Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
GK0200 - Das Todeskarussell

GK0200 - Das Todeskarussell

Titel: GK0200 - Das Todeskarussell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
nicht vorher anrufen?« fragt er.
    »Nein«, erwiderte John Sinclair. »Ich bin mehr für die überraschenden Besuche…«
    ***
    »Du mußt jetzt gehen«, sagte Tatum Wilson leise. »Dein Mann kommt bald zurück. Ich will nicht, daß er etwas merkt.«
    Bettfedern ächzten. Ein nackter Frauenkörper wälzte sich auf die andere Seite. Der Schein der kleinen Wandlampe reichte kaum bis zum Bett.
    Weiche Finger strichen über Tatum Wilsons Wange. Dann ein Lachen, etwas spöttisch klingend. »Wenn die Leute hier das wüßten. Die würden sich doch die Mäuler zerreißen.«
    Wilson atmete schwer. Er drehte die Hand zur Seite. »Mal nur nicht den Teufel an die Wand, Jean. Bis jetzt haben wir noch alles geheimhalten können. Aber wenn… ach verdammt, ich darf gar nicht daran denken.«
    Wilson griff nach den Zigaretten. Er fand nur ein Stäbchen in der zerknitterten Packung.
    Ein Feuerzeug schnickte. Sekundenlang geisterte der Flammenschein über den nackten Oberkörper der Frau.
    Er zeigte etwas füllige Formen, schwarzes Kraushaar und ein leicht verlebt aussehendes Gesicht.
    Tatum Wilson hatte sich kein junges Mädchen zur Geliebten genommen. Dafür war er schon allein vom Aussehen her nicht der Typ, und soviel Geld, sich die Gespielinnen zu kaufen, hatte er auch nicht. So war er bei der gelandet.
    Die Flamme verlöschte. Würziger Rauch stieg gegen die Decke. Wilson tätschelte den breiten Rücken. »Komm, Darling, mach schon.«
    »Ja, ja.« Die Antwort klang unwillig. »Ist schließlich kein Vergnügen, durch die Kälte zu laufen.«
    Wilson lachte. »Wer liebt, muß auch leiden.«
    »Du hast es gerade nötig.« Jean setzte sich auf, fand zielsicher ihren BH, legte ihn um und bat Wilson, ihn am Rücken zu schließen. Er tat dies mit einer routinierten Bewegung.
    Jean stand auf, schlüpfte schlangengleich in den engen Slip und fuhr sich mit dem Kamm durch die Haarlocken.
    »Ich weiß ja nicht, was du von der Sache hältst, aber für mich ist es schrecklich«, meinte sie.
    Tatum Wilson hatte sich aufgesetzt. »Welche Sache?«
    »Na dieser Mord.«
    »Ach so – ja. Wirklich schrecklich.«
    »Ob das was mit der Vergangenheit zu tun hat?« Jean zog ihren dicken Pullover über.
    »Wie meinst du das?«
    Jetzt war die Hose an der Reihe. Sie war schwarz, aus Cord und spannte sich um Jeans Hüften. »Dieser Zigeuner, der euch angeblich verflucht haben soll. Ich meine, ich wohne ja erst seit acht Jahren hier in Brickaville. Aber wenn man die anderen so reden hört, da kann einem direkt angst und bange werden.«
    »Alles Gewäsch.« Wilson versuchte die Sache zu bagatellisieren, obwohl seine Worte nicht sehr überzeugend klangen. Das merkte auch die Frau.
    Sie lachte. »Mir scheint, daß du auch Angst hast, Tat. Schließlich warst du nicht unschuldig.«
    Wilson sprang aus dem Bett. »Jetzt reicht’s mir aber«, sagte er. »Bist du hergekommen, um mir Schauergeschichten zu erzählen?«
    »Entschuldige, aber man wird ja noch seine Meinung sagen dürfen.«
    »Behalte sie ruhig für dich.« Wilson drückte die Zigarette aus. Jean hatte inzwischen ihren schweren Pelzmantel übergeworfen. Er war noch ein Erbstück ihrer Mutter.
    Wilson schlüpfte in Hosen und Hemd. »Ich bring dich zur Tür«, sagte er.
    »Wie großzügig.«
    »Sei nicht albern.«
    Sie gingen zum Hinterausgang. Er führte in den Garten. Tatum Wilson sah erst nach, ob die Luft rein war.
    »Du kannst«, sagte er dann.
    Zwei Lippen fanden sich zu einem schnellen Abschiedskuß. Dann verschwand Wilson rasch wieder im Haus.
    Tatum Wilson ging in sein Wohnzimmer und gönnte sich einen Schluck. Die Sache mit Jean war ein echtes Nervenspiel. Das ging nun schon ein halbes Jahr so. Lange würde das Verhältnis nicht unentdeckt bleiben. Nicht in einem Ort wie Brickaville, wo einer vom anderen wußte, welches Fleisch im Kochtopf schmorte. Wilson trank in langsamen Schlucken. Er blickte dabei aus dem Fenster. Vor dem Haus stand eine Laterne. Die Kuppel war ein heller Fleck in der Dunstküche.
    Jean hatte schon recht. Seit dieser Mord passiert war, fühlte er sich nicht mehr wohl in seiner Haut. Tatum hatte die Vorgänge des Jahres neunzehnhunderteinundvierzig nicht vergessen. Sie belasteten ihn schwer. Nicht der Mord an dem Zigeuner, der hatte Tatums Gewissen nie beunruhigt. Aber was danach passiert war. Der Tod seines Vaters, das Auftauchen des geköpften Onkels. Am liebsten wäre Wilson fortgezogen, doch das wiederum hätte nach einer Flucht ausgesehen oder nach einem Eingeständnis

Weitere Kostenlose Bücher