GK0208 - Im Haus des Schreckens
einsame Frau, und ich muß mich schützen.«
Eve Gordon verengte die Augen zu Schlitzen, dann hob sie die Hand mit der Waffe und roch an der Mündung. »Daraus ist vor kurzem noch geschossen worden.«
»Woher willst du das wissen?«
»Ich rieche es, Tante. Und verdammt noch mal, halte mich nicht für dümmer als ich bin. Jetzt geht es zur Sache. Los, raus mit der Sprache. Was ist tatsächlich geschehen?«
»Ich sagte es dir doch schon. Dein Freund ist weg!«
Eve Gordon krallte ihre linke Hand in den Stoff der Kostümjacke.
»Das glaube ich nicht. Du bindest mir Märchen auf.« Sie beugte ihren Kopf so weit vor, daß sich ihre Gesichter fast berührten. »Was ist wirklich geschehen? Hast du Garry Quinn erschossen?«
»Nein, ich…«
Mit einer wilden Bewegung stieß Eve ihre Tante zurück. »Sag die Wahrheit – oder…«
»Was ist?« kreischte Betty Longford. »Willst du mich töten? Dann tu’s doch. Los, mach schon. Du wirst dein blaues Wunder erleben. Tu dir nur keinen Zwang an.«
Eve ließ Betty Longford los. »Ach, du bist mir ja viel zu widerlich, du Vettel. Keine Angst, ich werde mir schon keinen Mord aufs Gewissen laden. Aber ich will wissen, wo Garry geblieben ist. Daß du ihn an die Bullen verraten hast, daran glaube ich nicht. Dann wären die Schweine noch hier und hätten dir die Bude auf den Kopf gestellt. Ich habe sogar das Gefühl, daß sich Garry noch hier im Haus befindet. Wir beide werden es jetzt durchsuchen. Ich halte die Pistole in der Hand. Und du wirst vor mir hergehen und mir jedes verdammte Zimmer in dieser Bude zeigen. Mit der Knarre umzugehen, das habe ich gelernt. Ich stehe nicht gerade auf der Seite des Gesetzes. Auch mich würden die Bullen ganz gern einsperren.«
Plötzlich begann Betty Longford zu kichern. »Was hast du denn angestellt?« fragte sie.
»Das werde ich dir nicht sagen.«
»Du brauchst keine Angst zu haben. Ich verrate dich schon nicht. Wenn du wüßtest…«
»Wenn ich was wüßte?«
»Nichts.« Betty Longford stand auf. »Das erzähle ich dir vielleicht später mal.«
Eve Gordon dachte sich ihren Teil. Sie hatte schon längst das Gefühl gehabt, daß nicht alles astrein war, was in diesem Haus vor sich ging.
Und ihre Tante schien auch nicht gerade ein Engel zu sein. Höchstens ein schwarzer.
»Wir sollten uns zusammentun«, sagte Betty Longford plötzlich.
»Wie meinst du das?«
»Nun… du gestattest doch?« Mrs. Longford ging zu ihrer Kommode und holte eine Schachtel mit Zigarillos aus der Schublade. Dabei ließ Eve sie nicht aus den Augen, und immer machte die Mündung der Pistole den Weg der Frau mit.
Betty Longford stieß einige Rauchwolken gegen die Decke. »Du könntest von mir noch sehr viel lernen, Kind«, sagte sie. »Ich kann dir das Beste versprechen, was es auf diesem Erdboden gibt.«
Eve verzog die Mundwinkel. »Da bin ich aber gespannt.«
»Kannst du auch.« Betty Longford lächelte hintergründig. »Es ist das ewige Leben.«
Eve Gordon zuckte nach diesen Worten nicht einmal zusammen. Sie fragte nur: »Sag mal, spinnst du?«
»Ich habe angenommen, daß du so reagieren wirst«, erwiderte die Hausbesitzerin. »Es ist auch unglaublich, was ich da gesagt habe, aber es stimmt!«
Eve faßte die Worte noch immer als einen Bluff auf. Sie ging aber darauf ein und meinte: »Nehmen wir mal an, es stimmt. Und wie willst du mir das ewige Leben schenken?«
»Ich nicht – der Satan!«
»Du bist verrückt!«
»Nein. Es stimmt tatsächlich. Ich stehe mit dem Satan in Verbindung. Ich bin eine seiner treuesten Dienerinnen.« Die Stimme der Frau steigerte sich, sie wurde schrill. »Ich habe dem Teufel mein Leben geweiht, und er wird mich dafür belohnen. Dieses Haus hier ist seine Heimat. Ich lebe nicht allein, es sind noch andere Mieter da. Aber es sind keine Lebenden. Es sind Tote, die mit mir zusammenleben. Nur die Kraft des Satans erhält sie am Leben. Sie sind längst gestorben, doch durch eine magische Beschwörung geistern sie des Nachts noch herum. Du wirst sie kennenlernen – alle. Und sie werden dir gefallen, die Toten. Denn sie werden deinen Befehlen gehorchen. Heute nacht ist es wieder soweit. Dann wird der Satan auf einem Fest ein neues Opfer bekommen. Eine junge Frau, eine Detektivin, hat sich bei mir eingeschlichen. Ich habe sie überwältigt. Sie liegt gefesselt in ihrem Zimmer, und wir brauchen nur auf die Dunkelheit zu warten, dann kann das Fest beginnen. Von ihr habe ich auch die Pistole. Sie hatte sie bei sich, jetzt braucht
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