GK0208 - Im Haus des Schreckens
Besuch von einem Kollegen. Wie John hörte, waren die beiden hier im Club verabredet gewesen.
Der Geisterjäger atmete auf. Er hatte eine Chance bekommen, sich still und heimlich zu verdrücken.
Den Whisky hatte Pommeroy bezahlt. Niemand achtete darauf, daß John Sinclair den Barraum verließ.
Er orientierte sich in Richtung der Toiletten. Dort befand sich auch der Hinterausgang.
John ging durch einen Gang, dessen Wände grün gestrichen waren.
Die Türen zu den Toiletten waren dunkel gebeizt. Die Hintertür lag dort, wo der Gang einen Knick machte und im rechten Winkel zu den Vorratsräumen führte.
Wie John Sinclair schon erwartet hatte, fand er die Tür offen. Er warf noch einen Blick über die Schulter – niemand hatte sein Verschwinden bemerkt – und empfahl sich dann still und heimlich.
Er landete auf einem Hinterhof. Hier war kein sommerlich blühender Garten zu sehen, weiß getünchte Mauern begrenzten das Geviert. Aber alles war sauber, es gab keine überquellenden Mülltonnen und keine zersplitterten Kisten. Der plattierte Hof war gefegt.
John ging bis zu der etwa mannshohen Mauer vor und kletterte mit sicheren Bewegungen darüber. Jenseits der Mauer verlief ein schmaler Weg, mehr ein Trampelpfad. Er führte an der Rückseite der Gärten entlang, deren Häuser zur Charles Street gehörten.
Die Gärten standen in sommerlicher Blüte. Im schrägen Winkel fiel die Abendsonne auf das Land. Menschen saßen vor den selbst zusammengezimmerten Lauben, tranken und unterhielten sich. Sie genossen die Ruhe des Feierabends. John hörte das Lachen heller Kinderstimmen.
Auf ihn achtete niemand. Mit forschen Schritten lief der Geisterjäger den Weg weiter, und er gelangte schließlich an die Rückseite des Hauses Nummer sieben.
Hier glich der Garten einem Urwald.
Diese Mrs. Longford schien keinen Sinn für die Schönheiten der Natur zu haben. Die Wege in ihrem Garten waren kaum mehr zu sehen.
Wild wucherte das Unkraut. Der Rasen war fast kniehoch, und die Halme bogen sich schon wieder der Erde entgegen.
Ein Zaun umschloß das Gelände. Er war aus einfachem Maschendraht, schon ziemlich alt und hatte Rost angesetzt.
Der Oberinspektor blieb vor dem Zaun stehen und ließ seinen Blick über die Rückseite des Hauses schweifen. Was er sah, entlockte ihm keine Begeisterungsstürme. Die Fassade war ziemlich glatt. Die Fenster hatte man mit Vorhängen verhängt, und über der letzten Etage hing die Dachrinne im schrägen Winkel nach unten. Bei der Renovierung hatten sich die Leute wohl nur die Vorderseite vorgenommen, damit diese in das Allgemeinbild hineinpaßte.
Zwei ältere Männer kamen auf John zu. Die beiden blickten den Geisterjäger mißtrauisch an.
»Wollen Sie in das Haus?« wurde John gefragt.
»Nein, nein. Ich will es mir nur einmal ansehen. Ich wollte ein Haus kaufen…«
»Aber doch nicht das, vor dem Sie stehen, Mister.«
»Und warum nicht?«
»Die Alte verkauft doch nicht.« Der Mann lachte. »Diese Mrs. Longford ist menschenscheu. Sie hat sich in ihr Haus zurückgezogen und bewohnt es ganz allein. Diesen Kasten ohne Mieter. Können Sie sich das vorstellen, Mister?«
»Nein.«
»Eben. Kaufen Sie lieber ein anderes Haus.«
Die beiden Männer gingen weiter. John hörte noch, wie sie sich über seine Absicht, das Haus zu kaufen, unterhielten.
Der Geisterjäger wartete, bis die beiden nicht mehr zu sehen waren und überwand dann den Maschendrahtzaun. Niemand hatte ihn dabei beobachtet. Auch vom Haus her nicht. Wenigstens war ihm nichts aufgefallen.
John ahnte den Weg, der zur Rückseite des Hauses führte, mehr als er ihn sah. Er schob sich durch das Gewirr von Zweigen und Pflanzen und gelangte schließlich in einen kleinen schmalen Hof, der sich übergangslos an den Garten anschloß.
Der Hof war mit Kopfsteinen gepflastert, zwischen dessen Ritzen das Unkraut wucherte.
Geduckt überwand John Sinclair die letzten paar Yards und blieb dann dicht an die Hauswand gepreßt stehen.
Zwei Yards von ihm entfernt befand sich eine Hintertür.
Der Geisterjäger nickte zufrieden. Das schien ja besser zu klappen, als er es sich gedacht hatte.
Er rief sich den Grundriß des Hauses ins Gedächtnis zurück und wußte, daß hinter der Tür ein Gang begann, der direkt in das Treppenhaus führte.
Kellerfenster sah John Sinclair nicht. Es gab nur einige zugemauerte Stellen, die wohl früher die Fenster gewesen waren.
John Sinclair kümmerte sich nicht darum. Ihn interessierte die Hintertür.
Sie war
Weitere Kostenlose Bücher