GK0200 - Das Todeskarussell
Tür des Kassenhäuschens war ein Mann gestürzt. Er rannte auf die beiden Zapfsäulen zu. Selbst auf die relativ große Entfernung hin konnte John erkennen, daß das Gesicht des Mannes panikartig verzerrt war.
Sinclair handelte.
Er riß den Bentley herum.
Willig gehorchte ihm der schwere Wagen. Schon wischten die breiten Reifen über die schlecht asphaltierte Strecke der Zufahrt. Eine zweite Person tauchte aus dem Kassenhaus auf. Sie warf einen schweren Gegenstand, traf den Flüchtenden damit in den Rücken, der daraufhin zusammenbrach.
Dann war John heran.
Sein rechter Fuß nagelte das Bremspedal.
Der Bentley stand.
Der Kerl, der sich über den Verletzten gebeugt hatte, zuckte herum. John sah die weit aufgerissenen blutunterlaufenen Augen und das häßliche Vampirgebiß des Kerls.
Der Geisterjäger wußte Bescheid.
Und er war haargenau im richtigen Augenblick gekommen.
Johns Rechte klickte den Verschluß des Gurtes los. Mit der linken Hand stieß er schon die Tür auf und sprang aus dem Wagen. Der Vampir hatte sich bereits seinem neuen Gegner zugewandt. Er war völlig aus dem Häuschen. Jetzt hatte er es schon mit drei Feinden zu tun, aber er wollte nicht aufgeben.
Und er hatte einen Auftrag zu erfüllen.
John stand noch nicht ganz, als der Untote ihn schon an der Schulter packte und herumreißen wollte.
Sinclair schlug die Hand zur Seite, gleichzeitig trat er Kovac die Beine weg.
Der lebende Tote fiel auf den Rücken. Hart schlug er mit dem Kopf auf das Pflaster, doch Schmerzen verspürte er nicht. Ihm als Untoten waren menschliche Gefühle völlig fremd.
John Sinclair setzte nicht nach. Statt dessen lief er um seinen neuen Wagen herum, fingerte hastig den Schlüssel zum Kofferraum hervor, um an seinen Spezialkoffer zu gelangen, in dem er Waffen aufbewahrte, die in seinem Kampf gegen die Mächte der Finsternis unerläßlich waren.
Zum Beispiel seine mit Silberkugeln geladene Beretta-Pistole. John riß die Haube hoch. Er packte den schmalen Aktenkoffer, kam aber vorerst nicht dazu, ihn zu öffnen. Ken Kovac war schon da. Er schlug John in den Rücken.
Der Geisterjäger fiel mit dem Oberkörper in den Kofferraum. Er stieß sich den Kopf an einer Kante, sah für einen Augenblick bunte Sterne vor seinen Augen aufplatzen und hörte den erschreckten Schrei des am Boden liegenden blonden Mannes.
John wollte sich herumwerfen, doch der Untote saß ihm bereits im Nacken. Hart warf er den Geisterjäger wieder nach vorn. John konnte sich mit der rechten Hand noch abstützen, sonst wäre er unweigerlich mit dem Kopf auf den Boden des Kofferraums geprallt.
Der Oberinspektor wußte um die Kräfte der Untoten. Nicht zum erstenmal hatte er mit ihnen zu tun. Menschliche Kraft allein konnte diese Horror-Gestalten kaum besiegen.
John Sinclair versuchte sich verzweifelt aus dem mörderischen Griff zu winden, doch der Vampir hielt ihn umklammert. John vernahm das Keuchen an seinem linken Ohr und die gestammelten Worte des Untoten.
»Blut!« fauchte der Vampir. »Blut! Ich werde es bekommen. Ich…«
Ruckartig schnellte John hoch. Der Vampir in seinem Nacken verlor kurz die Übersicht, und es gelang dem Geisterjäger so etwas wie einen Hebelwurf anzusetzen.
Ken Kovac rutschte über Johns rechte Schulter, mußte beide Hände benutzen und sich abstützen, um nicht ebenfalls im Kofferraum zu landen.
Sinclair winkelte den linken freien Arm an.
Kovacs Kopf wurde in den Nacken gerissen. John setzte noch einmal nach und verschaffte sich so etwas Luft. Allerdings nicht soviel, daß er Zeit gehabt hätte, seinen Spezialkoffer zu öffnen und an die Waffe zu kommen.
Er mußte sich etwas anders einfallen lassen.
Da fiel sein Blick auf die Spraydose. Sie lag im Kofferraum und enthielt ein Mittel gegen zugefrorene Scheiben.
Ein Griff, und John hielt die Dose in der Hand.
Der Vampir war blind in seiner Wut. Wild stürzte er wieder auf den Geisterjäger zu.
John ließ ihn kommen.
Als der Untote nur noch einen Schritt von ihm entfernt war, handelte John.
Ein nadelfeiner Strahl, zischte aus der Düse und traf mitten ins Ziel. Der Vampir riß seine Hände vors Gesicht, versuchte die klebrige Masse wegzuwischen, schaffte es aber nicht, sondern verschmierte sie nur noch mehr. Um seinen Gegner kümmerte er sich nicht. Er hatte genug mit sich selbst zu tun.
John Sinclair öffnete den Deckel des Koffers.
Die Pistole lag in der Mitte, eingebettet in sein rotes Samtkissen. John holte sie aus der kleinen Mulde. Ein Griff, und die
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