GK0200 - Das Todeskarussell
sehen. Denn er war es schließlich gewesen, der Kovacs Leiche gefunden hatte. »Ich – ich kann nicht!« würgte Frank Spiro.
Der Vampir erfaßte die Situation viel schneller als Doug McMahon. Er verstärkte seinen Griff.
Plötzlich schrie McMahon auf. Der Schraubenschlüssel entfiel seiner Hand, als sei er ein glühendes Stück Eisen. Ken Kovac hatte es geschafft.
Schwer fiel McMahon zur Seite. Die Schmerzen rasten durch seine gesamte rechte Seite.
Und der Vampir lachte.
Er machte, sich von McMahon frei, der auf seine Beine gefallen war. Dann packte er den schweren Schraubenschlüssel und holte weit aus.
»Neiiinnn!«
Frank Spiros Schrei ließ den Untoten innehalten. Kovac drehte sich um.
»Du auch!« kreischte er und hetzte auf Frank Spiro zu.
Frank zuckte zurück. Wuchtig warf er die Tür zu.
Der Vampir hatte schon ausgeholt und konnte auch den Schlag nicht mehr stoppen.
Die Scheibe zersplitterte unter dem Hieb des Schraubenschlüssels. Glasscherben regneten auf den Boden. Der Vampir wurde von seinem eigenen Schwung vorangerissen. Scharfkantige Splitter drangen in seine Kleidung. Ein Splitter jagte ihm genau in die Stirn und blieb dort stecken, doch nicht ein Tropfen Blut drang aus der Wunde. Dann stürzte Kovac durch das entstandene Loch in der Tür. Er durfte Frank Spiro nicht entkommen lassen. Wenn der einmal um Hilfe schrie und andere Menschen alarmierte, sah es um dem Vampir schlecht aus.
Doug McMahon konnte er vorläufig vergessen.
Der Tankstellenbesitzer lag auf dem Boden.
Frank Spiro hatte schon einen kleinen Vorsprung rausgeholt. Etwa sechs, sieben Yards. Noch zwei Schritte, dann hatte er die Tanksäulen erreicht.
Ken Kovac handelte innerhalb eines Herzschlages. Er riß seinen rechten Arm über den Kopf und schleuderte den Schraubenschlüssel zielsicher in Frank Spiros Rücken.
Der Aufprall riß Spiro von den Beinen.
Er kippte gegen die Tanksäulen und fiel zu Boden.
Er wollte schreien, wälzte sich auf die Seite und sah den Vampir mit langen Sätzen herangehetzt kommen. Gellendes triumphierendes Gelächter drang aus dem Mund des Untoten. Weit aufgerissen waren die Augen. Die spitzen Eckzähne ragten bis über die Unterlippe. Der Vampir hatte den angststarren Frank Spiro gerade erreicht, da hörte er das Kreischen von Reifen auf dem Asphalt der Zufahrt. Ken Kovac riß den Kopf herum.
Was er sah, gefiel ihm gar nicht. Wie ein großes Raubtier kam ein Wagen auf die beiden Zapfsäulen zugeschossen…
***
John Sinclair hatte Suko in London gelassen.
Sein chinesischer Kampfgefährte half Johns Freund Bill Conolly bei dessen Vorbereitungen für eine Chinareise. Suko, der ja aus dem Land der Mitte stammte, konnte dem Reporter zahlreiche gute Tips geben. Es war auch durchaus möglich, daß Suko mit nach China fuhr, das würde sich allerdings erst in den nächsten Tagen entscheiden. Das graue Asphaltband der Straße wischte unter den Rädern des Bentley dahin. John fuhr im Siebzig-Meilen-Tempo. Er durfte den neuen Wagen noch nicht voll ausfahren.
Der Tag war trübe. Erinnerte mehr an den Monat November als an Februar. Es herrschte mittelmäßiger Verkehr. Viele Lastkraftwagen waren unterwegs, meist jedoch auf der Gegenfahrbahn in Richtung London.
Die Schnellstraße beschrieb einen Bogen, und am Scheitelpunkt der Kurve sah John eine Großtankstelle mit einem Rasthaus. Jetzt wußte er, daß er über die nächste Abfahrt den Ort Brickaville erreichen konnte. Er befand sich bereits in der Provinz Sussex. Vor sich sah er die Umrisse der South-Downs-Berge, an deren südlicher Seite das Seebad Brighton lag.
Brickaville lag von John aus gesehen noch vor dem Mittelgebirge, dessen Hänge mit Tannen- und Mischwald bewachsen waren und eine grüne Lunge der Natur bildeten.
Der Oberinspektor fuhr an der großen Raststätte vorbei. An der Ausfahrt stand ein Anhalterpärchen und winkte. John ließ sie stehen. Wald säumte die Fahrbahn an der rechten Seite. Die Spitzen der Fichten lagen im Dunst.
Der Wald hörte auf. John sah eine schmale Ausfahrt und dahinter eine Tankstelle, die nicht mehr als zwei Zapfsäulen besaß. Der Geisterjäger hatte seine Geschwindigkeit etwas verringert. Er warf einen Blick zu der Tankstelle hinüber. Aus dem Protokoll wußte er, daß der Mann, der den Erhängten gefunden hatte, an dieser Tankstelle arbeitete. Plötzlich verengten sich Johns Augen. Er bekam das Geschehen in höchstens zwei, drei Sekunden mit, aber diese Zeit reichte ihm, um alles genau zu erfassen.
Aus der
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