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GK083 - Der Henker aus dem Totenreich

GK083 - Der Henker aus dem Totenreich

Titel: GK083 - Der Henker aus dem Totenreich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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redigierte ihren Bericht.
    Ich hatte die Nacht nicht in meinem, sondern in ihrem Schlafzimmer verbracht. Ich musste lächeln, denn man sah ihr das deutlich an. Lance war Gentleman genug, um keine dumme Bemerkung darüber fallen zu lassen. Ich hätte das zwar verkraftet. Männer sind in solchen Dingen härter im Nehmen. Aber Vicky hätte er damit unnötig in Verlegenheit gebracht.
    Gegen elf traf Capitano Pedro Delgado völlig unangemeldet bei uns ein.
    Wir hießen ihn herzlich willkommen. Er bekam von Vicky Tee serviert, ich bot ihm ein Lakritzbonbon an, die er jedoch ablehnte und lieber bei Lance Selbys Zigaretten zulangte. Seine Fitness hatte viele Sprünge bekommen. Er wirkte älter als er war, sein Rücken war ein wenig gebeugt. Kein Wunder, man mutete ihm zu, ungeheuer schwere Lasten zu tragen. Es war ohnedies erstaunlich, dass er unter dieser Bürde noch nicht zusammengebrochen war.
    »Gestern Nacht hat Herrmann Wolf versucht, Selbstmord zu begehen«, erzählte uns Delgado. Wir umringten ihn und hörten ihm aufmerksam zu. »Ich weiß nicht, wieso, aber ich habe es ihm angesehen, dass er so etwas vorhatte. Meine Männer haben ihn gründlich durchsucht, aber die Rasierklinge fanden sie nicht. Da ich dieses dumme Gefühl nicht loswurde, gab ich Anweisung, man möge den Deutschen schärfstens bewachen. Wie richtig dieser Befehl war, zeigte sich zwei Stunden später. Einer der Wärter beobachtete, wie er sich die Pulsadern aufschnitt. Er wollte nicht gerettet werden, wehrte sich ungemein heftig. Zu dritt konnten sie ihn schließlich niederringen. Im Hospital brachte man die Verletzungen schnell wieder in Ordnung. Er hat nicht einmal besonders viel Blut verloren. Er wird also weiterleben müssen. Das ist für ihn eine größere Strafe als der Tod.«
    Ich erinnerte den Capitano an sein Versprechen, das er mir tags zuvor gegeben hatte.
    »Ich habe dieses Versprechen nicht vergessen, Señor Ballard!«, sagte Delgado schmunzelnd.
    Er hatte versprochen, sich um Ramon Peralta zu kümmern.
    Und er hatte sich darum gekümmert.
    Delgado holte einen voll geschriebenen Zettel aus seiner Tasche. Ich war nicht imstande, seine eigenwillige Schrift zu entziffern, deshalb wartete ich auf seine Erklärungen.
    »Er hat vor dreihundert Jahren gelebt, war zuerst Henker in Madrid und dann hier in Barcelona. Die Leute sagten ihm nach, er wäre wahnsinnig gewesen.«
    Das bezweifelte ich.
    Asmodi würde sich nicht mit ihm abgeben, wenn er wahnsinnig gewesen wäre.
    Geistesgestörte werden von Teufeln und Dämonen in panischer Furcht gemieden.
    »Ramon Peralta hat es in seinem Leben auf etwa zweitausend Hinrichtungen gebracht. Und jede neue Urteilsvollstreckung soll ihm eine ungeheure Befriedigung gewesen sein«, erzählte Pedro Delgado weiter. »Zum Unterschied von seinen Kollegen war Peralta nicht gottesfürchtig. Er lehnte Gott ab und wandte sich heimlich dem Teufel zu. Auf seinem Totenlager soll er gesagt haben, dass er Satan bitten wolle, auch nach seinem Tod noch Hinrichtungen durchführen zu dürfen. Und der Teufel hat es ihm – wie wir sehen – gestattet.«
    »Unfassbar«, sagte Vicky.
    Lance Selby nickte beipflichtend.
    Und ich schüttelte gedankenverloren den Kopf. Nun war mit einem Mal vieles klar geworden. Wir wussten, mit wem wir es zu tun hatten. Wir kannten die Gründe der geheimnisvollen, unheimlichen Garrottenmorde, wussten, dass Asmodi seine Schwefelfinger in dieser verfluchten Sache hatte. Für mich war das von Anfang an klar gewesen, wenn ich das Bild auch nicht gleich so deutlich vor Augen gehabt hatte wie jetzt.
    Pedro Delgado fuhr fort: »Hört, was ich weiter ausforschen konnte: Seit Ramon Peraltas Tod gibt es diese Serie von Garrottenmorden nunmehr zum dritten Mal. Meine Leute fanden Aufzeichnungen, aus denen eindeutig hervorgeht, dass Peralta alle hundert Jahre wiederkehrt. 1774 tötete er in Barcelona insgesamt dreißig Menschen mit seinen Garrotten. 1874 waren es sogar fünfundvierzig Menschen. Und 1974…«
    Selby wiegte den Kopf.
    »Diesmal scheint er nicht in Form zu sein«, meinte er sarkastisch.
    »Das Jahr ist noch nicht um«, sagte Vicky vorsichtig.
    »Wir haben bereits November!«, gab Lance zu bedenken.
    »Auf zwanzig Opfer kann er es noch spielend bringen, wenn er in dem Tempo weitermordet wie bisher«, warf ich ein.
    Wir waren uns einig.
    Ramon Peralta hatte genug Unheil angerichtet.
    Mir fiel eine Parallele zu einem meiner ersten gespenstischen Fälle ein.
    Ich bin ein legitimer Nachfahre eines

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