GK0208 - Im Haus des Schreckens
sie die Knarre nicht mehr.«
Eve Gordons Augen waren bei den Worten ihrer Tante groß geworden. Sie konnte nicht verhindern, daß ihr ein kalter Schauer über den Rücken lief. Zu ungeheuerlich war das, was Betty Longford ihr berichtet hatte. Sicher, Eve hatte schon etwas von Satanskulten gehört.
Auch Teufelsaustreibungen waren ihr bekannt, nicht zuletzt hatte der Film »Der Exorzist« dazu beigetragen. Aber sie hatte bisher alles als Quatsch abgetan. Doch nun wurde sie selbst damit konfrontiert, und das war für Eve doch ein wenig viel.
Sie war sprachlos.
Betty Longford hatte längst bemerkt, daß sie die Oberhand gewonnen hatte. »Nun?« fragte sie lächelnd.
»Was ist mit Garry?« flüsterte Eve. Immer wieder geisterte der Name ihres Freundes durch ihre Gedanken.
»Du willst ihn sehen?« fragte Betty Longford.
Eve Gordon nickte.
»Dann komm mit.«
Betty ging an Eve vorbei und dann auf die Küchentür zu, die sie nicht völlig geschlossen hatte.
Eve Gordon folgte ihrer Tante. Noch immer hielt sie die Astra schußbereit.
Links neben dem Küchenfenster befand sich die Tür der kleinen Vorratskammer. Mrs. Longford drehte den Schlüssel und zog die Tür auf. Dann trat sie einen Schritt zur Seite, um für ihre Nichte den Weg freizumachen.
»Da, sieh«, sagte die Frau.
Eve Gordons Augen wurden groß. Urplötzlich begann sie am gesamten Körper zu zittern. Sie wollte einen Schrei ausstoßen, aber die Kehle war wie zugeschnürt.
Zwei glanzlose Augen starrten sie an. Eve sah den Messergriff, der aus der Brust des Toten ragte, und dann bekam die Leiche das Übergewicht und kippte ihr entgegen.
Eve schrie.
Auf einmal spielten ihre Nerven nicht mehr mit.
Sie hörte nicht das höhnische, triumphierende Lachen ihrer Tante und nahm auch nicht bewußt wahr, daß ihr Betty Longford mit einem routinierten Griff die Pistole aus der Hand wand.
Dann fiel der steife Körper ihres Freundes dicht neben ihr zu Boden.
»Glaubst du nun an den Satan?« vernahm sie die Stimme ihrer Tante dicht neben ihrem Ohr.
Und dann folgte ein teuflisches Lachen, wie es eigentlich nur in der Hölle geboren werden konnte…
***
John Sinclair war zwar selbst Beamter, aber es gab Situationen, da ärgerte er sich über andere Staatsdiener fast schwarz.
Wie auch an diesem Tag.
John hatte einen Besuch bei dem Bauamt gemacht, das für den Stadtteil Mayfair zuständig war. Der Besuch hatte sich dann fast zu einem Drama entwickelt. Erst war der Sachbearbeiter nicht da. Der Kollege ist beim Arzt, hieß es. Und als er dann wiederkam, ziemlich sauer und griesgrämig, da wartete angeblich eine dringende Terminarbeit auf ihn. John wurde klipp und klar mitgeteilt, er solle am nächsten Tag noch mal wiederkommen.
Daraufhin war John Sinclair fast explodiert. Er hatte den Beamten fertig gemacht und eigentlich zum erstenmal in seinem Leben auf seine Kompetenzen hingewiesen.
Auf einmal klappte alles. Es kümmerten sich zwei Leute um den Oberinspektor – und es wurden sogar Überstunden geschoben, denn als John Sinclair das Bauamt verließ, war es schon achtzehn Uhr vorbei.
Der Geisterjäger hatte sich über den Grundriß des Hauses informiert.
Die Lage der Kellerräume, der Ein- und Ausgänge – er hatte sie in seinem Gedächtnis registriert. So gerüstet hoffte er, daß ihm nichts mehr passieren konnte.
Bei einem anderen Amt hatte er sich über die Besitzverhältnisse erkundigt.
Dabei war etwas Erstaunliches zu Tage gekommen.
Das Haus hatte einem gewissen Ramon Vanescu gehört, einem gebürtigen Rumänen. Vanescu war im Jahre 1949 unter rätselhaften Umständen ums Leben gekommen. Seine Leiche war nie gefunden worden. Es hieß, er sei verbrannt.
Mehr hatte John Sinclair beim besten Willen nicht in Erfahrung bringen können.
Er fuhr gar nicht mehr zurück in sein Büro, sondern direkt zur Charles Street, um sich über Sprechfunk mit Jane Collins in Verbindung zu setzen.
In Höhe des Mayfair-Hotels hielt er an und schaltete das Walkie Talkie ein.
Rings um den Bentley brauste der Feierabendverkehr. Menschen fuhren nach Hause, um noch den herrlichen Sommerabend zu genießen.
John schaltete das Sprechgerät ein und brachte es dicht vor seine Lippen.
Die Zeit war zwar überschritten, aber der Geisterjäger hoffte doch, daß sich Jane Collins melden würde.
Sie tat es nicht.
John versuchte es ein zweites und ein drittes Mal. Wieder keine Reaktion.
Langsam wurde es dem Geisterjäger komisch. Daß Jane sich nicht meldete, konnte zwar ganz
Weitere Kostenlose Bücher