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GK099 - Das Bildnis des Samurai

GK099 - Das Bildnis des Samurai

Titel: GK099 - Das Bildnis des Samurai Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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Sinn ihm sagte, dass wir bei diesem Puppenmacher einige recht unliebsame Überraschungen erleben würden.
    Man kann sich vorstellen, mit welchen Gefühlen ich dann im Taxi zu Togos Werkstatt unterwegs war.
    Das Taxi brachte uns zur genannten Adresse. Ich bezahlte, und Mr. Silver und ich stiegen aus.
    Mr. Silvers Blick verfinsterte sich.
    Er starrte das Gebäude, dem wir zustrebten, geradezu feindselig an.
    Das Haus war nicht sehr groß.
    Ein grauer Himmel spannte sich darüber. Dahinter erkannte ich eine Friedhofsmauer.
    Mir war plötzlich, als wäre es hier kälter als anderswo in der Stadt, aber diese Kälte kam wahrscheinlich aus meinem Inneren.
    Obgleich ich noch nicht wusste, was uns im Haus des Puppenmachers erwartete, war ich ziemlich aufgeregt.
    Wir erreichten den Eingang.
    Aus kleinen Fenstern glotzten uns Grauen erregende Gestalten an.
    Werwölfe, Vampire, Ghouls, abscheuliche Fantasiegestalten, Nachbildungen von Frankensteins Monster, der Glöckner von Notre Dame.
    Der Anblick dieser Monster erschreckte mich. Sie sahen alle so echt aus, als könnten sie sich jeden Moment von ihrem Platz bewegen.
    Mr. Silver schaute mich unruhig an.
    »Vielleicht sollte ich lieber allein da hineingehen, Tony.«
    »Wie kommst du denn darauf?«
    »Mir kann kaum was geschehen.«
    »Mir auch nicht.«
    »Du bist ein Mensch.«
    »Während du bloß wie ein Mensch aussiehst«, nickte ich. »Trotzdem bleibe ich nicht hier draußen. Ich lass doch dich nicht allein die Schwerarbeit tun.«
    »Noch kannst du es dir überlegen, Tony.«
    »Hör auf, mir Angst zu machen!«, grinste ich meinen Freund an. »Ich komme mit.«
    Mr. Silver hob seufzend die Achseln und stieß die Tür auf.
    Über der Tür hingen einige Holzstäbchen. Sie wurden bei unserem Eintreten geschüttelt und klapperten aneinander.
    Nun wusste Togo, dass sich jemand in seinem Laden befand.
    Gleich würde er erscheinen.
    Ich hörte ihn irgendwo rumoren. Ein übler Geruch stieg mir in die Nase. Ich rümpfte sie.
    »Hier riecht's aber verdammt mies!«, flüsterte ich Mr. Silver zu, der die Tür hinter sich wieder zumachte.
    Er nickte und schaute sich misstrauisch um.
    »Kannst du was feststellen?«, fragte ich ihn.
    »Ich bin meiner Sache noch nicht hundertprozentig sicher«, erwiderte der Hüne mit dem silbernen Haar. »Irgend etwas ist hier jedenfalls faul, Tony.«
    »Vielleicht erregen diese Puppen dein Unbehagen.«
    »Ja, auch die Puppen«, raunte mir Mr. Silver zu.
    Wir schauten uns um.
    Es war düster hier drinnen. Die Horrorgestalten wirkten dadurch noch lebensechter. Sie starrten uns feindselig an.
    In jeder Puppe schien ein Fünkchen Leben zu sitzen. Man brauchte dieses Fünkchen bloß zu einem Feuer zu entfachen, dann würden sie diese Schauergestalten bewegen, als wären sie aus Fleisch und Blut. So kam es mir zumindest vor.
    »Scheußlich!«, raunte ich meinem Begleiter zu.
    Der nickte.
    Ich trat an einen Werwolf heran, der mich um einen halben Kopf überragte.
    Ich griff nach seiner Pranke.
    Sie fühlte sich an, als wäre sie von Leben durchpulst.
    Ich schaute Silver nervös an. Er hatte die Fäuste geballt, die Lippen fest aufeinander gepresst, die Augen zu schmalen Sicheln zusammengekniffen, und sein Atem ging schnell.
    Er war aufgeregt.
    »Verstehst du, warum uns Togo so lange warten lässt?«, fragte ich ihn.
    »Nein.«
    »Vielleicht hat er uns nicht eintreten gehört.«
    »Ich bin sicher, dass er das gehört hat, Tony.«
    »Wollen wir ihn in seiner Werkstatt aufsuchen?«
    »Ich bin dafür.«
    »Okay. Dann komm!«
    Ich wandte mich um.
    Da teilte sich plötzlich ein Vorhang. Das Rascheln des Stoffes ließ mich blitzschnell herumfahren.
    Ein Mann stand im düsteren Winkel. Kaum zu sehen, mehr zu ahnen.
    Er stand hoch aufgerichtet da. Als wäre er ungemein stolz. Und er bewegte sich nicht.
    Ich fühlte, wie mich seine Augen musterten.
    Und ich fühlte, dass es böse Augen waren, die mich aus der Dunkelheit heraus abtasteten.
    »Was kann ich für Sie tun?«, fragte der Mann auf Englisch.
    »Stimmt es, dass vor ein paar Tagen Mr. Tucker Peckinpah bei Ihnen war?«, fragte ich zurück.
    »Ja, Sir. Das ist richtig.«
    »Weshalb war er hier?«
    »Er wollte einige Puppen bei mir bestellen.«
    »Wie kommt es, dass Sie die Puppen so lebensecht machen können?«
    »Ich habe eben begnadete Hände.«
    »Sonst nichts?«
    »Ich verstehe Sie nicht, fürchte ich.«
    »Warum kommen Sie nicht näher? Bei uns in England ist es üblich, einem Menschen, mit dem man spricht, in die

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