetritte zeigten bei ihnen keine Wirkung. Die Monster erholten sich schnell und griffen sofort wieder an.
Suko entwickelte sich zu einem menschlichen Tornado. Er konnte die Bestien immer wieder abwehren, aber es war nur noch eine Frage der Zeit, wann seine Kräfte nachließen. Dann würden die Spinnenmonster ihn fertigmachen können.
Suko versuchte, die Bestien in die Nähe der Bordwand zu locken, um sie eventuell in die Fluten der Themse werfen zu können.
Einmal gelang es ihm, den rechten Arm einer Bestie zu packen. Wie ein Kreisel drehte sich der Chinese um die eigene Achse, ließ dann urplötzlich los, und von der Fliehkraft getragen, flog der Spinnenmann bis gegen die Bordwand und krachte hart zu Boden.
Suko wollte nachsetzen, doch da griff eine harte Klaue nach seinem Bein.
Der Chinese stürzte und konnte sich nicht richtig abrollen, weil die Klaue festhielt.
Der Spinnenmann drehte an Sukos rechtem Bein. Vor der Bordwand erhob sich bereits der zweite, um seinem Artgenossen zu Hilfe zu eilen.
Suko stöhnte. Er mußte die Drehung mitmachen, wenn er sich nicht seinen Knöchel brechen wollte. Trotz der mißlichen Lage schnellte er noch seinen Oberkörper hoch und versuchte einen Karateschlag anzubringen.
Er verfehlte.
Die Situation war teuflisch für Suko. Wenn er jetzt keine Hilfe erhielt, war es um ihn geschehen.
Und die Hilfe kam.
Vielleicht war es Zufall, vielleicht eine Fügung des Schicksals. Auf jeden Fall stürmte plötzlich ein Mann aus der festlich geschmückten Messe auf das Deck des Bootes.
Der Mann war Bill Conolly.
Bill war unterwegs gewesen, um nach John Sinclair Ausschau zu halten. Er hatte sich Sorgen um den Geisterjäger gemacht. Obwohl die Nebel träge über das Deck wallten und die Sicht sehr erschwerten, sah Bill Conolly die beiden Kämpfenden. Er erkannte sofort, daß Suko hier um sein Leben fightete.
Bill zögerte keine Sekunde. Mit Riesenschritten hetzte der Reporter über das Deck und warf sich auf das zweite Spinnenmonster, das sich von der Bordwand gelöst hatte.
Bill hatte Fahrt drauf: Er hatte gar keine Zeit, sich über den schrecklichen Anblick seines Gegners Gedanken zu machen. Wie eine Ramme prallte er gegen den Spinnenmann, drosch ihn an die Bordwand zurück, und was Suko nicht gelungen war, schaffte Bill Conolly.
Mit einem Hebelgriff schleuderte er den Spinnenmann über die Reling, hinab in die Fluten der Themse.
Wie eine Gliederpuppe klatschte das Wesen auf die Oberfläche und versank innerhalb von Sekunden.
Bill kreiselte herum.
Suko kämpfte noch immer mit dem ersten Spinnenmonster. Der Chinese hatte es aber geschafft und den Spinnenmann zu Boden geworfen. Doch nachsetzen konnte er nicht mehr.
Urplötzlich nahm die Bestie Reißaus.
In grotesk wirkenden Sprüngen hetzte sie über Deck und verschwand gedankenschnell in der offenen Luke.
Suko wollte hinterher, blieb aber stehen, als er Bills Ruf vernahm.
»Was ist passiert?« keuchte der Reporter und lief auf den Chinesen zu.
Suko erklärte es ihm mit wenigen Worten.
Bill schüttelte den Kopf. »Verdammt«, sagte er heiser, »dann ist es also doch wahr.«
»Ja, dieses Schiff ist eine Falle«, entgegnete Suko.
Bill sah sich um, als erwarte er, daß in dem Nebel noch irgendwelche Monster lauerten. »Wer mögen die beiden gewesen sein?« fragte er leise. »Leute von der Besatzung?«
Suko hob die Schultern.
Beide Männer ahnten nicht, daß sie die Zwillinge vor sich gehabt hatten, von denen allerdings nur Joe Fletcher
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