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GK078 - Das Todeslied des Werwolfs

GK078 - Das Todeslied des Werwolfs

Titel: GK078 - Das Todeslied des Werwolfs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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als gar keine Uhr.
    »Also dann!«, brummte Brisson, der Nachtwächter, und nickte sich selbst zu. »Eine kleine Runde wird den Schlaf vertreiben.«
    Der kleine Mann mit den abstehenden Ohren und den eisgrauen Augen hatte die Aufgabe, nachts darauf zu achten, dass man auf der Baustelle kein Material stahl oder gar eine der teuren Maschinen entwendete. Für alles gibt es Liebhaber. Auch für Baumaschinen, wenn man sie unbeaufsichtigt lässt.
    Noch einmal gähnte der Mann.
    Dann öffnete er die schmale Tür der hölzernen Bauhütte und trat mit hochgezogenen Schultern in den unwirtlichen Nebel hinaus.
    Ein langer Lichtstreifen fiel aus der Hütte.
    Er legte sich schräg über den Boden. Brissons Schatten hing gestochen scharf darin. Als er die Tür hinter sich schloss, verschwanden das Licht und der Schatten des kleinen Mannes.
    Brisson wischte sich schnell über die Triefnase. Er schaltete seine Taschenlampe ein und stakte über den von Lkw-Reifen zerwühlten Bauplatz. »Diese Kälte!«, schimpfte der alte Mann. »Diese verfluchte Kälte. Zieht sich verdammt bis ins Knochenmark hinein.«
    Der Lichtfinger seiner Stablampe tanzte nervös vor ihm her. Ständig wippte er auf und ab und versuchte die grauen Nebelschwaden zu durchdringen.
    Brisson stelzte gedankenverloren an zwei mächtigen Betonmischmaschinen vorüber. Dazwischen stand eine Planierraupe, die vor zwei Tagen den Geist aufgegeben hatte und auf die Reparatur wartete.
    Zwischen mehreren hoch aufragenden Betonpfeilern gähnte eine tiefe schwarze Grube.
    Hugo Brisson ging um sie herum. Plötzlich war ihm, als hörte er ein Knirschen.
    Irritiert blieb er stehen. Seine Taschenlampe richtete sich nach links.
    Die dicken Schwaden ließen das Licht jedoch nicht durch.
    Ein Keuchen war zu hören.
    Jemand lief hastig über die Baustelle.
    Brissons Augen weiteten sich. Die Kälte war auf einmal wie weggeblasen. Eine Hitzewelle schlug über dem Nachtwächter zusammen. Die Hand, die die Taschenlampe hielt, begann zu zittern.
    Lief da jemand vor ihm davon? Nervös leuchtete Hugo Brisson hinter dem Geräusch her.
    Es entfernte sich so schnell von ihm, dass er für einen Moment lang daran zweifelte, dass da ein Mensch lief.
    Die Person bewegte sich viel zu schnell über die dunkle Baustelle.
    Man konnte kaum drei Meter weit sehen. Erstens wegen der Dunkelheit. Zweitens wegen des Nebels. Wenn jemand so rasant über die Baustelle zu hetzen vermochte, musste er Augen haben, die stärker waren als Nebelscheinwerfer. Aber was für ein Mensch war dazu imstande?
    Man konnte Hugo Brisson vieles nachsagen.
    Gewiss war er nicht einer der zuverlässigsten Nachtwächter.
    Er nahm es mit der Arbeitsmoral eher leicht.
    Doch niemand konnte mit Recht von ihm behaupten, er wäre feige. Vielleicht war es der Mut eines Unbekümmerten, der ihn beseelte.
    Jedenfalls dachte er in solchen Situationen stets: Was kann mir schon passieren?
    Und es war ihm bisher noch nie etwas zugestoßen.
    Darauf baute er auch in dieser Nacht. Er hatte keine Ahnung, wie falsch gerade heute diese Einstellung war.
    Er lief einfach in jene Richtung, in der er die Person vermutete.
    Die Reue für diese schwerwiegende Entscheidung sollte noch kommen.
    ***
    Alice Rack wankte vor der unheimlichen Erscheinung zurück. Die glühenden Werwolfaugen waren auf sie gerichtet und schlugen sie in ihren Bann. Alice wollte sich umdrehen, fortlaufen, sich in Sicherheit bringen, doch ihre Füße gehorchten nicht ihr, sondern dem schrecklichen Monster, das sie mit seinem Blick zwang, stehen zu bleiben.
    Zu Tode erschrocken musste Alice das Monster erwarten.
    Mit schrecklichen Fauchlauten schälte es sich mehr und mehr aus dem Nebel, der es wie ein weiter Umhang umwallte.
    Das Glühen und Funkeln der Augen nahm ständig zu.
    Alice wurde von einer schrecklichen Angst gepeinigt. Kalter Schweiß brach aus ihren Poren. Sie fror, obgleich ihr siedend heiß war.
    Zischend verließ der Werwolf die Baustelle.
    Mit federnden Schritten kam er näher. Die Zunge huschte gierig über seine Schnauze. Sie glänzte feucht. Das Untier hechelte hungrig. Dann kam ein markerschütterndes Knurren aus seiner heißen Kehle.
    Alice stand wie zur Salzsäule erstarrt da.
    Sie versuchte die wahnsinnige Lähmung abzuschütteln, doch es gelang ihr nicht.
    Reglos musste sie verharren, weil der Werwolf es so wollte.
    Nun riss er den Rachen auf.
    Rot wie Feuer glühte es darin.
    Und die gefährlichen Raubtierzähne blitzten und glänzten, als das scheußliche Monster

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