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GK083 - Der Henker aus dem Totenreich

GK083 - Der Henker aus dem Totenreich

Titel: GK083 - Der Henker aus dem Totenreich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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zerbrochen, Capitano. Er hat nicht mehr die Kraft, zu lügen. Er will sogar bestraft werden.«
    »Ich komme sofort!«, rief Pedro Delgado. Er legte den Hörer auf, drückte die Zigarette im Aschenbecher aus und hastete aus dem Büro.
    ***
    Gespenstisches Dunkel umfing mich. Ich hatte inzwischen das Ende der Treppe erreicht und befand mich nun in einem länglichen Raum.
    Ich erkannte die Umrisse eines mächtigen steinernen Sarkophags. Seine Hauptseite war mit kunstvollen Reliefs geschmückt. Ich musste mich bücken, um erkennen zu können, was sie darstellten. Es waren Schlachtenszenen und mythologische Szenen. Und immer wieder war eine kräftige Gestalt zu erkennen, die einem Delinquenten eine Garrotte um den Hals legte. Die kräftige Gestalt war der Henker. Für mich war nahe liegend, anzunehmen, dass man in diesem Sarkophag einen Henker beigesetzt hatte.
    Ich tastete mich weiter.
    Ganz kurz kam mir der Gedanke, dass es verrückt war, allein hier unten zu bleiben.
    Aber meine Neugierde drängte die Furcht weit zurück.
    Ich wollte mehr über diesen unheimlichen Henker wissen, der durch Barcelona zog und der Gerechtigkeit auf eine recht grausige Weise zu ihrem Recht verhalf.
    Ein Zischeln und Flüstern ließ mich herumfahren. Ich blickte zu jener steinernen Treppe, über die ich heruntergekommen war.
    Näherte sich jemand in diesem Augenblick der Gruft?
    Ich lauschte mit angehaltenem Atem. Wieder war dieses seltsame Geräusch zu hören. Verzerrt natürlich, weil es auf Umwegen an mein Ohr drang.
    Ich richtete mich gespannt auf. Meine Nerven vibrierten.
    Da begriff ich mit einem Mal, dass von diesen Geräuschen nichts zu befürchten war.
    Es war der Wind, der dort oben einige welke Blätter an der Gruft vorbeitrieb.
    Ich hätte beinahe laut über mich gelacht. Nun fürchtete ich sogar schon den Wind und welke Blätter. Idiotisch! , dachte ich.
    Dann wandte ich mich wieder dem steinernen Sarkophag zu. Ich ließ meine Finger über die verzierte Oberfläche gleiten. Die Kälte des Steins war mir unangenehm. Noch unangenehmer empfand ich die Tatsache, dass die Kälte auf mich überging.
    Ich wollte nicht mehr lange hier unten verweilen. Ich beschloss, bald wieder zurückzukommen. Mit Lance. Zu zweit vermochten wir die Nervosität besser unter Kontrolle zu halten. Vier Augen waren wachsamer als zwei. Vier Hände konnten besser zupacken als zwei.
    Schnell suchte ich noch nach dem Namensschild. Ich fand es da, wo der Tote seine Füße haben musste, wenn er nicht verkehrt in diesem steinernen Leichenbehälter lag.
    Der letzte Schimmer des scheidenden Tages ermöglichte es mir, die Buchstaben zu entziffern.
    Ramon Peralta 1620-1674. Das las ich. Und ich las es gleich darauf noch einmal.
    »Ramon Peralta!«, sagte ich plötzlich laut. »Den Namen habe ich doch schon mal gehört!«
    Und plötzlich wusste ich, wo ich diesen Namen schon gehört hatte. Delgado hatte diesen Namen genannt. Der Stierkampfmanager Pierre Mathieu war von einem Mann namens Ramon Peralta angerufen worden.
    Ramon Peralta.
    Ein Henker.
    Er hatte vor dreihundert Jahren gelebt. Wie war es ihm möglich, seine selbst gefällten Urteile zu vollstrecken? Darauf hatte ich nur eine einzige Antwort: Asmodi, der Fürst der Finsternis, gewährte ihm diese schrecklichen Ausflüge aus dem Totenreich. Dem wollte ich einen Riegel vorschieben.
    Bald.
    Sehr bald schon!
    ***
    Ich stieß mit Delgado und seinem Kollegen an der Haustür zusammen. Sie führten einen völlig verstörten Herrmann Wolf in ihrer Mitte. Wenn sie den Galeriebesitzer nicht gestützt hätten, wäre er zwischen ihnen vermutlich zusammengebrochen.
    Delgado verfrachtete den Festgenommen zuerst im Polizeiwagen. Dann kehrte er zu mir zurück. Ich erfuhr von Wolfs lückenlosem Geständnis und erzählte dem Capitano dann von der Entdeckung, die ich auf dem Friedhof gemacht hatte.
    Pedro Delgado versprach, sich um Ramon Peralta zu kümmern. Nicht um dessen Gruft, das durfte weiterhin meine Aufgabe bleiben. Delgado wollte in sämtlichen Archiven nachforschen lassen, die es in Barcelona gab. Ob das nun Privatarchive waren, das Polizeiarchiv oder die gut organisierten Zeitungsarchive.
    Wir trennten uns mit dem Versprechen, schon bald wieder Verbindung miteinander aufzunehmen.
    Dann fuhr der Polizeiwagen los.
    Ich schaute ihm nach, bis er nicht mehr zu sehen war. Dann betrat ich das achtstöckige Gebäude und fuhr mit dem Lift nach oben.
    Lance Selby fiel ein Stein vom Herzen, als ich klingelte.
    »Junge, ich sah

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