GK099 - Das Bildnis des Samurai
Augen zu sehen.«
Der Mann zögerte.
Mr. Silver stieß ein heiseres Fauchen aus. Er stand dicht hinter mir.
Ich begriff.
Silver witterte einen Dämon.
Dieser Horrorpuppenmacher war ein Gesandter der Hölle.
Nun machte er einen Schritt nach vorn.
Ich erkannte ihn sofort wieder.
Es war der hässliche Kerl, der mich in der vergangenen Nacht mit einem Dolch überfallen hatte. Jener Mann, den ich aus dem Fenster auf die Straße geschleudert hatte, der den Sturz aus dem achten Stock überlebt hatte.
Ob er wusste, dass ich ihn wiedererkannte?
Er starrte mich mit unverhohlenem Hass an.
Silver wollte sich auf ihn stürzen. Doch ich ließ es nicht zu. Ich drängte den fiebernden Hünen zurück und sagte zu Akihito Togo, dem Puppenmacher: »Kennen wir uns nicht?«
»Wir?«, fragte der Japaner nervös. »Woher sollten wir uns kennen? Ich wüsste wirklich nicht…«
Dieser Kerl hatte also Kontakt mit Tucker Peckinpah gehabt.
Hatte Togo meinem Partner auf hypnotischem Wege befohlen, vor den Augen seiner Partygäste Harakiri zu begehen?
»Sie waren heute Nacht in meinem Hotelzimmer«, sagte ich.
Togo grinste mich an.
»Ich weiß nicht mal, wo Sie wohnen.«
»Auch nicht, wie ich heiße?«
»Natürlich nicht. Ich sehe Sie jetzt zum ersten Mal.«
»Sie lügen!«
Akihito Togos Augen verengten sich.
»Sagen Sie mal, wie reden Sie mit mir! Sie kommen hierher, in meinen Laden. Sie behaupten unrichtige Dinge. Ich sehe Ihnen an, dass Sie mich beleidigen wollen…«
»Warum haben Sie Peckinpah befohlen, Harakiri zu begehen?«
Togo lachte böse.
»Das wird ja immer schöner! Sie sind ja von Sinnen!«
»Ich warne Sie, Togo. Sie haben noch eine letzte Chance, mir die Wahrheit zu sagen. Wenn Sie diese Gelegenheit ungenützt lassen, halte ich Mr. Silver nicht mehr länger zurück. Er wird aus Ihnen herauskriegen, was wir wissen wollen, verlassen Sie sich darauf!«
Akihito Togo schüttelte wütend den Kopf, »Verdammt, ich habe keine Ahnung, wovon Sie reden, Ballard!«
»Ach! Und wieso wissen Sie plötzlich, wie ich heiße? Sie sagten doch vorhin, dass Sie mich jetzt zum ersten Mal sehen. Auf einmal reden Sie mich mit meinem Namen an!«
»Sie haben Ihren Namen doch genannt.«
»Wann?«
»Vorhin!«
»Ich weiß genau, was ich gesagt habe, Togo!«, knurrte ich gereizt. »Meinen Namen habe ich mit voller Absicht verschwiegen!«
Togo streckte die Hand aus.
»Gehen Sie, Ballard! Verlassen Sie auf der Stelle mein Haus, Ballard!«
»Ich gehe erst, wenn ich erfahren habe, was ich wissen will, Togo.«
»Ich werde Ihnen nichts sagen! Kein Sterbenswörtchen. Sie haben den weiten Weg umsonst gemacht!«
Ich schaute mich zu Silver um. Der war hypernervös geworden. Seine Backenmuskeln zuckten ununterbrochen. Er schnaufte. Er konnte sich kaum noch beherrschen.
»Silver!«, sagte ich eiskalt. »Bring ihn zum Reden!«
»Ja, Tony!«
Dann schnellte er auf Akihito Togo zu.
Als der Japaner von Mr. Silver gepackt wurde, stieß er ein teuflisches Knurren aus. Seine Augen wurden zu glühenden Kohlen.
Er fauchte, ein gelblicher Brodem stieg aus seiner Kehle. Die Finger wurden mit einemmal zu messerscharfen Krallen. Die setzte er sofort gegen Silver ein.
Doch die Krallen vermochten dem Hünen nichts anzuhaben. Sie ratschten über Silvers Gesicht, ohne eine Spur zu hinterlassen. So, als wären die Klauen über Metall gefegt.
Mein Freund knallte dem Dämon seine mächtige Faust zwischen die Augen.
Togo brüllte wütend auf.
In seinem Mund blitzte ein gefährliches Wolfsgebiss.
Er wuchtete vorwärts und warf sich auf Silvers muskulösen Hals.
Mit einem wütenden Knurren schlug er die Zähne in Silvers Halsschlagader.
Er wollte sie aufreißen, doch es gelang ihm nicht.
Ich sah, wie sich Silvers Haut verhärtet hatte. Sie war zu blankem Silber geworden. Nicht überall, sondern nur da, wo der Dämon zugebissen hatte.
Nun riss der Hüne die mordgierige Bestie mit einem wilden Ruck von seinem Hals weg.
Er schmetterte Togo die Faust in die Magengrube.
Das Monster klappte in der Mitte zusammen, ein markerschütterndes Röhren ausstoßend.
Silver ließ seine Handkante nun wie ein Fallbeil auf Togos Nacken herabsausen.
Der Dämon knallte mit dem Gesicht auf den Boden.
»Genug, Silver!«, rief ich.
Aber der Hüne war so in Rage, dass er sich auf Akihito Togo warf und ihm mit einem blitzschnellen Ruck das Genick brechen wollte.
»Nein!«, brüllte ich erregt. »Lass ihn leben, Silver!«
»Ich muss ihn töten!«, fauchte mein
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