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GK0200 - Das Todeskarussell

GK0200 - Das Todeskarussell

Titel: GK0200 - Das Todeskarussell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Gesicht gelegt. Der Anblick des Kreuzes bereitete ihm körperliche Schmerzen.
    Nicht nur der Pfarrer merkte dies. Auch die anderen Dorfbewohner erkannten, was mit Chandra los war. Sie faßten wieder neuen Mut. »Zu Hölle mit ihm!« schrie eine Stimme.
    »Ja, schickt ihn zum Teufel!«
    Der Pfarrer ging unerschütterlich seinen Weg. Schritt für Schritt kam er auf Chandra zu. Es war eine schaurige, unheimliche Szene. Wie ein großer heller Ballon stand der Mond am Himmel und warf sein fahles Licht auf die Erde. Es schien sich nur auf dem Platz mit den primitiven Unterkünften zu konzentrieren. Der Schnee reflektierte die Helligkeit, und die Gestalt des Priesters hob sich deutlich von der weißen Pracht ab.
    Bis zu den Schienbeinen watete er durch den Schnee. Hoch hielt er das Kreuz über dem Kopf, ein Fels des Guten in der Brandung der Höllenkräfte.
    Chandra schrie Beschwörungen und Verwünschungen, die jedoch völlig wirkungslos blieben. Er war eben noch kein solch großer Dämon, daß er die Macht des Kreuzes hätte überwinden können. Dann wurde Chandras Flucht gestoppt. Mit dem Rücken prallte er gegen das Karussell.
    Es ging nicht mehr weiter.
    Und der Pfarrer kam immer näher.
    Verzweifelt suchte Chandra nach einem Ausweg. Er mußte weg, sonst wurde sein höllisches Leben zerstört.
    Und dann sprang er mit einem Satz auf das Karussell. Beide Arme hob er flehend und ballte die Hände zu Fäusten!
    »Satan!« schrie er. »Satan hilf!«
    Ja, Chandra rief den obersten Höllenfürsten an. Und dieser erhörte das Flehen seines Dieners.
    Urplötzlich brauste ein gewaltiger Sturmwind auf. Der Schnee wurde hochgewirbelt und den Menschen als weiße Wand entgegengeschleudert. Eine Bö packte den Pfarrer, rüttelte an seiner Kleidung und riß ihm das große Kreuz aus den Händen, daß es in den Schnee fiel. Auch der Pfarrer schaffte es nicht, sich gegen den Sturm anzustemmen. Er wurde zu Boden geworfen, eine Schneewolke hüllte ihn ein.
    Und das Karussell begann sich zu drehen. Schneller und schneller wurde es.
    Chandra, der Flammenmann, stand unerschütterlich inmitten des höllischen Wirbels.
    Gellendes Gelächter drang aus seinem Mund. Wild schüttelte er die Fäuste. »Rache!« brüllte er. »Ich werde mich rächen. Der Fluch des Satans wird euch und eure Nachfahren treffen. Das schwöre ich bei Asmodis, dem Höllenfürsten.«
    Wieder das schreckliche Lachen. Vom Himmel senkte sich eine gewaltige Feuersäule herab und hüllte das Karussell ein. Gräßliche Gestalten tauchten auf, tanzten einen höllischen Reigen, schrien blasphemische Worte.
    Unbeschreibliche, grauenhafte Szenen spielten sich auf dem Karussell ab.
    Die übrigen Zigeuner flohen in panischer Angst, genau wie die Dorfbewohner und auch Tatum Wilson.
    Nur der Pfarrer und der alte Wilson blieben da. Und sie waren auch die einzigen, die sahen, wie der Spuk plötzlich von einem Atemzug zum anderen verschwand und das Karussell wieder ruhig und still vor ihnen stand.
    Auch Chandra war nicht mehr da. Er war eingegangen in das Land des Schreckens, doch sein Fluch war von keinem der Menschen vergessen worden…
    Kälte und Nässe waren es, die den Pfarrer aus seiner Erstarrung rissen. Schweratmend kam er auf die Füße. Das große Kreuz lag ein paar Schritte entfernt. Mühsam hob er es auf. Es war ein einfaches Holzkreuz und schon einige hundert Jahre alt. Und doch hatte es die Kräfte des Bösen abgehalten.
    Auch der alte Wilson kam auf die Beine. Sein Sohn hatte sich mit den anderen zusammen aus dem Staub gemacht. Mit müden Beinen taumelte Wilson auf den Pfarrer zu. Der Bart des Alten war schneeverklebt, aber nach wie vor hielt der Mann sein Gewehr umklammert.
    Der Pfarrer deutete auf die Waffe. »Die brauchen Sie nicht mehr«, sagte er.
    Wilson nickte, senkte die Mündung und warf einen scheuen Blick auf das Karussell. »Wie – wie ist das möglich?« flüsterte er mit bebenden Lippen.
    Der Pfarrer war dem Blick des Alten gefolgt. »Ich weiß es auch nickt. Und ich will es auch gar nicht wissen. Seien wir froh, daß alles überstanden ist.«
    Wilson schluckte. »Wird dieser Teufel noch mal zurückkommen?«
    »Keine Ahnung.«
    »Da wäre noch etwas, Herr Pfarrer«, sagte der alte Wilson.
    »Ja?«
    Wilson senkte den Kopf und starrte auf seine mit Schnee bedeckten Stiefelspitzen. »Ich möchte mich bei Ihnen bedanken und mich gleichzeitig entschuldigen. Sie – Sie haben mir das Leben gerettet. Ich war sehr gemein zu Ihnen, als ich Sie einfach aus dem Weg

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